Abstimmung mit Füßen gegen Merkel Ansturm auf Wintersportorte

„Skigebiete platzen aus allen Nähten – Polizei: ‘Das ist eine Invasion‘“ titelt die Bildzeitung. Doch das Polizei-Zitat führt die Leser in die Irre. Wenn Menschen raus wollen in die freie Natur, ist das keine Invasion. Wenn ihnen die Politiker mit der Bundeskanzlerin an der Spitze genau das verbieten wollen und sie es trotzdem tun, ist das eine Abstimmung mit Füßen gegen diese Politik. Genauso das Silvesterfeuerwerk, das in vielen Städten trotz Verkaufsverbot für Raketen und Böller – in Berlin sogar für Wunderkerzen – doch gar nicht so mickrig ausfiel: Jede Rakete, die da in den Himmel ging, sei ein Stinkefinger gegen Merkel gewesen, so hat es jemand böse zugespitzt. Und in der Tat war es wohl ein Eigentor von unseren Regierenden, dass sie das Feuerwerk verboten und somit jedermann am Himmel sehen konnte, wie viele Menschen gegen die aktuelle Corona-Politik mit all ihren Auswüchsen sind.

„Die Ski-Lifte stehen still, Hotels und Restaurants sind dicht. Tagesausflügler hält das aber trotzdem nicht ab. Im Gegenteil: Die Polizei musste am Sonntag ganze Skigebiete abriegeln“, schrieb die Bild. Und zitiert einen Beamten: „Das ist eine Invasion, die Menschen dringen in die Vorgärten ein, und urinieren dort sogar teilweise hin. Die Anwohner sind völlig verärgert.“

Ein Freund von mir in Oberbayern, der selbst in einem Skiort lebt, sieht das freilich ganz anders: „Die haben alle Parkplätze abgesperrt, sie haben die Toiletten abgesperrt und damit eigentlich erst dafür gesorgt, dass sich die Menschen aufeinander drängen und es so wild zugeht! Das ist Irrsinn, warum lässt man die Menschen nicht in die Natur, das ist doch wichtig für die Immunität! Ich habe den Eindruck, Söder und seine Konsorten sind durchgedreht!“ Ich erkannte meinen Freund kaum wieder – früher war er immer ein strammer Anhänger des Ministerpräsidenten, doch jetzt hat er die Nase voll.

Für die Bild sind dagegen die Menschen schuld, die raus wollen: „Vielerorts wurde gegen Kontaktbeschränkungen und die Maskenpflicht verstoßen, immer wieder musste die Polizei eingreifen.“ Bereits am Samstag wurde demnach Winterberg im Sauerland teilweise abgeriegelt und auch eine Zufahrtsstraße gesperrt. Nichtsdestoweniger seien die Pisten rund um den Ort voll gewesen, vor allem mit Rodlern. Die Stadt setzte ein Betretungsverbot in Kraft.

Damit wird ausgerechnet in einem Land, dessen Regierungschefin vor noch gar nicht allzu langer Zeit betonte, man könne die Außengrenzen nicht sichern, sogar der Zugang zu einzelnen Ortschaften gesperrt. Viele Bürger verstehen so einen Wandel nicht. Eine Sprecherin der Stadt Winterberg sagte, viele Leute seien trotz des Betretungsverbots angereist. Der Straßenwacht wurden sogar Schläge angedroht.

In Hessen sperrte die Polizei den Großen Feldberg in einem Radius von zehn Kilometern ab für alle, die nicht in diesem Gebiet wohnen. Laut Bild versuchten viele Autofahrer, auf Schleichwege zurückzugreifen – obwohl diese gefährlich seien, etwa wegen Glatteis und der Gefahr, dass Bäume umstürzen.“

In einem Land, in dem in der Hauptstadt am helllichten Tag munter vor den Augen einer untätigen Polizei in einem Park mit Drogen gehandelt wird, ohne dass die Dealer jegliche Scheu an den Tag legen würden, spüren Autofahrer auf dem Weg zum Tagesausflug die Härte des Staates mit ganzer Wucht.

„Käfighaltung – Nächster Akt????“ schrieb mir heute eine Freundin aus Thüringen, eine grundsolide Beamtin, bodenständig und jeder Fundamentalkritik am Staat abhold. Bisher. Ihre Reaktion bezog sich auf die Pläne ihres Ministerpräsidenten Bodo Ramelow von der Linkspartei, den Bewegungsradius seiner Bürger auf 15 Kilometer um das eigene Zuhause einzuschränken. So wie es Sachsen schon gemacht hat.

Ramelows Partei, die Linke, die früher SED hieß und in der DDR das Sagen hatte, hat Erfahrung mit Bewegungsbegrenzungen: 28 Jahre lang ließ sie die Menschen im eigenen Land einsperren.

Man muss Covid-19 nicht für ungefährlich halten, um zu hadern mit dem strikten Lockdown, wie die Ausgangssperre neudeutsch beschönigend genannt wird. Was es etwa gegen das Virus bringen soll, dass die Ausgangsverbote nachts noch strikter sind als tagsüber, erschließt sich nur schlecht. Ebenso, warum etwa in Augsburg selbst in zwei Naherholungsgebieten beim Joggen und Radeln jetzt eine Maske getragen werden muss. Oder Bundesligaspieler regelmäßig mit einem zweiten Test aus dem Hausarrest (neudeutsch Quarantäne) freigetestet werden – von dem auch Söder befreit blieb.

Bürokratie- und Verbots-Auswüchse dieser Art scheinen heute eher Regel als Ausnahme. Alte, überwunden geglaubte deutsche Unsitten kommen damit wieder zum Vorschein – Denunziantentum und Aufruf dazu vom Staat sowie von Medien, die sich als Hilfspolizei sehen, inklusive. Damit der Absurditäten nicht genug. Ausgerechnet diejenigen, die früher als die größten Gegner staatlicher Maßnahmen auftraten und alle, die zur Einhaltung von Regeln aufriefen, gerne als Spießer verspotteten, sind heute mehrheitlich stramme Verfechter eines hart durchgreifenden Staates. Es geht soweit, dass die Antifa als eine Art Hilfstruppe der Regierung auftritt gegen Regierungskritiker. Verrückte Welt!

Andererseits tun sich bei den Kritikern der Corona-Maßnahmen ganz neue Allianzen auf – quer durch das politische Spektrum. So war etwa unter den „Querdenkern“ bei den letzten Wahlen der Anteil von Grünen- und „Linke“-Wählern überdurchschnittlich groß.

Faktisch geht es deshalb um viel mehr als um Corona. Es geht um nicht mehr und um nicht weniger als um die Zukunft der staatlichen Ordnung in Deutschland. Mit jeder Silvester-Rakete, mit jedem Ausflug in ein Wintersportgebiet setzen die Bürger ein Zeichen des Misstrauens in die staatliche Politik. Und diese hat sich das in erster Linie selbst zuzuschreiben. Weil sie jedes Maß verloren hat und die Menschen wie kleine Kinder behandelt, ja oft schlicht drangsaliert. Etwa mit dem Verbot des Verkaufs von Wunderkerzen und Tischfeuerwerken in Berlin.

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Das Leben lässt sich nicht verbieten. Es findet immer einen Weg. Schon begehren Unternehmer gegen eine Verlängerung des Lockdowns auf und schmieden Pläne für eine Öffnung von Läden gegen alle Verbote.

Ein Staat, der seinen Bürgern über Jahre einredete, Regeln nicht durchsetzen zu können, der in Sachen Grenzsicherung, Abschiebung, Verhinderung von Asyl- und Sozialbetrug und konsequenter Bestrafung von Gewohnheitskriminellen jahrelang Offenbarungseide leistete und jetzt gegen den normalen Bürger vorgeht wie gegen Kriminelle, lässt das Vertrauen in sein Wirken schmelzen wie dieser Tage die Temperaturen den Schnee.

Auch wenn es wohl für die meisten, die noch nie den Zusammenbruch oder einen brachialen Wandel einer staatlichen und/oder wirtschaftlichen Ordnung selbst erlebt haben, schwer ist, ihn auch nur für wirklich möglich zu halten im eigenen Leben: Wir bewegen uns gerade mit Siebenmeilenstiefeln genau auf eines dieser Szenarien hin. Das endlose Euro-Drucken kann nicht gut gehen. Gerade diejenigen, deren Urvertrauen in den Staat jetzt besonders groß ist, werden dann am unberechenbarsten sein und am meisten überreagieren. Wir haben genau das im Frühjahr mit Corona erlebt. Viele hielten sich in der Wohlstandsblase für derart unverwundbar, dass sie Hinweise auf die Gefahr des Virus als rechte Verschwörungstheorie belächelten. Heute macht genau diese Gruppe einen großen Teil derjenigen aus, die am meisten Angst haben vor dem Virus (ohne zu einer Risikogruppe zu gehören) und aus dieser Angst heraus irrational und mit Sehnsucht nach Verboten und autoritärer Führung reagieren. Gerade Letzteres macht große Angst. Denn diese Ursehnsucht nach strammer Führung könnte unser Land nach den bevorstehenden Erschütterungen ins Elend führen. Wieder einmal.

PS: Wie immer bei pessimistischen Artikeln hoffe ich inständig, dass ich mich irre mit meiner Prognose und die Optimisten Recht behalten. Aber Ihnen meine Meinung vorzuenthalten, nur weil sie wenig beruhigend ist, wäre nicht redlich.

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Bild: Maria Kaminska/Shutterstock
Text: br

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