Ein Gastbeitrag von Prof. Dr. Thomas Rießinger
Man kann nicht immer nur Daten analysieren und über Kurven nachdenken, manchmal braucht es auch Entspannung. Was wäre dafür geeigneter als ein wenig Musik, vielleicht auch etwas Lyrik, am besten beides? Das lässt sich machen, wenn man die passenden Lieder auswählt.
„Bella ciao“ beispielsweise, eines der berühmtesten Freiheitslieder der letzten Jahre. Bekannt geworden ist es in unserer Zeit durch die Fernsehserie „La Casa de Papel“ – zu deutsch „Haus des Geldes“ –, in der der Chefräuber „El Profesor“ zusammen mit seinem Bruder mit Decknamen „Berlin“ das Lied am Abend vor einem großen Überfall anstimmt. Doch es war keine Erfindung der Serienautoren, es hat eine mehr als einhundertjährige Geschichte. Schon eine 1906 dokumentierte Fassung soll „die Züge eines Protestliedes gegen den „Chef“ tragen, „der mit einem Stock in der Hand die Arbeit überwacht, das Leben der Frauen aufzehrt und obendrein wenig zahlt. Doch eines Tages … werden die Frauen in Freiheit arbeiten.“ Sehen wir einmal von der Bezahlung ab, so erinnert der angesprochene Chef doch sehr an den größten Gesundheitsminister aller Zeiten, der uns alle unter striktesten Restriktionen halten will – mit Masken, Lockdowns und Impfpflicht statt Stöcken – und alles tut, damit weder die Frauen noch die Männer in Freiheit arbeiten oder gar jenseits der Arbeit leben können.
Vor allem aber wurde das Lied im zweiten Weltkrieg mit umgeschriebenem Text „zur Hymne der italienischen Partisanen im Kampf gegen Hitler und Mussolini“ und besang „den Mut und Widerstand der Freiheitskämpfer“. Ob diese Entstehungsgeschichte völlig korrekt ist, mag umstritten sein, spielt aber jenseits der Musikhistorie keine große Rolle: „Bella ciao“ ist und bleibt ein mitreißendes Lied, in dem die Freiheit und der Kampf um sie besungen werden. Da nun aber der ursprüngliche Text aus der Zeit der italienischen Partisanen die Situation unserer Zeit nicht mehr abdecken kann, liegt nichts näher, als den Text der aktuellen Lage anzupassen, denn der Kampf für die Freiheit war in Deutschland seit vielen Jahren nicht mehr so wichtig wie heute. Und so kann aus „Bella ciao“ schnell „Corona ciao“ werden, wie man im Folgenden sieht.
Corona ciao
Wir gehn spazieren
und demonstrieren,
Corona ciao, Virus Ciao, Impfpflicht ciao ciao ciao!
Wir gehn spazieren
und demonstrieren
für die Freiheit und das Recht.
Ihr wollt uns plagen,
ihr wollt uns jagen,
Corona ciao, Virus Ciao, Impfpflicht ciao ciao ciao!
Ihr wollt uns plagen,
ihr wollt uns jagen,
aber siegen könnt ihr nicht.
Ihr könnt nur lügen
und uns betrügen,
Corona ciao, Virus Ciao, Impfpflicht ciao ciao ciao!
Ihr könnt nur lügen
und uns betrügen,
doch die Wahrheit kommt ans Licht.
Das Land muss frei sein,
es muss vorbei sein.
Corona ciao, Virus Ciao, Impfpflicht ciao ciao ciao!
Das Land muss frei sein,
es muss vorbei sein,
weil uns sonst das Land zerbricht.
Drum lasst uns aufstehn
und lasst uns rausgehn
Corona ciao, Virus Ciao, Impfpflicht ciao ciao ciao!
Drum lasst uns aufstehn
und lasst uns rausgehn,
denn der Widerstand ist Pflicht!
Die Melodie ist einfach, und optische Inspiration findet man in zahlreichen Videos. Wer Spaziergänge, Demonstrationen oder Kundgebungen musikalisch untermalen möchte, kann sich gerne des alten Freiheitsliedes im neuen Textgewand bedienen.
Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Thomas Rießinger ist promovierter Mathematiker und war Professor für Mathematik und Informatik an der Fachhochschule Frankfurt am Main. Neben einigen Fachbüchern über Mathematik hat er auch Aufsätze zur Philosophie und Geschichte sowie ein Buch zur Unterhaltungsmathematik publiziert.
Text: Gast
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