Von Kai Rebmann
Was für wirre Zeiten! Eltern, die ihre Kinder im Indianer-Kostüm zum Schulfest oder auf den Fasching schicken, sehen sich dem Vorwurf der „kulturellen Aneignung“ ausgesetzt, was auch immer das sein soll. Eine Mutter, die ihrem Sohn von Kindesbeinen eintrichtert, er sei ein Mädchen und diesen im Alter von zehn Jahren zum „jüngsten Transgender-Model der Welt“ macht, wird von Medien und Gesellschaft hingegen gefeiert. Was vor nicht allzu langer Zeit wohl noch mit Entzug des Sorgerechts und Gefängnis bestraft worden wäre, wird heute mit der Aussicht auf Millionenverträge belohnt.
Noella McMaher ist zehn Jahre alt und als Junge zur Welt gekommen. Kurz nach der Geburt ihres Sohnes haben sich die leiblichen Eltern des Kindes getrennt. Im Jahr 2019 verliebte sich Noellas Mutter Dee in den zwei Jahre jüngeren Ray. Dee bezeichnet sich inzwischen als „männlicher Trans-Mann“, während Ray eine biologische Frau ist, die sich als „Transgender“ identifiziert. Da ist es sicher nur ein kurioser Zufall, dass Dee den Geschlechtseintrag ihres Sohnes beim Standesamt von „Junge“ zu „Mädchen“ ändern ließ – und zwar ziemlich genau zu jener Zeit, als sie ihre heutige Partnerin kennenlernte. Angeblich, so beteuert Dee, habe ihr Sohn schon im Alter von zweieinhalb Jahren gewusst, dass er eigentlich ein Mädchen sei und dies auch immer wieder so geäußert. Wer selbst Kinder hat, der weiß freilich sehr gut, was von solchen Behauptungen zu halten ist und wie diese einzuordnen sind.
Eltern führen ihr Kind auf der New York Fashion Week vor
Man kann den Eltern des Jungen – Ray wird in verschiedenen Medien als dessen „Vater“ bezeichnet – nun viel vorwerfen, aber auf keinen Fall mangelnden Geschäftssinn. Dee und Ray haben längst erkannt, dass wir in einer Welt leben, deren ethischen und gesellschaftlichen Wertevorstellungen völlig aus den Fugen geraten sind und in der sich mit ihrer „Geschichte“ viel Geld verdienen lässt. Noella ist da nur Mittel zum Zweck, das Kindeswohl hat gegenüber den Interessen der Eltern zurückzustehen. Und so kam es, dass der Junge vor wenigen Tagen seine Premiere auf der New York Fashion Week feierte. Wer als halbwegs Normaldenkender jetzt aber mit einem medialen Sturm der Entrüstung über diese moderne Form des Kindesmissbrauchs gerechnet hat, sah sich gewaltig getäuscht.
RTL sieht das Kind erst am Anfang einer „Turbo-Karriere“ stehen und jubelte: „Jüngstes Transgender-Model der Welt erobert den Laufsteg.“ Noella, die von ihrer Mutter „viel Unterstützung in ihrer Entwicklung“ erfahre, könne sich vor Angeboten kaum noch retten und sei schon für die Fashion Week in Paris gebucht worden, um auch an der Seine „über den Catwalk“ zu laufen, freut sich RTL. Zugegeben, von RTL war in dieser Hinsicht wohl nicht viel mehr zu erwarten. Aber selbst die einst eher konservative ‚Bild‘ berichtete weitgehend kritikfrei über den neuen „Star“ am Model-Himmel. Und der britische Mirror zitiert einen Branchenkenner, der davon ausgeht, dass der Junge „im kommenden Jahr ein bis zwei Millionen“ verdienen kann. Ob es sich dabei um Pfund, Dollar oder Euro handelt, blieb zwar offen – den Eltern von Noella wird es aber egal sein.
Spätestens an dieser Stelle fragt man sich: Was ist eigentlich mit dem leiblichen Vater dieses bedauernswerten Kindes? Den gibt es natürlich auch, in der medialen Berichterstattung wurde diesem jedoch die Rolle des Bösewichts zugedacht. Dieser sei gegen die „soziale Anpassung“ seines Sohnes gewesen und habe versucht, das Kind in einen Schlafanzug für Jungen „zu zwingen“, wie der Mirror schreibt. Dabei habe der Vater Noella den Arm gebrochen, was dieser vor Gericht auch eingeräumt habe. Viel mehr erfährt die Öffentlichkeit nicht. Es ist aber offensichtlich, dass das Bild eines gewalttätigen Vaters gezeichnet werden soll, der seinen Sohn schwer misshandelt hat. Es muss zwar im Bereich der Spekulation bleiben, aber man kann sich ebenso gut einen zutiefst verzweifelten Mann vorstellen, der sich für seinen Sohn nichts weiter als eine normale, möglichst unbeschwerte Kindheit wünscht und dabei offenbar übers Ziel hinausgeschossen ist.
Eine Gesellschaft im Würgegriff der Transgender-Ideologie
Aber wie konnte es so weit kommen, dass Eltern, die ihr Kind für eigene Zwecke missbrauchen, nicht nur Millionen verdienen können, sondern dafür von Gesellschaft und Medien auch noch gefeiert werden? Das Problem ist, dass vielen Menschen in der westlichen Welt die Perversion eines solchen Handelns gar nicht mehr auffällt. Teenager, die sich in einen Vertreter des anderen Geschlechts verlieben, fragen sich inzwischen, ob mit ihnen noch alles in Ordnung ist. Sogenannte „Drag-Queens“, die Vierjährigen Geschichten aus Kinderbüchern vorlesen, gehören längst zur Tagesordnung. Und selbst im Kinderfernsehen wird den Jüngsten unserer Gesellschaft vorgegaukelt, dass eine Geschlechtsumwandlung das Normalste der Welt sei.
Den Anhängern der Transgender-Ideologie ist es gelungen, einflussreiche Verbündete um sich zu scharen. Ehemals politisch und ideologisch neutrale Verbände wie der DFB und selbst die Kirchen gehören längst zu den Unterstützern der Regenbogen-Community. Gefühlt jede Woche findet in irgendeiner anderen Stadt ein Christopher-Street-Day (CSD) statt, so dass das Thema in Medien und Gesellschaft fast zwangsläufig omnipräsent vertreten ist. Dabei geht der „Ur-CSD“ auf Ereignisse zurück, die sich am 28. Juni 1969 in der Christopher Street im New Yorker Stadtteil Greenwich Village zugetragen haben. Beim damaligen Stonewall-Aufstand protestierten Homosexuelle, überwiegend mit afrikanischen und hispanischen Wurzeln, gegen Polizeigewalt und -willkür.
Dieser historische Hintergrund des CSD dürfte den meisten Mitgliedern der LGBTQXYZ-Bewegung eher unbekannt sein. Denn heute geht es längst nicht mehr um die Wahrung der Interessen einer sexuellen und/oder ethischen Minderheit. Es geht um die Indoktrinierung und Unterwerfung der Gesellschaft in der westlichen Welt. Jüngstes Beispiel dafür war der CSD am vergangenen Wochenende in Chemnitz. Bei ihrem Auftritt auf der Veranstaltung wagte es Dagmar Ruscheinsky (parteilos), die Gendersprache zu kritisieren. Die Sozialbürgermeisterin der Stadt hing wohl dem naiven Glauben an, so etwas vor einem Publikum, das eigenem Bekunden zufolge für Vielfalt und Toleranz stehen will, ungestraft sagen zu können. Robert Lutz, einer der Veranstalter des CSD in Chemnitz, belehrte Ruscheinsky eines Besseren und drohte der Politikerin unverhohlen mit Konsequenzen und kündigte eine Beschwerde bei Oberbürgermeister Sven Schulze (SPD) an.
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
Bild: Screenshot Bild YoutubeText: kr
mehr von Kai Rebmann auf reitschuster.de