Man traut seinen Augen nicht, wenn man heute die Seite von „Focus Online“ öffnet, das sonst regelmäßig als Zentralorgan der Corona-Panikmache agierte. „Bayern setzt 2G-Regel im Handel komplett außer Kraft – Briten schaffen Maskenpflicht ab nächster Woche ab“ – so lautet aktuell die Überschrift dort. Der wendige CSU-Chef Söder hatte, gleich nach dem Hof-Virologen Christian Drosten, schon letzte Woche eine Kehrtwende in Sachen Corona angedeutet. Während Minister Lauterbach weiter als Corona-Heulboje (Zitat Lafontaine) agiert und 2G gerade noch auf der Bundespressekonferenz als Allheilmittel pries, von dem man nicht abweichen dürfe (siehe Video hier), schaltet der Scharfmacher von gestern in den Rückwärtsgang und tut genau das, was man laut Lauterbach nicht tun darf. Nach einem vorläufigen Urteil des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs (VGH) vom Mittwoch wird im Freistaat die 2G-Regel im Einzelhandel aufgehoben. „Wir setzen in Bayern 2G im Handel komplett aus und sorgen damit für eine schnelle und praktikable Umsetzung der VGH-Entscheidung“, sagte Söders Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) unmittelbar nach Bekanntwerden der Entscheidung am Mittwoch kleinlaut.
Die obersten Verwaltungsrichter Bayerns sehen zwar im Infektionsschutzgesetz eine ausreichende gesetzliche Grundlage für 2G-Beschränkungen im Einzelhandel. Aus der bayerischen Verordnung gehe aber nicht klar und abschließend hervor, für welche Geschäfte diese Beschränkungen gültig sein. Mit anderen Worten: Die Richter sehen Pfusch bei der Regierungsarbeit.
Als seien das nicht Hiobsbotschaften genug für Verfechter eines harten Corona-Kurses wie Lauterbach und RKI-Chef Lothar Wieler, legt England noch einen drauf. Premierminister Boris Johnson kündigte am Mittwoch vor dem Unterhaus an, dass in Kürze, und zwar ab dem 27. Januar, die meisten Coronavirus-Beschränkungen in England aufgehoben werden. Er erntete Applaus der Abgeordneten seiner Partei mit folgenden Aussagen: „Die Regierung fordert die Leute nicht mehr dazu auf, von zu Hause zu arbeiten, und die Leute sollten mit den Arbeitgebern sprechen, um Vorkehrungen zu treffen. Sobald die Vorschriften außer Kraft treten, wird die Regierung das Tragen von Gesichtsmasken nirgendwo mehr vorschreiben.“
Aber es geht noch weiter. Während Lauterbach und Co. auf eine geradezu versessen wirkende Art und Weise etwa an Masken auch in Schulen festhalten, wird in England laut Johnson schon ab morgen die Vorschrift für Masken an Schulen fallen. Auch die Einschränkungen in Pflegeheimen wie Besuchsmöglichkeiten will die Regierung in London schon in den kommenden Tagen lockern.
Johnson sagte wörtlich: „Wir werden weiterhin die Verwendung von Gesichtsbedeckungen an geschlossenen oder überfüllten Orten vorschlagen, insbesondere dort, wo Sie mit Leuten in Kontakt kommen, die Sie normalerweise nicht treffen. Aber wir werden dem Urteilsvermögen des britischen Volkes vertrauen und niemanden mehr kriminalisieren, der sich dafür entscheidet, keine zu tragen.“
Auch das obligatorische Impfzertifikat soll abgeschafft werden. Hier soll ebenfalls künftig das Prinzip der Freiwilligkeit herrschen. Johnson: „Organisationen können sich dafür entscheiden, den NHS Covid-Pass freiwillig zu verwenden, aber wir werden die obligatorische Verwendung der Covid-Status-Zertifizierung in England beenden.“
Johnson hat gerade im Parlament verkündet, dass die gesetzliche Maskenpflicht in England fällt. Großer Jubel auf den Tory-Bänken. #Maskenpflicht
Großbritannien bereitet das Ende fast aller Corona-Vorschriften vor.— Philip Plickert (@PhilipPlickert) January 19, 2022
Zuvor hatte bereits die Regierung in Spanien angekündigt, die Omikron-Variante künftig wie eine Grippe zu behandeln.
Die deutschen Regierungen mit ihrem harten Kurs erinnern immer mehr an den alten Witz, in dem ein Autofahrer auf der Autobahn in seinem Autoradio hört, dass genau auf der Strecke, auf der er gerade fährt, ein Geisterfahrer unterwegs sei, und sich empört: „Einer? Hunderte!“ Die große Frage ist: Wie lange fährt die Mehrheit der Menschen noch mit, ohne Widerspruch zu wagen? Einiges spricht dafür, dass wir gerade Zeugen eines Kippens der Stimmung sind.
Wichtiger Hinweis: Berichte wie dieser sind immer auch durch die Sichtweise des Autors subjektiv gefärbt. Ich bitte daher meine Leser wie immer, sich auch aus anderen Quellen mit anderer Herangehensweise zu informieren, um dann in Kenntnis verschiedener Sichtweisen selbst ein Urteil zu fällen.
Bild: Shutterstock
Text: br
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