Unglaubliche Szenen im Österreichischen Parlament in Wien: FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz attackierte dort nicht nur heftig die Corona-Politik der Regierung. Vor den Augen der Parlamentarier schritt er auch zu einem Versuch: Der Politiker beträufelte, nachdem er ans Rednerpult gegangen war und seine Ansprache begonnen hatte, einen Corona-Schnelltest mit ein paar Tropfen Cola. Drei Minuten später zeigte der Test ein Resultat: Es war positiv. Also löste Cola ein solches Ergebnis aus.
Schnedlitz kommentierte dies so: „Herr Präsident, wir dürften jetzt ein Problem haben, wir haben einen positiven Corona-Test im Parlament, nämlich dieses Cola hat einen positiven Corona-Test ausgelöst. Ich weiß jetzt nicht, wie Sie damit umgehen. Mit solchen Dingen werfen Sie zig Millionen Euro Steuergeld aus dem Fenster, statt für echten Schutz der Alten- und Pflegeheime zu sorgen, anstatt Geld zu investieren in unsere Krankenhäuser. “
Eine Suche auf Google-News nach dem Cola-Schnelltest im Nationalrat in Wien ergab in der Nacht auf Freitag zunächst noch keinen einzigen Treffer bei deutschen Medien und auch bei österreichischen nur wenige. Diese titelten teilweise ausweichend. Etwa Ö24: „FPÖ-Abgeordneter sorgt mit Cola für Corona-Eklat im Parlament“. Oder Heute: „“Was du da machst“ – Bacardi-Cola-Aufreger im Parlament“. Hier muss der Leser schon ziemlich weit in den Text lesen, um von dem positiven Test zu erfahren.
Inzwischen haben auch deutsche Medien den Bericht aufgegriffen. Die Welt schreibt, Schnedlitz habe den Test falsch angewandt: Er „lässt einen wichtigen Schritt aus: Die Probe wird nämlich immer zuerst in dem sogenannten Puffer ausgeschwenkt, dann erst aufgetropft.“ Und: „Puffer heißen die Flüssigkeiten, die den pH-Wert in einem bestimmten Bereich konstant halten. Genau das hat der FPÖ-Politiker umgangen.“ Hier wäre allerdings zu fragen, wie wahrscheinlich es ist, dass auch andere Anwender beim Selbsttest so einen Fehler machen. Siehe dazu mein PS unter diesem Beitrag.
Schnedlitz selbst betonte, er habe dabei genau jenen Schnelltest benutzt, der bei den Massentests verwendet wird, welche die österreichische Regierung im ganzen Land initiiert hat, die aber nur auf eher verhaltenes Interesse stoßen. Genau diese Schnelltests kritisierte Schnedlitz heftig und behauptete, sie seien nicht nur unzuverlässig, sondern auch überteuert.
Das Vorgehen des FPÖ-Politikers erinnert an die umstrittenen Behauptungen des Präsidenten von Tansania, John Pombe Joseph Magufuli. Der gelernte Industriechemiker und Doktor der Chemie ließ nach eigenen Angaben eine Papaya-Frucht und eine Ziege auf das SARS-COV2-Virus testen. Nach seinen Aussagen fielen die Tests positiv aus. Viele sogenannte Faktenchecker zerrissen die Aussage unter Hinweis auf mangelnde Glaubwürdigkeit des Präsidenten. Tatsächlich konnte der seine Behauptung nicht belegen. Vielleicht einer der Gründe, warum Schnedlitz im fernen Österreich anders agierte.
Sein Experiment kann man auf seinem Facebook-Account bzw. im öffentlich-rechtlichen österreichischen Fernsehsender ORF ansehen.
https://www.facebook.com/watch/?ref=external&v=181950863639407
Dies als freundlicher Hinweis an interessierte „Faktenchecker“. Und an sie gerichtet ist auch der Hinweis, dass in Sachen Schnelltest mehr als die Tatsache der positiven Reaktion auf Tropfen von Cola hier in diesem Beitrag nicht wiedergegeben wird, neben Zitaten von einem Oppositionspolitiker aus dem Nationalrat. Ohne jede Wertung. Man darf gespannt sein auf die Berichte der Faktenchecker dazu – und ob sie, wie so oft, angebliche Aussagen widerlegen, die in Wirklichkeit gar nicht in Beiträgen stehen.
PS: In den Kommentaren wird darauf verwiesen, die positive Reaktion liege daran, dass die Säure in der Cola verantwortlich sei. Das mag sein, aber im Text steht ja auch nichts Gegenteiliges. Auch ein Anwendungsfehler, wie ihn die Welt sieht, klingt plausibel. Natürlich ist irgend etwas dafür verantwortlich, dass der Test anschlägt. Und es wäre zum Beispiel nun zu untersuchen, ob ein Trinken von Cola kurz vor dem Test zu einem falsch positiven Ergebnis führen kann. Und wie weit ausgeschlossen ist, dass Anwendern der gleiche Fehler passiert wie, laut der Welt, dem Abgeordneten. Mir liegt etwa auch ein Schreiben einer internationalen Institution an deutsche Behörden vor, in dem es wörtlich heißt, „dass für den Tag des PCR-Abstrichs vor dem Test weder Vitaminpräparate einzunehmen noch viel Obst gegessen oder Fruchtsäfte getrunken werden sollten, da der Test ansonsten möglicherweise „fragwürdig positiv“ ausfallen könnte. Fragen über Fragen, also nicht nur bei Schnell-, sondern auch bei den PCS-Tests. Leider wird all das in den Medien kaum thematisiert.
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