„Wo waren Artikel wie dieser vor zwei Jahren? Jetzt ist es zu spät!“ Mit dieser Bemerkung schickte mir ein Leser einen Link auf ein Interview in der „Welt“, das vor eben diesen zwei Jahren noch als Ketzerei gegolten hätte und damals undenkbar war in einem großen Medium. Und das auch leider nur unter „ferner liefen“ präsentiert wird. Was einerseits besser ist als nichts. Aber andererseits auch symbolträchtig für die (Nicht-)Aufarbeitung der Corona- und Impfpolitik in Deutschland steht.
In dem Gespräch, das leider hinter einer Bezahlschranke steht, berichtet der Harvard-Forscher Hussain Lalani, dass weltweit sage und schreibe 32 Milliarden Dollar aus öffentlichen Mitteln für die mRNA-Impfstoffe ausgegeben wurden. Die Impfstoffe wurden demnach vom Staat und damit auch zu einem großen Teil aus Steuergeldern finanziert, während die Patente und die riesigen Gewinne den Herstellern gehören. Fazit: Es waren dreiste Deals, die wir erlebt haben. Und die bis heute nicht aufgearbeitet wurden. Kommen von der Leyen, Lauterbach, Spahn, Merkel & Co. also damit durch?
Die Raffgier geht sogar noch weiter. Biontech/Pfizer und Moderna wollen statt aktuell rund 20 US-Dollar in den USA künftig 110 bis 130 US-Dollar für jede mRNA-Covid-Impfdosis verlangen. Ist das gerechtfertigt? „Das wäre eine Preiserhöhung um 650 bis 800 Prozent“, kritisiert der Forscher von der US-Elite-Universität: „Das ist ein fragwürdiges und extrem umstrittenes Geschäftsgebaren. Zumal die Herstellungskosten nur zwischen ein und drei Dollar liegen. Moderna und Pfizer/Biontech haben mit ihren Covid-Impfstoffen bisher über 100 Milliarden US-Dollar eingenommen. Das ist 20-mal mehr als das Budget der Weltgesundheitsorganisation für 2020 und 2021.“
Auf die Frage, ob die Impfstoffe faktisch steuerfinanziert waren, antwortete Lalani der „Welt“: „Das war die größte Überraschung unserer Recherche. In den USA ist die Bewunderung für die Pharmahersteller groß, wie schnell sie mit den Covid-Impfstoffen zur Hand waren. Es gilt als das Wunder der Pandemie, dass die Vakzine in rasend schneller Zeit entwickelt wurden. Aber das stimmt so nicht. Entwicklung und Vorarbeit haben schon vor mehr als drei Jahrzehnten begonnen.“
Die USA haben demzufolge bereits mehr als drei Jahrzehnte lang in die Entwicklung der mRNA-Technologie investiert: „Zwischen 1985 und 2019 waren das rund 337 Millionen Dollar. Diese Schätzung ist bewusst vorsichtig. Vermutlich sind in dieser Zeit indirekt zusätzliche 5,9 Milliarden Dollar an Forschungsgeldern geflossen“, so Lalani zu der Zeitung.
Völlig andere Dimensionen
Auf die Frage, ob je vergleichbare Summen in andere Arzneien geflossen sind, antwortete der Forscher: „Wir haben es hier mit historischen Investments zu tun, einem 32 Milliarden-Dollar-Geschenk. Moderna bekam 18 Milliarden, die das Unternehmen vor allem in klinische Versuche und Produktion investiert hat, 13,1 Milliarden bekamen Pfizer/Biontech. Auch andere Impfstoffe wurden schon mit viel Geld gefördert, aber hier liegen die Dimensionen völlig anders.“
So gab es zwischen 2004 bis 2013 rund 220 Millionen Dollar für einen Ebola-Impfstoff und 2015 darüber hinaus noch einmal rund 500 Millionen Dollar in die Ebola-Bekämpfung. 369 Millionen Dollar flossen in einen Tuberkulose-Impfstoff, 439 Millionen in ein Vakzin gegen Malaria, so Lalani. Neben mindestens 2,366 Milliarden Fördermittel von der US-Regierung gab es demnach 29,2 Milliarden Dollar an garantierten Zahlungen. „Moderna und Pfizer konnten auf Zusagen für Millionen von Impfdosen bauen“, führt der Forscher aus: „Man könnte das beschönigt ungefähr so ausdrücken: Es gab kein finanzielles Risiko.“ Seine Forderung: „Wir sind der Meinung, dass transparent werden muss, was damals geschah. Die Öffentlichkeit hat ein Recht auf Einsicht in diese Geheimverträge. Jeder soll nachlesen können, was da vereinbart wurde.“
Lalani kritisiert auch, dass die Hersteller sich weigern, die detaillierten Patientendaten ihrer klinischen Studien offenzulegen: „Wenn Steuergelder im Spiel sind, sollte maximale Transparenz herrschen. Es ist auch eine Frage der Patente: Wenn die US-Regierung eine Technologie maßgeblich finanziert, dann sollte sie auch die Kontrolle über ihr geistiges Eigentum behalten.“
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