Man kann in diesen Zeiten nicht mehr zwischen April-Scherz und Realität unterscheiden. Mein April-Scherz über eine angebliche Anklageerhebung gegen Lauterbach, Spahn, Merkel, Wieler & Co hat bei einigen – Gott sei Dank wenigen – Lesern Protest ausgelöst. Mit so einem Thema scherze man nicht, schrieben sie. Ich bin damit nicht einverstanden. Im Gegenteil. Ein kluger Leser hat den Sinn und den Zweck meines Aprilscherzes wunderbar verstanden und in einem Kommentar wie folgt auf den Punkt gebracht: In Deutschland ist das Absurde, Bizarre, das eigentlich ein Aprilscherz sein sollte, inzwischen alltäglich geworden. Das, was eigentlich die normalste Sache der Welt sein sollte – Ermittlungen wegen der Corona-Politik – taugt dagegen bei uns als Aprilscherz. Vernichtender kann ein Urteil über die Zustände im Lande eigentlich kaum sein.
Aktuell bin ich wieder auf eine Geschichte gestoßen, bei der ich dachte, es muss ein Aprilscherz sein. Erst nach dreimaligem Blick auf das Veröffentlichungsdatum war ich überzeugt – es ist keiner. Dabei ist die Geschichte hinter der Geschichte eine wunderbare Ohrfeige für die Realitätsferne und den Moral-Imperialismus unserer rot-grünen Regierenden. Die „Welt“ hat daraus einen journalistisch sauberen Kommentar veröffentlicht mit folgendem Vorspann: „20.000 Elefanten will Botswanas Präsident Deutschland schenken. Die Geste ist ein Protest gegen Pläne der grünen Bundesumweltministerin Steffi Lemke, die Einfuhr von Jagdtrophäen zu verbieten. Was der Fall vor allem offenbart: Deutschland blamiert sich mit Unwissen.“
Weiter heißt es in dem Beitrag: „Nachdem bereits die Regierung Namibias der Bundesregierung ‚Neokolonialismus‘ vorgeworfen hatte, wurde nun Botswanas Präsident Mokgweetsi Masisi deutlich: Lemkes Plan fördere Armut und Wilderei. Mit Elefantenjagd ließe sich der Tierbestand nachhaltig steuern, erläutert Botswanas Präsident. Sein Land leide nach jahrzehntelangem Artenschutz unter ‘Überpopulation‘ von Elefanten – Dörfer würden verwüstet, Ernten zerstört.“
Wörtlich sagte der Staatschef: „Es ist sehr einfach, in Berlin zu sitzen und eine Meinung zu haben zu unseren Angelegenheiten in Botswana. Wir zahlen den Preis dafür, dass wir diese Tiere für die Welt erhalten – und sogar für Lemkes Partei.“
So weit, so bizarr, und so gut – weil es so entlarvend ist. Botswanas Präsident gebührt höchster Respekt – weil er mit dem kongenialen Angebot, das natürlich ein Streich ist, die Grünen besser entlarvt hat, als es jeder Journalist wie ich könnte.
Doch jetzt kommt der Hammer – den ich für einen Aprilscherz hielt: Die „Bild“ liefert einen „Nachdreher“, wie wir Journalisten es nennen, wenn man ein Thema weiter entwickelt und wieder aufgreift. Die Schlagzeilen des Textes: „Mit dem DUMBOjet? So könnten die Elefanten jetzt nach Deutschland kommen. Botswana will 20 000 Tiere zu uns abschieben.“
Weiter wird das Thema so behandelt, als stünden die Elefanten nun wirklich vor dem Transport. Hier eine Kostprobe: „Wie kommen wir Deutschen jetzt an die 20 000 Elefanten aus Botswana?… Beispiele solcher Schenkungen und Transporte gibt es viele. Botswana übergab 8000 Elefanten an Angola, Namibias Regierung schaffte 2013 rund 150 Wildtiere per Flugzeug nach Kuba, flog 2022 22 Wild-Elefanten in die Vereinigten Arabischen Emirate aus.“
Die „Bild“ zitiert Maxi Louis vom Naturschutzgebiet- und Hegeverband NACSO in Namibia: „Das geht“, sagt die Frau über das Ausfliegen von Großwild per Flugzeug. Gleichwohl: „20.000 Elefanten haben auch wir bis jetzt nicht transportiert. Aber wir sind sehr zuversichtlich, dass gerade ein Land wie Deutschland diesen Elefantentransport erfolgreich ausführen kann.“
Sodann erklären die Kollegen unter dem Schlagwort „Hintergrund“: „Botswanas Präsident Masisi hatte zur Bedingung gemacht, dass Deutschland die Tiere abholt und sie in Deutschland frei laufen.“
Anhang von Graphiken und Bildern erläutert die „Bild“ dann ausführlich, welche Möglichkeiten es zum Transport gebe.
Sodann ist zu lesen: „Maxi Louis vom Hegeverband rät: ‘Der beste Ort, die Elefanten an Frau Lemke zu übergeben, ist auf freiem Farmland außerhalb von Berlin, wo Getreidebauern sind. Die Elefanten haben dann gleich was zu fressen.‘ Vor einer Übergabe direkt in Berlin könne sie nur warnen. Louis: ‘Wir möchten nicht, dass bei euch Menschen umkommen. Aber wir werden euch nicht sagen, was ihr mit eurem Geschenk zu tun habt. Es sind ja dann eure Elefanten.‘
Weiter steht da geschrieben: „Und wie viel Platz brauchen die Tiere zum Leben? Fabrizio Sepe (54, Chef Serengeti-Park Hodenhagen): ‘Ein Areal, das mindestens so groß ist wie Brandenburg.‘ Außerdem brauchen die Tiere zum Überleben ein Winterquartier, also Ställe.“
Ich habe immer noch die insgeheime Hoffnung, dass wir es hier mit subtiler Ironie zu tun haben.
Nur: Diese Hoffnung ist gering.
Viel wahrscheinlicher ist, dass die „Bild“-Journalisten sich hier genauso entlarvt haben wie die Grünen-Ministerin.
Was meine These vom Anfang dieses Textes belegt: In Deutschland kann man keine wirklichen April-Scherze mehr machen. Weil die Realität alles übertrifft.
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