Von reitschuster.de
Die EU hat sich bis Ende 2023 mit so viel Impfstoff eingedeckt, dass jeder Bürger – vom Säugling bis zum Greis – rein statistisch mindestens viermal geimpft werden könnte. Allein bei Biontech wurden für eine Bevölkerung von knapp 450 Millionen Menschen rund 1,8 Milliarden Dosen bestellt. Das ist einer der wesentlichen Eckpunkte des Vertrags, den EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit Pfizer-Chef Albert Bourla offenbar in einem Hinterzimmer ausgehandelt hat. Deutschland gehört mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach an der Spitze zu den größten und mit Sicherheit auch willigsten Abnehmern dieser Vakzine. Folge: Immer öfter wandern immer mehr Dosen der verfallenen Impfstoffe auf den Sondermüll. Böse Zungen behaupten indes, dass sie dort auch am besten aufgehoben sind.
Ende September war es wieder einmal soweit – in Deutschland sind 4,6 Millionen Dosen Impfstoff der Hersteller Moderna und Novavax abgelaufen. Das musste eine Lauterbach-Sprecherin gegenüber der „WamS“ einräumen. Dabei dürfte es sich jedoch nur um die Spitze des Eisbergs handeln. Wie es in dem Bericht weiter heißt, würden die für Deutschland bestimmten Impfstoffe „zentral gelagert“. Der aktuelle Lagerbestand beläuft sich den Angaben zufolge auf nicht weniger als 101 Millionen Dosen. Damit wird auch klar, warum plötzlich wieder Impfbusse losgeschickt und ähnlich verzweifelt wirkende Aktionen gestartet werden, um die Impfkampagne doch noch irgendwie zu retten.
Problem: Es wird völlig ignoriert, dass den Impfstoff kaum noch jemand will. Selbst in Großstädten lässt sich pro Tag bestenfalls noch eine zweistellige Anzahl an Impfwilligen finden. In Teilen der Bevölkerung hat offenbar ein Umdenken eingesetzt, was die Wirksamkeit dieser „Impfstoffe“ angeht. Selbst Markus Beier, der Chef des Deutschen Hausärzteverbands, musste einräumen: „Es gibt eine Verunsicherung in der Bevölkerung, was weitere Impfungen überhaupt noch bringen. Dabei stärken sie weiterhin den Schutz vor schweren Verläufen.“ Eben dieser Eindruck wurde in dieser aktuellen Studie aus Großbritannien bestätigt. Und auch die Annahme des Mediziners, dass insbesondere die Vulnerablen „mit einer weiteren Dosis geschützt“ werden müssten, ist angesichts der Ergebnisse der oben zitierten Studie nicht mehr haltbar.
Selbst geschenkt ist noch zu teuer
Für Karl Lauterbach muss diese Erkenntnis besonders bitter sein. Schließlich haben der Bundesgesundheitsminister und die ihm unterstellten Behörden wahrlich nichts unversucht gelassen, die Impfstoffe irgendwie vor der Entsorgung zu bewahren. Im August 2022 wurde bekannt, dass das Verfallsdatum des Biontech-Produkts sozusagen per Federstrich um drei Monate verlängert wurde – ganz einfach, weil man es kann. Während die meisten anderen Länder um uns herum ihre Impfempfehlungen sukzessive zurückschrauben und insbesondere den jüngeren Altersgruppen gar kein „Impfangebot“ mehr machen, bleibt Deutschland sich und seinem Sonderweg treu.
Dass es auch ganz anders geht und Impfstoffe tatsächlich auch bedarfsorientiert bestellt werden können, zeigt das Beispiel Südtirol. „Die Neue Südtiroler Tageszeitung“ ließ sich von dem regional zuständigen Impfkoordinator Patrick Franzoni erläutern, wie das mit der Verteilung der Impfstoffe in Italien abläuft. „Wir haben ungefähr 70.000 Impfdosen auf Lager, die wir jeweils in regelmäßigen Abständen aus Rom erhalten“, so Franzoni. Der Südtiroler erklärt diese vornehme Zurückhaltung hauptsächlich damit, dass auch er habe feststellen müssen, dass „Impfwillige fehlen“. Daher muss auch in Italien immer wieder Impfstoff entsorgt werden – auf die eine oder andere Weise.
Auf die Frage, was mit abgelaufenem Impfstoff in der EU geschieht, antwortete Franzoni: „Kurz bevor die Dosen verfallen, werden sie zurückgezogen und an ärmere Länder verteilt, die nicht die finanziellen Möglichkeiten haben, die Impfstoffe selbst zu kaufen.“ In diesen Regionen, die der Experte vorwiegend in Afrika verortet, liege die Impfquote lediglich bei rund 25 Prozent, weshalb dort keine Herdenimmunität erreicht werden könne und der Nährboden für neue Varianten geschaffen werde, glaubt Franzoni. Übersehen wird dabei jedoch, dass es in diesen Ländern sowohl an der notwendigen Infrastruktur (lange Transportwege, Kühlung bei minus 80 Grad) fehlt als auch am Willen der Bevölkerung. Man kann wohl getrost davon ausgehen, dass die Menschen in der Dritten Welt ganz andere Alltagssorgen haben als Corona.
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