Früher hätte die CSU Veranstaltungen wie die Parade zum Christopher-Street-Day bekämpft. Heute biedert sie sich an und ist beleidigt, wenn ihre Anbiederung keine Früchte trägt – und die Veranstalter sie trotz des Buckelns nicht dabei haben wollen. Die CSD-Parade, auch „Polit-Parade“ genannt, ist laut Eigenwerbung eine Demonstration für die Rechte von „Schwulen, Bisexuellen, Transgender, Intersexuellen und queeren Menschen“. Bei dem Umzug werben die den sexuellen Minderheiten und ihnen nahestehende Vereinigungen für ihre politischen Ziele.
Die Münchner CSU hat ihre Ausladung von der CSD-Parade in der Landeshauptstadt scharf kritisiert, wie die Münchner Abendzeitung (AZ) jetzt berichtet. Der Vorsitzende der Stadtratsfraktion, Manuel Pretzl, klagte demnach weinerlich: „Nach vielen Gesprächen in den letzten Jahren habe ich leider den Eindruck, dass einige CSD-Vertreter gar keinen respektvollen Dialog führen wollen.“
Ganz anbiedernd betonte Pretzl dem Bericht zufolge, seine Fraktion unterstütze regelmäßig „die Interessen der LGBTIQ-Community“. Beispielsweise mit einem eigenen Positionspapier, Veranstaltungen und bei „etlichen Stadtratsbeschlüssen zu queeren Themen“. Dem pflichtete sein Fraktionskollege Hans Theiss bei, wie es in dem Bericht weiter heißt: „Die CSD-Veranstalter würden demnach nicht die Vielfalt der LGBTIQ-Community abbilden, die auch ‘viele konservative Menschen‘ beinhalte.“
Wie bitte?
Toleranz sei keine Einbahnstraße, so CSU-Mann Theiss zur AZ. Die einst stolze CSU bettelt also um „Toleranz“ von Rot-Grün-Woke. Das kann man sich nicht ausdenken!
Die Veranstalter verteidigten im Gespräch mit der AZ die Ausladung für die Christsozialen, in schlimmem Gender-Deutsch: „Grundlegende Voraussetzung für alle Teilnehmenden ist, dass sie sich für gleiche Rechte und gesellschaftliche Akzeptanz von allen queeren Menschen engagieren.“ Die CSU falle da nicht darunter, weil sie das Selbstbestimmungsgesetz ablehne, die Gendersprache und weil sie einen „polemisierenden Absatz zu Identitätspolitik und Wokeness“ in ihrem Grundsatzprogramm habe. Dort stehe etwa, diese Phänomene seien „illiberales Spießertum“ und dürften deswegen „keine kulturelle Hegemonie“ erlangen.
Dabei kümmert die CSU-Oberen ihr eigenes Grundsatzprogramm offenbar einen feuchten Kehricht, wenn es um die Anbiederung an Rot-Grün-Woke geht.
Schon im vergangenen Jahr hatte sich die CSU fast heulend beklagt, dass sie von der Parade ausgeschlossen wurde und lediglich einen Infostand betreiben durfte. Parteichef und Ministerpräsident Söder setzte daraufhin der Anbiederung noch einen drauf und schrieb im Koalitionsvertrag mit den nicht minder willfährigen und opportunistischen Freien Wählern fest, bis 2025 einen „Bayerischen Aktionsplan QUEER“ vorzulegen. Die Ankündigung dafür machte er im Hotel „Deutsche Eiche“, einem Treffpunkt der Münchner schwul-lesbischen Szene (siehe hier). Die Münchner CSU demonstrierte sogar im Schulterschluss mit der Antifa für Drag-Queens im Kindergarten (siehe hier). Der Dank für die Anbiederung: Jetzt darf die CSU möglicherweise nicht mal den Infostand behalten.
Die Geschichte ist ein Musterbeispiel für die bizarre Anbiederung einstmals konservativer und bürgerlicher Kräfte an den rot-grünen Zeitgeist. Statt den Öko-Sozialismus mitsamt der „Wokeness“ zu bekämpfen, weint die Union, dass sie nicht so schön mitspielen darf wie die Woken und Grünen selbst – obwohl sie doch brav ihre eigenen Grundsätze mitsamt Grundsatzprogramm verrät, um dabei sein zu dürfen.
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