Der Missbrauch der Geschichte: Ohne Antisemiten geht nichts!

Ein Gastbeitrag von Josef Hueber

Es ist immer wieder verblüffend, wie die schrecklichen Verbrechen an den Juden in Deutschland instrumentalisiert werden. Etwa, wenn ein Jurist ohne „Prädikatsexamen und Promotion“ angibt, wegen des Holocaust in die Politik zu gehen und dort gut situierter Außenminister (und Israelkritiker) zu werden. Zumindest sagte Maas das über seine Berufswahl.

Besonders absurd: Wie  passend zur eigenen „Haltung“  die Lehren aus der Erinnerung von Deutschlands Politikern und Öffentlichkeit  gezogen werden. Einerseits sagen sie, man müsse sich- „schon aus historischer Verpflichtung“ – bewusst machen, wie wichtig es ist, gegen Rassismus aufzutreten und im selben Atemzug ermahnen sie Israel, an den Palästinensern nicht das Unrecht in Variation zu wiederholen, das man den Generationen ihrer Großväter und Väter angetan hat.

Für die Instrumentalisierung der Geschichte gibt es mannigfaltige Einsatzmöglichkeiten – wenn es etwa gilt, Regierungskritisches zurückzuweisen. Wie gegenwärtig bei den Fragen der Einwanderung. Wer eine Rückkehr zu Rechtsstaatlichkeit in Fragen des Asylrechts fordert, landet mir nix dir nix im Schmutzkübel von Nazis und – na? – Antisemiten.

Seit neustem finden sich in diesem Schmutzkübel auch die Kritiker der regierungsamtlichen Maßnahmen zur Bekämpfung des Corona-Virus, die sich am heutigen 29. Augustsamstag nun dennoch treffen dürfen sollen. Damit  sie sich in der Umgebung des intellektuellen Mülls  auch so richtig unwohl fühlen, dafür sorgen wir mit unseren bald erhöhten Zwangsgebühren für die Demokratie-Garanten ARD und ZDF.

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Der ARD- Riese bot am Freitag Abend in den Tagesthemen mit einem Kommentar zur richterlichen Aufhebung des Demonstrationsverbots gegen die politischen  Corona-Maßnahmen, sozusagen einem  Anti-Cancel-Demo-Urteil, Gelegenheit, die Juden zu reaktivieren, indem sie als Zielrichtung der angesagten Demonstration präsentiert wurden.

Oliver Jarasch vom RBB, „kommentiert den Streit über die Corona-Demo in Berlin“, so der Untertitel der Mediathek-Aufnahme.

Großbebrillt trötet Herr Jarasch verblüffend: „ Ich bin dabei. Ich gehe morgen zur Demo gegen die Corona-Maßnahmen. Verboten, erlaubt? Egal!“ Ein Revoluzzer? Nein.  Er verspricht, er tue das „als Beobachter, als Journalist“. Er weiß aber schon im Voraus, was uns wirklich beruhigt: „Nicht alle sind Spinner.“ ( Zwischenruf: Wie wissen Sie als Beobachter schon im Voraus, dass da wohl eine Menge „Spinner“ sind? Riecht sauer nach Vorurteil, Herr Journalist. Klingt schlecht für die Behauptung, bloß „Beobachter“ sein zu wollen.)

Und jetzt

wird der Blinker in Richtung Holocaust gesetzt. Oliver  ist sich nämlich sicher, dass es da Wirrköpfe gibt, die „angesichts von Tausenden von Toten“ behaupten, „Corona gibt’s nicht“. Die unausweichliche Assoziation: Gibt es nicht auch Wirrköpfe, die angesichts von 6 Millionen ermordeten Juden behaupten, den Holocaust gab es nicht?

Ist diese Verknüpfung  eine abwegige Assoziation? Nein, denn jetzt sind wir vor Ort: „Auf jeden Fall aber  werden Rechtsradikale und Antisemiten unter den Demonstranten sein.“

 

Also, demokratisch gesinnte Mitbürger:innen und Leser*innen, was soll man denn nun nach der Voraberkenntnis von Herrn Jarasch,  dass Leugner der Wirklichkeit auf die Straße gehen, tun?

Beim ARD-Mann  ist guter Rat nicht teuer. Zuallererst: Es gilt, den Leugnern jedenfalls nicht die Möglichkeit zu geben, sich „als Märtyrer der Meinungsfreiheit aufzuspielen.“ Darum geht es denen nämlich.  „Bleibt zu Hause, deckt euch gut zu, und nutzt den Moment der Ruhe, um in freiwilliger Selbstquarantäne nachzudenken, ob es sich wirklich lohnt, mit Rechtsradikalen, Verschwörungsideologen und Antisemiten Seit‘ and Seit‘ zu demonstrieren.“

Nachdem der journalistische „Beobachter“ schon v o r der Veranstaltung die Antisemiten ausgemacht hat, gilt: Wieder einmal wurde das Andenken an die Millionen ermordeten Juden missbraucht.


Josef Hueber, geboren in Nürnberg, studierte in München und Exeter (England) Germanistik und Anglistik für das Lehramt an Gymnasien. Die an der Schule verbreiteten Lehrbücher in den weltanschaulich stark bestimmten Fächern durchschaute er lange nicht als das, was sie waren: Transportmittel für linke und grüne Ideologien. Seine Erkenntnis: Better late than never! Das öffentliche Bewusstsein sieht er heute geprägt von Anti-Amerikanismus, Israel-Bashing, Antisemitismus, Umweltalarmismus, Wissenschaftsfeindlichkeit und Selbstverleugnung in Fragen der kulturellen Identität, sowie von zunehmenden Angriffen auf die persönliche Freiheit durch den Nannystaat. In zunehmendem Maße pulverisiert man, was als Errungenschaft der Aufklärung gelten darf und deswegen den Alleinanspruch auf Modernität erheben kann.

Seine Begegnung mit Blogs, für die er auch Übersetzungen aus dem Englischen lieferte, stellte den Beginn seiner Tätigkeit als freier Autor dar. Blogs sind für ihn unverzichtbare Augenöffner in nahezu allen aktuellen gesellschaftlichen und politischen Fragen. Er sieht sie als verlässliche Garanten für kontroversen Wettbewerb der Meinungen in einer von den Mainstream-Medien beherrschten Diskurshoheit.“ Im April 2020 erschien sein Buch „Stromaufwärts denken“.


Bild: screenshot, 28.8.2020, ardmediathek.de

Text: Gast

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