Es ist wie verflixt mit guten Vorsätzen in diesen Zeiten. So sehr man sich auch anstrengt – man kann sie einfach nicht einhalten. Ich würde sogar sagen: Man darf sie nicht einhalten.
Wie im vorliegenden Fall. Mein fester Vorsatz war und ist, radikalen Hetzern wie Jan Böhmermann, dem Propaganda-Allrounder vom ZDF, der sich als Komiker tarnt, so wenig Resonanzboden zu bieten wie möglich.
Aber solange solche Menschen ein Millionenpublikum erreichen und von jedermann zwangsfinanziert werden, kann man sie nicht gänzlich ignorieren. Zumindest nicht, wenn sie so etwas sagen, wie Böhmermann jetzt.
Zitat: „Liebe 3Sat-Zuschauerinnen, bitte nicht vergessen: Nicht immer die Nazikeule rausholen, sondern vielleicht einfach mal ein paar Nazis keulen.“
Keulen steht für schlachten, also töten. Der Begriff stammt aus der Tierhaltung und wird vor allem dann verwandt, wenn es darum geht, massenhaft Tiere zu schlachten, um die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern.
Als „Nazis“ werden heute von Rot-Grün massenhaft Menschen aus der Mitte der Gesellschaft diffamiert. Insbesondere Wähler der AfD.
Böhmermann ruft also, als Scherz getarnt, zur Massenvernichtung von Andersdenkenden auf.
Und diese Denkweise, die genau der Denkweise der Nationalsozialisten ähnelt, begründet er heuchlerisch mit der Bekämpfung der Denkweise der Nationalsozialisten.
Böhmermann ist wie der Dieb, der besonders laut „Haltet den Dieb“ schreit.
Marcel Luthe, der früher für die FDP im Berliner Abgeordnetenhaus saß und die „Good Governance Gewerkschaft“ gründete, hat nun Strafanzeige gegen Böhmermann erstattet.
Luthe schreibt in seiner Anzeige zu der Sendung: „Die nationalsozialistische Demagogiepraxis der Mensch-Tiergleichsetzung ist nur die Einleitung: im Kontext der Sendung, aber auch des allgemeinen Sprachgebrauchs wird unter einem ‚Nazi‘ nicht mehr nur ein Anhänger des nationalsozialistischen Verbrecherstaates in Deutschland bis 1945 verstanden. Sondern in einer den Unterzeichner persönlich anwidernden Weise wird die Shoah verharmlost und banalisiert, indem unterschiedlichste Formen politisch Andersdenkender, von Neonazis über Anhänger politischer Parteien aus dem konservativen Spektrum und Österreicher bis hin zu Vertretern des Staates Israel als ‚Nazi‘ beschimpft werden.“
Weiter schreibt Luthe: „Angesichts massiver Gewalttaten aus dem linksextremistischen und antisemitischen Spektrum – etwa die Anschläge der sogenannten ‚Hammerbande‘ um den Linksextremisten Johann Guntermann oder des brutalen Angriffs auf den Studenten Lahay Shapira in Berlin – nach einem solchen Muster und der unbegrenzten Abrufbarkeit dieses Aufrufs im Internet, erscheint mir die Gefahr, dass dieser Aufruf ernst genommen wird, groß.“
Wetten, dass die Anzeige Luthes bei der Behörde in der Ablage landen wird? Dennoch ist sie in meinen Augen ein wichtiger symbolischer Akt.
Vor allem, weil das Ignorieren der Anzeige wieder einmal die massive Doppelmoral entlarven wird. Denn gerade erst wurde der Schriftsteller Akif Pirinçci für kritische Worte über Einwanderer, die in meinen Augen von der Meinungsfreiheit gedeckt sind (und anders als Böhmermanns Aussagen nicht im Geringsten zum Morden aufrufen), zu acht Monaten Gefängnis ohne Bewährung verurteilt.
Böhmermann dagegen durfte stets ungestört von der weisungsgebundenen Staatsanwaltschaft hetzen. Und etwa Kinder in Corona-Zeiten mit Ratten gleichsetzen.
Leider ist solches Messen mit zweierlei Maß heute in unserer Justiz Alltag. Dennoch finde ich: Wenn man aufhört, darüber zu schreiben und sich darüber zu empören, wird man zum Teil des Problems.
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