China hat einen klugen Plan…und gleichzeitig Angst Parteitag der Kommunisten unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen

Ein Gastbeitrag von Klaus Kelle

Ich nehme das Fazit vorweg: Viktor Orban sollte an Stelle von Ursula von der Leyen die Kommandobrücke der Europäischen Union übernehmen! Punkt.

Nichts sagt uns so viel über den angelaufenen Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas in der „Großen Halle des Volkes“ in Peking, wie die immensen und nochmal erhöhten Sicherheitsvorkehrungen für das Treffen vorwiegend alter Männer in ausnahmslos schwarzen Anzügen. In schwarzen Anzügen und vorschriftsmäßig mit Mund-Nasen-Schutzmasken vor der unteren Gesichtshälfte. Doch zu Covid-19 und Chinas Null-Toleranz-Strategie später.

Es ist erst drei Tage her, da passierte auf der Sticong-Brücke im Nordwesten Pekings etwas für dortige Verhältnisse Unerhörtes. Ein (noch) unbekannter Mann hatte dort kurz vor Beginn des 20. KP-Parteitages zwei riesige Banner an der Brücke angebracht, die nicht den Staatsführer Xi Jinping priesen, sondern auf denen stand:

„Wir wollen Essen, keine PCR-Tests. Wir wollen Reformen, keine Kulturrevolution. Wir wollen Freiheit, keinen Lockdown. Wir wollen Bürger sein und keine Sklaven.“

Und gleich daneben auf dem anderen Banner hieß es:

„Stürzt den Diktator und Dieb Xi Jinping.“

Nach Minuten marschierten Polizisten auf, rissen die Banner ab, verscheuchten Passanten und zogen Pässe und Presseausweise internationaler Journalisten ein, die wohl nicht zufällig dort waren. Aber dem Internet sei Dank – da waren die Fotos schon rund um die Welt unterwegs. Die KP-Verantwortlichen erhöhten die Sicherheitsvorkehrungen des Parteitages massiv. Man weiß ja nie.

Nur, wenn ein Mann mit zwei Transparenten so viel Aufregung im Zentrum Chinas hervorrufen kann, dann zeigt das auch, wie hoch der Druck auf dem Kessel dort ist.

 

China ist ein wichtiger Akteur auf der Weltbühne, die einzige große Macht, die auf Augenhöhe mit den Vereinigten Staaten agiert. Die entwickelt und produziert, die die Lebensbedingungen und den Wohlstand für breite Bevölkerungsschichten über viele Jahre harter Arbeit deutlich verbessert hat. China hat einen Plan, China ist stark und mächtig und klug. Das unterscheidet China übrigens sehr deutlich von Russland, das außer Atomraketen und dem, was zufällig aus dem Boden wächst und sprudelt – Gas, Öl, Getreide – nichts hat, was irgendwie für andere Staaten von Belang wäre.

China entwickelt moderne Waffensysteme, ist einer der führenden Entwickler in der globalen IT-Industrie und bereitet seine erste Mondlandung vor. Russland aktiviert für seinen idiotischen Krieg gegen die Ukraine jetzt alte eingemottete Panzer aus dem Zweiten Weltkrieg. Mehr muss man zu diesem Land nicht wissen.

China hat einen Plan und der heißt: China zuerst! Oder besser: China ganz vorne!

Peking will die USA als globale Führungsmacht überholen, daraus machen sie keinen Hehl. Und Xi Jinping will in die Geschichtsbücher als der Mann eingehen, der die Welt verändert und das Reich der Mitte zur globalen Führungsmacht entwickelt hat. Dafür lässt er sich jetzt zum dritten Mal an die Spitze wählen, obwohl eigentlich nur eine Wiederwahl erlaubt wäre. Aber Regeln und Gesetze werden in solchen Staaten einfach überbewertet.

Hohe Renditen

China ist saustark, schickt sich an, in der E-Mobilität sogar Elon Musk und Tesla den Rang abzulaufen. Wohlgemerkt: Mit der Arbeit und Kunst der eigenen Fachkräfte. Heerscharen von jungen Chinesen in die Staaten des Westens geschickt zu haben, um dort zu studieren und zu lernen, hat für Peking hohe Rendite gebracht.

Immer wieder droht China der demokratischen Inselrepublik Taiwan mit Invasion. „Das ist aber gar nicht so einfach“, würde Don Camillo aus den alten Schwarz-Weiß-Filmen sagen, wenn kommunistische Burschen vor seiner Kirche zur Rauferei aufmarschierten, um sich dann Dresche vom Gottesmann mit dem Holzknüppel abzuholen. Taiwan ist demokratisch, frei, wirtschaftlich und militärisch topmodern. Ohne die Chip-Produktion auf Taiwan hätten nicht nur Deutschland, die USA und der Westen ein ernstes Problem, sondern auch – Treppenwitz der Geschichte – das aufstrebende China. Und auch nicht zu vergessen: Uncle Sam hat 28.000 GIs und die modernsten Kampfflugzeuge der Welt auf Taiwan und ständig zwei Flugzeugträgergruppen in der Nähe. Das ist auch für China nicht einfach so beiseite zu wischen. Und wenn nichts mehr hilft, schicken die Amis halt Nancy Pelosi als politisches Hypergeschoss…

Das noch zu Covid-19: Während wir hierzulande glauben wollen, dass die Corona-Pandemie vorbei ist und wir alle – bei leichten Verläufen – davon ausgehen, man könne auf Dauer mit dem Virus leben, normale Grippe halt, kennt Peking kein Erbarmen. Lockdowns, Impfkampagnen, Quarantäne, Massentests sind da Alltag. Da müssten unsere deutschen Querdenker mal eine Woche vorbeischauen, dann würden sie selbst Karl Lauterbach für seine Nachsicht lieben…

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Hütchenspieler: Lauterbach will jetzt alle Herzinfarkt-Toten nach Infektion als „Corona-Tote“ zählen

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Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für viel gelesene Zeitungen und Internet-Blogs. Dieser Beitrag ist zuerst auf The Germanz erschienen.

Bild: Mirko Kuzmanovic/Shutterstock

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