Der moderne Turmbau zu Babel Katholischem Jugendverband geht Selbstbestimmungsgesetz „nicht weit genug“

Von Kai Rebmann

„Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau. Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über alles Getier, das auf Erden kriecht.“ Man muss nicht sonderlich bibelfest sein, um diese Zeilen aus der Schöpfungsgeschichte zu kennen. Man muss noch nicht einmal Christ sein oder sich als solcher definieren, um den grundsätzlichen Plan der natürlichen Ordnung zu verstehen, wie er einst – von wem oder was auch immer – ersonnen worden ist. In diesem einen Punkt sind sich Christen und Darwinisten ausnahmsweise einmal einig: Es gibt genau zwei Geschlechter – Mann und Frau – und der Fortbestand allen Lebens auf der Erde hängt vom Zusammenkommen jeweils eines der Vertreter dieser beiden Geschlechter ab.

Seit einigen Jahren tobt in der westlichen Welt jedoch ein Kulturkampf, der in erschreckender Weise an den Turmbau zu Babel erinnert. Mit den grünlinken Ideologen hat eine Minderheit die Bühne betreten, die der Mehrheitsgesellschaft mit religiösem Eifer ihre Agenda aufdrücken will. Die Aussteigerin Antje Hermenau, Ex-Fraktionssprecherin der Grünen in Sachsen, beschreibt die Öko-Partei im Interview mit Milena Preradovic als „eine Art Sekte mit messianischem Auftrag“. Sie vermisse Realpolitik und Kompetenz in fast allen Themen, so das vernichtende Urteil.

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Vor diesem Hintergrund ist wohl auch das Drängen der Ampelkoalition nach einem neuen Selbstbestimmungsgesetz zu sehen. Völlig losgelöst von Biologie und Naturgesetzen soll jeder Bundesbürger ab 14 Jahren künftig selbst darüber entscheiden dürfen, welchem Geschlecht er angehören möchte. Um dem woken Irrsinn noch die Krone aufzusetzen, soll der Wechsel des gewünschten Geschlechts einmal jährlich möglich sein. Gestern Mann, morgen Frau und übermorgen Pangender – so könnte die grünrosarote Lebenswirklichkeit demnächst aussehen. Und über allem steht der Vorwand, mit diesem Gesetz in erster Linie die Rechte von Frauen und Kindern schützen zu wollen. Wer kann gegen solch edle Motive schon etwas haben?

Olaf Scholz und der Griff nach der Lufthoheit über die Kinderbetten

Unter dem Schutz von Kindern versteht die Ampelkoalition aber nicht etwa, diese vor irreversiblen körperlichen und seelischen Schäden zu bewahren. Das Gegenteil ist der Fall. SPD, Grüne und FDP wollen aktiv in das Erziehungsrecht von Eltern eingreifen. Bei fehlender Zustimmung zur Änderung des Geschlechtseintrags bei unter 18-jährigen soll diese durch das Urteil eines Familienrichters ersetzt werden können. Es bedarf wohl nicht allzu großer Fantasie, um sich ausmalen zu können, wie 99,9 Prozent dieser Urteile ausfallen werden.

Thorsten Frei, Parlamentarischer Geschäftsführer der Union, bezeichnete dieses Vorgehen im Gespräch mit dem Kollegen Ralf Schuler als den altbekannten Versuch linker Politiker, „in die Familie hineinregieren“ zu wollen. Der CDU-Politiker erinnerte außerdem daran, dass der heutige Bundeskanzler Olaf Scholz schon während seiner Zeit als SPD-Generalsekretär das Ziel formuliert hatte, „die Lufthoheit über die Kinderbetten“ gewinnen zu wollen. Spätestens an dieser Stelle müssen eigentlich sämtliche Alarmglocken schrillen, und zwar in den höchsten Tönen. Beim geplanten Selbstbestimmungsgesetz geht es ganz offensichtlich nicht um die Rechte von Frauen und Kindern, sondern vielmehr um die Frage, wer das traditionelle und in Deutschland immer noch weit verbreitete Familienbild vor dieser Regierung beschützt.

Welche dramatischen Folgen der Transgender-Irrsinn schon jetzt zeitigt, wird in einem Positionspapier der Aktion „DemoFürAlle“ deutlich. Das Bündnis, das sich wahrhaftig für den Schutz von Ehe und Familie einsetzt, hat das Schreiben an alle Abgeordneten des Bundestags verschickt. Sprecherin Hedwig von Beverfoerde kommentiert die Initiative wie folgt: „Es ist gut, dass in der medialen Debatte um das Selbstbestimmungsgesetz mehr und mehr Stimmen qualifizierte Kritik üben. Allerdings werden noch immer wichtige Fakten verschwiegen: Etwa, dass in den vergangenen Jahren die Zahl der Kinder, die sich unvermittelt als Transgender outen, sprunghaft angestiegen ist. Vor allem Mädchen sind betroffen. Das Selbstbestimmungsgesetz würde diese besorgniserregende Entwicklung weiter anheizen. Unser Positionspapier schließt diese Informationslücke zum richtigen Zeitpunkt: Es soll den Bundestagsabgeordneten einen Überblick über die gefährlichen Folgen dieses neuen Gesetzes verschaffen und sie überzeugen, dagegen zu stimmen.“

Evidenz und Erfahrungswerte spielen keine Rolle

Derartige Appelle und Hinweise sind richtig und wichtig, werden bei ideologiebesoffenen Regierungen aber kaum auf fruchtbaren Boden fallen. In Schottland und Spanien wurden dieser Tage bereits entsprechende Gesetze verabschiedet. Das Selbstbestimmungsgesetz in der von der Ampelkoalition geplanten Form wird nicht nur die bisherigen Schutzräume von Frauen in Wohlgefallen auflösen, sondern Tür und Tor für sexuell motivierte Straftaten öffnen, wie Erfahrungen aus anderen Ländern bereits gezeigt haben. Um maximalen Täterschutz gewährleisten zu können, hat sich die Bundesregierung in ihrem Entwurf auf ein Offenbarungsverbot des Personenstandswechsels verständigt. Im Klartext: Die Standesämter dürfen keine Auskunft darüber geben, welchem Geschlecht sich ein potenziell Verdächtiger laut eigener Aussage zugehörig fühlt.

Wo Zustände wie in Sodom und Gomorrha herrschen, da werden doch hoffentlich wenigstens die Kirchen etwas dazu sagen, oder? Das ist in der Tat so und deshalb hat sich auch der Dachverband der katholischen Kinder- und Jugendverbände (BDKJ) dieser Tage mit deutlicher Kritik an dem geplanten Selbstbestimmungsgesetz zu Wort gemeldet. Aber: Man fällt im wahrsten Sinne des Wortes vom Glauben ab – oder zumindest von der Mitgliedschaft in der Kirche – wenn man liest, wie der BDKJ-Bundesvorsitzende Gregor Podschun über dieses Thema denkt. Zunächst attestiert der Katholik allen Kritikern des Selbstbestimmungsgesetzes pauschal „Queerfeindlichkeit“, um das ideologische Prestigeprojekt von SPD, Grünen und FDP sodann als „Meilenstein für die Rechte von queeren Personen und die Gleichstellung der Geschlechter in ihrer Vielfalt“ zu loben.

Aber es wird noch besser bzw. schlechter: Podschun geht der Entwurf eigenem Bekunden zufolge „nicht weit genug“. Daher fordert auch er, dass Kinder und Jugendliche beim Wechsel in ein anderes Geschlecht nicht auf die Zustimmung der Eltern angewiesen sein dürfen, und zwar unabhängig von ihrem Alter. Die Tagespost zitiert den Funktionär wörtlich: „Wir sind überzeugt, dass Kinder und Jugendliche unabhängig ihres Alters für sich selbst einstehen und ihre Identität erkennen und vertreten können und dass Altersgrenzen willkürlich gesetzt sind.“ Podschun vertritt die Ansicht, dass das Recht auf die Selbstbestimmung des Geschlechts nicht erst mit 14 oder18 Jahren gelten dürfe.

Wo sich der Mensch zum Herrn aller Dinge aufschwingt, hat das noch selten ein gutes Ende genommen. Beim biblischen Turmbau zu Babel endete dieser Versuch in der Verwirrung der Sprachen. In ebenso grandioser Weise werden über kurz oder lang auch die Baumeister der Moderne scheitern. Die entscheidende Frage ist nur, wie hoch der Preis ist, den unsere Gesellschaft dafür zu bezahlen haben wird.

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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

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