Tod von Demonstrantin nach Polizei-Gewalt: Schwere Vorwürfe Staatsanwaltschaft sieht keinen Zusammenhang mit Brutalo-Einsatz

Hier geht es direkt zum Video-Interview

Erinnern Sie sich? Im August schrieb ich hier über eine alte Frau, die in Berlin gestorben ist nach einem brutalen Polizei-Einsatz am 22. April 2021 bei einer Kundgebung gegen die Corona-Maßnahmen in der Hauptstadt. Es waren gruselige Szenen, in denen die Festnahme der Frau zu sehen ist. Sie liegt am Boden, zwischen mehreren Polizisten, in Schutzausrüstung, mit geschlossenen Visieren. Ein Polizist zog die Frau mehrere Meter über den Boden. Danach richteten mehrere Polizisten die Frau auf und führten sie weg. Es war deutlich zu erkennen, dass die Geschwindigkeit der Polizisten, die sie abführten, zu hoch war für die Frau. Sie gab Schmerzenslaute von sich und sagte, sie kann so nicht.

„Ich habe das gesehen und habe das als unverhältnismäßigen Polizeieinsatz betrachtet, das heißt, in dem Moment stellt sich die Frage nach einer Körperverletzung im Amt, ich habe das dann umgehend bei der Staatsanwaltschaft zur Anzeige gebracht“, sagt der Anwalt Dr. Ingve Björn Stjerna aus Düsseldorf jetzt im Interview mit mir. Nur ihm ist es zu verdanken, dass überhaupt bekannt wurde, dass die alte Dame nach dem Polizeieinsatz starb.

Sie wurde zwei Tage später, am 23.04.2021, stationär in ein Krankenhaus aufgenommen. Sie klagte über starke Kopfschmerzen. Es waren äußerlich unter anderem druckempfindliche Verletzungen im Stirnbereich feststellbar; aufgrund einer Blutung im Gehirn („subturales Hämatom“) musste sie unverzüglich notoperiert werden. Am 19.05.2021 verstarb sie im Krankenhaus infolge des Eingangsbefundes.

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Die Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren gegen die Polizisten ein – mit der Begründung, es gebe keinen Beweis, dass ihr Tod in ursächlichem Zusammenhang mit dem Einsatz der Beamten steht. Auch die Verhältnismäßigkeit des brutalen Vorgehens gegen die alte Dame sieht die Staatsanwaltschaft Berlin als gegeben an.

Doch der streitbare Anwalt aus Düsseldorf will trotzdem nicht aufgeben. Auch wenn er die Chancen, dass etwas geschieht, als eher gering betrachtet. Wie genau er jetzt weitermachen will und warum es nicht nur in Berlin zu solchen Szenen kommt – über all das habe ich mit dem engagierten Juristen in meinem neuen Interview gesprochen.  Sehen Sie sich mein Gespräch mit Stjerna hier

Weitere Infos finden Sie auch auf dem Blog des Rechtsanwalts hier.

PS:  Das Ausmaß der Brutalität durch die Berliner Polizei führte sogar dazu, dass sich der frühere  Sonderberichterstatter der UNO für Folter, Nils Melzer, einschaltete. Im April dieses Jahres sprach der Schweizer ein vernichtendes Urteil: Es gebe eine „Kultur der Toleranz für Polizeigewalt” in Berlin.

PPS: Eine Leserin schrieb mir zu diesem Beitrag: „Zu dieser Demonstration in Berlin war ich auch, mit vier weiteren Frauen aus und um Leipzig herum.  Wir sind dieser Frau nach dem Vorfall begegnet und haben sogar mit ihr gesprochen, da sie blutverschmiert war und sichtlich mitgenommen wirkte und total fassungslos.
Wir boten unsere Hilfe an, sie erzählte was passiert war und wollte dann aber alleine weiter.“

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

Bild: Boris Reitschuster

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