Sie hat wieder zugeschlagen. Die „Mumie“ – wie US-Präsident Joe Biden in bestimmten Kreisen inzwischen genannt wird. Dort heißt es, die realen Entscheidungen für die USA treffe Ex-Präsident Barack Obama, unter dem der heute 81-Jährige einst Vize-Präsident war – mit einem engen Kreis von Getreuen. Ob das eine Verschwörungstheorie ist oder Realität, kann ich nicht mit der nötigen Sicherheit beurteilen. Fakt scheint jedenfalls, dass die geistigen Aussetzer des angeblich mächtigsten Mannes der Welt inzwischen ein Ausmaß erreicht haben, das die Frage nach seiner Amtsfähigkeit geradezu zwingend macht.
Das neueste Beispiel: Joe Biden ist der Ansicht, François Mitterrand sei immer noch Präsident Frankreichs. Dabei starb dieser bereits 1996 – vor mehr als einem Vierteljahrhundert. Bei einer Wahlkampfveranstaltung in Las Vegas erzählte Biden eine Geschichte über den G7-Gipfel im Juni 2021 in England: „Gleich nachdem ich gewählt wurde, ging ich zu einem G7-Gipfel nach Südengland. Und ich setzte mich hin und sagte: ‚Amerika ist zurück!‘ und Mitterrand aus Deutschland – ich meine Frankreich – sah mich an und fragte: ‚Wie lange sind Sie zurück?‘“
Tatsächlich war damals als französisches Staatsoberhaupt natürlich nur Emmanuel Macron anwesend – wenn man nicht an Gespenster glaubt.
Die Liste der Fehler und Aussetzer von Biden ist schier endlos. Besonders pikant: Im Juli 2023 sagte er, dass „mehr als 100“ Amerikaner seit Ausbruch von Covid-19 an dem Virus verstorben seien. Sein Amt berichtigte Biden später und sprach von „über einer Million“. Hat seine Gedächtnisschwäche hier Dinge offenbart, die verborgen bleiben sollten? Zumindest Kritiker der Corona-Politik werden das argwöhnisch fragen.
Kurz zuvor verwechselte Biden, der dieses Jahr erneut für das Weiße Haus kandidieren will, den Krieg in der Ukraine mit dem im Irak. Er sagte wörtlich, dass Wladimir Putin „den Krieg im Irak verliert“.
Mit Toten redet Biden in seiner Vorstellung nicht das erste Mal. „Wie fit ist er noch? Biden spricht mit Toter … obwohl er erst im August selbst kondoliert hatte“ – so lautete die Überschrift eines Artikels von mir vom vergangenen September. Im Juni 2023 verwechselte er die indische Nationalhymne mit der amerikanischen – in den USA, wo nationale Symbole eine ganz andere Bedeutung haben als in Deutschland, ein besonderer Affront.
Ich will Sie hier nicht mit der langen Liste der Aussetzer von „Sleepy Joe“ – dem „schläfrigen Joe“, wie ihn seine Gegner spöttisch nennen, nerven. Eine aktuelle Zusammenfassung von mir finden Sie hier. Zumindest der Unterhaltungswert der Fehler ist höher als bei denen von deutschen Politikern.
Inzwischen können auch die deutschen Medien über die Zweifel an dem Geisteszustand des US-Präsidenten nicht mehr wie früher auf Sparflamme berichten – allzu offensichtlich sind sie. „Der verheerende Bericht über Bidens Gedächtnislücken könnte ein Wendepunkt sein“, titelt etwa das „Handelsblatt“: „Erleben die USA einen zweiten Hillary-Clinton-Moment? Unter anderem wegen ihres E-Mail-Skandals verlor sie 2016 gegen Trump. Jetzt bescheinigt ein Sonderermittler US-Präsident Biden Gedächtnisschwund.“
Dabei sollte es eigentlich eine gute Nachricht für Biden werden: Nach Abschluss einer einjährigen Untersuchung um geheime Regierungsakten, die er widerrechtlich in seiner Garage aufbewahrt hatte („neben einem Hundebett, Blumenerde und Brennholz“), wurde er zwar „rein juristisch betrachtet entlastet“, wie das Blatt schreibt: Doch der Abschlussbericht des Sonderermittlers Robert Hur liefert dafür viel heikleren Sprengstoff. Auf 300 Seiten zeichnet er ein vernichtendes Bild von Bidens geistigem Zustand: Hur stellt den 81-jährigen Präsidenten als „älteren Mann mit schlechtem Gedächtnis“ dar und führt in mindestens neun Passagen detailliert aus, was das bedeutet“, so das Handelsblatt.
Biden hat sich demnach etwa während einer fünfstündigen Befragung am Tag nach der Attacke auf Israel am 7. Oktober 2023 „an simple Dinge nicht erinnern“ können: „Etwa, wann seine Amtszeit als Vizepräsident geendet habe, an Grundzüge des Afghanistankriegs und sogar in welchem Jahr sein Sohn Beau Biden gestorben sei“, wie Hur schreibt.
Die Folgen aus all dem bringt das „Handelsblatt“ in einer Überschrift eines weiteren Artikels zum Ausdruck – mit folgenden Fragen: „Wer könnte Joe Biden kurzfristig ersetzen? Bei den US-Demokraten wächst die Sorge, der 81-jährige Joe Biden könnte zu alt für eine zweite Amtszeit sein. Aber wer wäre dann dazu in der Lage, es mit Donald Trump aufzunehmen?“
Die Antwort ist für Biden tröstlich – wenn er sie versteht: „Einen ‚Plan B‘ für eine Biden-Nachfolge gibt es nicht, die Demokraten halten an ihrem Präsidenten fest, er kann sich der Unterstützung praktisch aller hochrangigen Parteimitglieder sicher sein. Ein internes Umschwenken kurz vor der Wahl, so die Furcht von Strategen, könnte die Demokraten so sehr schwächen, dass sie in einem existenziellen Kampf gegen Trump keine Chance hätten.“
Das Problem dabei: In den Augen einer Mehrheit der US-Bürger, auch derer, die mit den Demokraten sympathisieren, war Biden schon vor dem Hur-Bericht zu alt für eine zweite Amtszeit. Die Zweifel an seiner Amtsfähigkeit dürften nun noch einmal wachsen.
Sollte die Theorie zutreffen, dass Ex-Präsident Obama mit seinen Einflüsterern massiven Einfluss auf die „Mumie“ hat, müsste Obama & Co. jedoch alles daran gelegen sein, Biden und damit sich selbst weitere vier Jahre an der Macht zu bescheren.
Auch wenn die Folgen für Amerika verheerend sein dürften.
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