Von Alexander Wallasch
Geht Journalismus heute so? Matthias Meisner startete in der „taz“ seine Wutrede über Kabarettistin Lisa Fitz unter der Schlagzeile „Schwurbelei in der ARD“ mit folgenden diffamierenden Sätzen:
„Negativ aufgefallen ist die Kabarettistin Lisa Fitz nicht zum ersten Mal. Aber in der Coronakrise gleitet ihre Empörung häufiger noch als früher ab in Schwurbelei.“
Es geht der „taz“ hier um die gezielte Diskreditierung von Lisa Fitz. Dass es auch zum Wesen des politischen Kabaretts gehört, „negativ“ aufzufallen, ist dem Autor hier vollkommen gleich. Aber worum geht’s? Was ist der Stein des Anstoßes? Was bringt das Journalisten-Kabarett so in Rage?
Lisa Fitz hatte in der ARD-Sendung „Spätschicht“ (Südwestrundfunk) im November 2021 unter anderem von über „5.000 Corona-Impftoten“ in Europa gesprochen. Immerhin die europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) hatte diese Zahl unter „Verdachtsfälle“ abgelegt.
Nach gezielten Protesten – achten Sie bitte auf die Wortschöpfung des SWR – „depublizierte“ der Sender die betreffende „Spätschicht“-Folge und fühlte sich genötigt zu erklären:
„Die Meinungsäußerungsfreiheit gilt jedoch nicht unbegrenzt, sondern endet auch in einer Comedy- oder Satiresendung bei falschen Tatsachenbehauptungen.“
Die „taz“ kritisierte im Rahmen ihrer Fitz-Abwatsche unter anderem auch, die Kabarettistin würde Omikron verharmlosen:
„In ihrem TV-Auftritt prangert Fitz die Warnungen vor der Corona-Variante Omikron als ‚Panikmache‘ an und macht sich über Ängste der Menschen lustig.“
Aber was wäre die Gegenthese? Dass Omikron gefährlich ist? Heute weiß man, dass diese Aussage falsch ist. Hier sei nur erinnert an Ärztekammer-Chef Montgomery, der beim Auftauchen von Omikron geäußert hatte, die Mutante könne „so gefährlich wie Ebola“ werden. Und um weitere Varianten zu verhindern, werde es nötig sein, die Welt noch jahrelang zu impfen, sagte Montgomery. Die Panikmache des neuen Bundesgesundheitsministers muss hier gar nicht mehr ergänzend aufgeführt werden.
Politik und Funktionäre bieten demnach reichlich Stoff für Journalisten, ihrem Auftrag als aufmerksame, sogar als ätzende investigative vierte Gewalt im Staat gerecht zu werden. Stattdessen gerät eine ausdrücklich mit dem Auftrag der Zuspitzung ausgestattete politische Kabarettistin ins Visier solcher Zeitungen.
Lisa Fitz ist das alles jetzt zu bunt geworden, sie hat Sender und Sendung den Rücken gekehrt. Eine selbstbewusste Akteurin trifft eine couragierte Entscheidung. Die Frage bleibt: Sollte die Kabarettistin hier gezielt gemobbt werden?
Die „taz“ und andere regten sich maßlos auf. Dabei hat Lisa Fitz einfach nur ihre Arbeit erledigt.
Sie dichte Politikern eine „Impfotenz“ an und spreche davon, dass die „Impfpflicht der ‚feuchte Traum‘ der Pharma-Konzerne“ sei. Und damit mache sie sich über Menschen lustig, „die sich Sorgen machen wegen der Ausbreitung von Omikron“, jammert weiter die „taz“.
Aber nein, Fitz macht sich über Pharmakonzerne und ihre Lobby lustig. Und sie macht es zur Erheiterung jener Menschen, die so verunsichert und verängstigt werden.
Dankenswerterweise zitiert besagte linkspopulistische Zeitung aus dem öffentlich-rechtlich „depublizierten“ Programm von Liza Fitz:
„Da wird geboostert und geroostert und geschustert, nach Delta und Omikron kommt die Xanthippen- und die Zombie-Mutante aus Usbekistan, Tadschikistan, Kirgisistan und Dings-was-weiß-ich-Vergiss-es-dann. Hauptsache, die Panik bleibt frisch.“
Jetzt hat die umstrittene Kabarettistin – und „umstritten“ zu sein, ist im politischen Kabarett erster Beleg erfolgreicher Arbeit – jetzt hat Lisa Fitz dem SWR die Zusammenarbeit aufgekündigt:
„Nach jahrzehntelanger Zusammenarbeit hätte ich mir sehr gewünscht, dass sich die SWR-Direktion hinter mich stellt, mir die Möglichkeit einer konstruktiven Korrektur einräumt.“
Die Kabarettistin will es nicht darauf beruhen lassen, sie habe eine Recherche zu Impfschäden und Impftoten in Auftrag gegeben, welche die Zahlen der Verdachtsfälle bestätige. Sie will damit bald an die Öffentlichkeit gehen. Lisa Fitz bleibt bei ihrer Pharma- und Impfkritik und beendet die Zusammenarbeit mit den Öffentlich-Rechtlichen.
Der SWR würdigt die Zusammenarbeit mit dem ziemlich missglückten Versuch einer kabarettistischen Einlage: „Der SWR bedauert die Entscheidung von Lisa Fitz und hätte die langjährige sehr anregende Zusammenarbeit mit ihr gerne fortgesetzt“, sagte Clemens Bratzler, SWR-Programmdirektor Information.
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Alexander Wallasch ist gebürtiger Braunschweiger. Er schrieb schon früh und regelmäßig Kolumnen für Szene-Magazine. Wallasch war 14 Jahre als Texter für eine Agentur für Automotive tätig – zuletzt u. a. als Cheftexter für ein Volkswagen-Magazin. Über „Deutscher Sohn“, den Afghanistan-Heimkehrerroman von Alexander Wallasch (mit Ingo Niermann), schrieb die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung: „Das Ergebnis ist eine streng gefügte Prosa, die das kosmopolitische Erbe der Klassik neu durchdenkt. Ein glasklarer Antihysterisierungsroman, unterwegs im deutschen Verdrängten.“
Bild: Screenshot Live-Stream vom 16.12.2021 mit dem aktuellen Beitrag von Lisa Fitz
Text: wal
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