Die Unergründlichkeit des Brunnens der Vergangenheit Entlarvende Analyse der RKI-Monatsberichte

Ein Gastbeitrag von Prof. Dr. Thomas Rießinger

„Tief ist der Brunnen der Vergangenheit. Sollte man ihn nicht unergründlich nennen?“ – so beginnt Thomas Mann seinen großen Roman „Joseph und seine Brüder“. Es ist nichts allzu Aufregendes, was er hier in seiner unnachahmlichen Sprache beschreibt: Man kann in der Betrachtung der Vergangenheit noch so weit zurückgehen, man wird doch nie einen ersten Punkt, eine Startsituation finden, aus der alles andere, alles Geschehene sich folgern lässt. „Da denn nun gerade geschieht es, dass, je tiefer man schürft, je weiter hinab in die Unterwelt des Vergangenen man dringt und tastet, die Anfangsgründe des Menschlichen, seiner Geschichte, seiner Gesittung, sich als gänzlich unerlotbar erweisen.“

Das ist das Eine, eine prinzipielle Form der Unergründlichkeit. Es ist nicht die einzige. Heute erleben wir voller Freude, wie man den „Brunnen der Vergangenheit“ der Unergründlichkeit zuzuführen sucht, indem man ihn schlicht zuschüttet. Denn wie sonst soll man es nennen, wenn bekannte und beliebte Protagonisten noch so scharfer und harter Maßnahmen zur Eindämmung der sonderbaren Covid-Pandemie inzwischen von ihrer eigenen Vergangenheit nichts mehr wissen wollen oder sie wenigstens verharmlosen? Selbst Karl Lyssenko Lauterbachs getreuester Paladin, der stets einsatzbereite Christian Drosten, lässt vernehmen, die Pandemie sei nun vorbei, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass die segensreichen Maßnahmen ohne Alternative gewesen seien, denn hätte man nichts unternommen, dann wäre man in Deutschland „auf eine Million Tote oder mehr gekommen“. Ja, solche schrecklichen Szenarien konnte man in Schweden oder in Florida, wo sich die Maßnahmen in ausgesprochen engen Grenzen hielten, selbstverständlich beobachten – oder etwa doch nicht? Von den eigenen Fehlentscheidungen ablenken, indem man sie für alternativlos erklärt, ohne auf die leicht zugänglichen Alternativen einzugehen – eine doch etwas zu durchsichtige Methode, um den Brunnen der Vergangenheit der Betrachtung zu entziehen.

Der Brunnen der Vergangenheit

Andere versuchen es anders. Vom sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer wurde vor kurzem geäußert: „Das kann man nun nicht ungeschehen machen, aber man kann offen darüber reden und man kann versuchen, ein Stück weit nach vorn zu leben und diese Fehler nicht nochmal zu machen, und nicht gegenseitig aufzurechnen.“ Fast klingt es wie eine Entschuldigung, doch was ist das Ziel seines Satzes? Wir sollen „nach vorn leben“ und nicht gegenseitig aufrechnen. Vielleicht habe ich es übersehen, aber meines Wissens haben Kritiker der Maßnahmenpolitik niemals Anstalten getroffen, die Befürworter eben dieser Maßnahmen wegzusperren, ihnen den Zugang zum gesellschaftlichen Leben zu verweigern und ihnen das Leben so gut wie möglich zur Hölle zu machen. Umgekehrt kam es häufig vor. Doch wir sollen nur nach vorn leben, uns erst gar nicht mit der Vergangenheit befassen und auf keinen Fall etwas gegenseitig aufrechnen, als ob es da in Wahrheit etwas aufzurechnen gäbe. Der Brunnen der Vergangenheit soll der Unergründlichkeit überlassen werden.

Vermutlich wird es bald zu den verfassungsschutzrelevanten Delegitimierungen des Staates gehören, wenn man sich der jüngeren Vergangenheit annimmt, ohne in bedingungslosen Beifall für die Regierung und ihre Maßnahmen auszubrechen. Solange aber Thomas Haldenwang, der umtriebige und stets loyale Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, vollauf damit beschäftigt ist, Straftaten von Klimaextremisten zu verharmlosen, kann man beispielsweise einen Blick auf die Daten werfen, die im Jahr 2022 in der einen oder anderen Publikation des RKI zu den hocheffektiven Covid-19-Impfungen veröffentlicht worden sind.

Die Wochenberichte zu Covid-19 gibt es schon seit geraumer Zeit, die Monatsberichte mit dem schönen Titel „Monitoring des Covid-19-Impfgeschehens in Deutschland“ seit dem 7.07.2022, weshalb im abgelaufenen Jahr sechs dieser Monatsberichte erschienen sind. Werfen wir also zunächst einen ersten Blick auf den ersten Bericht vom 7.07., verbunden mit dem – zeitlich dazu passenden – Wochenbericht vom 14.07., weitere werden noch folgen. Dort findet man auf den Seiten 17 und 18 fein säuberlich aufgelistet die Information, es habe in dem Vier-Wochen-Zeitraum vom 13.06. bis zum 10.07.2022 3639 Covid-19-bedingte Neuaufnahmen in den deutschen Intensivstationen gegeben, bei 2405 Aufnahmen sei der Impfstatus bekannt gewesen. 347 Fälle entfielen auf die Klasse der Ungeimpften, 82 Fälle musste man unter den einmal Geimpften vermelden, 300 Fälle waren mit zwei Impfungen versehen, 1364 Fälle mit drei Impfungen, und immerhin noch 312 Fälle konnten sich einer vierten Impfung rühmen.

Kein übermäßig begeisterndes Bild

Für sich genommen sagt das nicht allzu viel aus. Das RKI warnt tatsächlich auch im gleichen Bericht: „Es ist zu beachten, dass die Intensivregister-Daten in dieser Form nicht geeignet sind, um die Wirksamkeit der Impfung einzuschätzen. Es muss die generelle Altersverteilung von Intensivpatientinnen und -patienten sowie die Entwicklung der allgemeinen Impfquote der Bevölkerung berücksichtigt werden.“ Der Bericht liefert bedauerlicherweise keine „generelle Altersverteilung“, während die allgemeine Impfquote immerhin dem Monatsbericht vom 7.07. entnommen werden kann. Da Kinder und Jugendliche keinen nennenswerten Beitrag zum Covid-Erkrankungsgeschehen leisten, kann man sich hier auf die Impfquoten für Erwachsene ab 18 Jahren konzentrieren, wobei ich kurz die Frage in den Raum stellen möchte, ob man volljährige Klimakleber unbedingt als Erwachsene bezeichnen sollte.

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Wie dem auch sei, für Volljährige kennen wir die historischen Impfquoten des Monatsberichts vom 7.07., der sich auf den Datenstand des 4.07. bezieht. Demnach waren 85,2% der erwachsenen Bevölkerung grundimmunisiert, hatten also zwei Impfungen erhalten, die Quote der dreifach Geimpften lag bei 71,9%, die der vierfach Gespritzten bei 8,4%. Die Quote der Ungeimpften verrät man uns nicht direkt, sondern nur in ungefähren absoluten Zahlen, die sich aber zu einer Quote von 13,2% umrechnen lassen.

Mehr Daten werden nicht geliefert, nur die Warnung, diese Daten nicht zu ernst zu nehmen, da sie nach Auffassung des Wochenberichts nicht dazu geeignet sind, Wirksamkeiten einzuschätzen. Aber warum sollten sie das nicht sein? Wir haben die Verteilung der Neuaufnahmen der Intensivstationen auf die einzelnen Impfgruppen, und wir haben die Impfquoten. Die Altersgruppenverteilung liefern die Berichte nicht, also muss man mit dem auskommen, was man hat.

Die Berechnung selbst ist einfach genug, ich habe sie schon einmal am Beispiel eines späteren Berichts durchgeführt. In die Rechnung einbeziehen kann man nur die Fälle, deren Impfstatus bekannt ist. Wie wir wissen, gab es 347 ungeimpfte Neuaufnahmen, denen 300 zweifach geimpfte gegenüberstanden. Diese Zahlen alleine besagen wenig, man muss sie noch mit den Impfquoten in Verbindung bringen. Wenn aber 85,2% der Menschen mindestens zwei Impfungen erhalten haben und 71,9% bereits dreimal bei den Impfärzten erschienen sind, dann haben wir es mit 13,3% der Bevölkerung zu tun, die genau zweimal geimpft wurden, denn 85,2-71,9=13,3. Jetzt ist alles einfach. Um die Effektivität der zweifachen Impfung, verglichen mit dem Verzicht auf eine Impfung, einschätzen zu können, muss man nur den Dreisatz bemühen, damit die Chancengleichheit hergestellt ist. Würde sich nämlich die Bevölkerung in genau 50% zweifach Geimpfte und 50% Ungeimpfte aufteilen, dann müsste man unter den Ungeimpften nicht mehr nur mit 347 Fällen auf den Intensivstationen rechnen, sondern mit deutlich mehr, wie es dem Verhältnis von 50 zu 13,2 entspricht. Somit wäre in diesem Fall mit 347/13,2*50, also 1314 Neuaufnahmen von Ungeimpften zu rechnen, wenn man auf ganze Zahlen rundet. Dagegen werden aus den 300 zweifach geimpften Fällen unter Berücksichtigung der entsprechenden Impfquote jetzt 300/13,3 *50 und somit 1128 Fälle.

Der Unterschied ist nicht beträchtlich. Bei gleichvielen Ungeimpften wie zweifach Geimpften in der gesamten erwachsenen Bevölkerung gäbe es 186 weniger neu aufgenommene Patienten aus der Klasse der zweifach Geimpften als aus der Klasse der Ungeimpften, das sind 14,2% weniger. Daher liegt im Hinblick auf die Hospitalisierung in Intensivstationen die Effektivität der Grundimmunisierung im betrachteten Zeitraum bei gerade einmal 14,2%. Erfolgsgeschichten in Bezug auf schwere Fälle sehen anders aus.

Man kann aber noch mehr Vergleiche anstellen, die ich jetzt nur noch in aller Kürze beschreiben werde. Wie sieht es aus beim Vergleich zwischen den dreifach Geimpften und den Ungeimpften? Die Quote der genau dreimal Geimpften beträgt 63,5%, denn ich muss von den mindestens dreifach Geimpften die bereits vierfach Versorgten abziehen. Bei gleicher Chancenverteilung, also unter der Annahme, dass sich die Bevölkerung aufteilt in zwei gleich große Gruppen aus Ungeimpften und dreifach Geimpften, liegt die umgerechnete Anzahl der ungeimpften Fälle nach wie vor bei 1314, die der dreifach geimpften Fälle bei 1364/63,5*50, also bei 1074 Fällen, das sind 240 Fälle weniger. Prozentual betrachtet liefert daher die Dreifachimpfung gegenüber der Nichtimpfung einen Vorteil von 18,3%. Man muss nur an die Gefahr von Nebenwirkungen denken, um zu sehen, dass diese Effektivität nicht überzeugen kann.

Noch deutlicher sieht es bei der vierten Impfung aus. 312 vierfach geimpfte Neuaufnahmen standen im betrachteten Zeitraum 300 ungeimpften Fällen gegenüber, bei Quoten von 8,4% bzw. 13,2%. Bei Chancengleichheit ergibt das dann nach der üblichen Rechnung 1314 hochgerechnete ungeimpfte Fälle, jedoch 312/8,4*50, also 1857 vierfach geimpfte. Das sieht nicht gut aus, denn die Zahl der vierfach geimpften Fälle liegt deutlich über der Anzahl der ungeimpften, sofern man die jeweiligen Quoten berücksichtigt. Die Differenz beträgt 543, diesmal aber zugunsten der Ungeimpften, und der prozentuale Vorteil der Ungeimpften ergibt 29,2%. Die Frage, ob man angesichts dieser Zahlen unbedingt einen zweiten Booster empfehlen sollte, mag der Minister der Herzen beantworten.

Ohne die Rechnung noch im Einzelnen vorzuführen, will ich kurz erwähnen, dass die Effektivität der mindestens zweifachen Impfung, verglichen mit dem Verzicht auf eine Impfung, im Hinblick auf die Hospitalisierung in einer Intensivstation bei 11,8% liegt. Aber man muss ja nicht immer nur mit den Ungeimpften vergleichen. Welchen Vorteil hat es beispielsweise während dieser vier Sommerwochen gebracht, einer zweiten Impfung noch eine dritte folgen zu lassen? Um das zu beantworten, muss man nur wieder Chancengleichheit herstellen und ausrechnen, wie viele zweifach bzw. dreifach geimpfte Neuaufnahmen zu erwarten gewesen wären, wenn die Bevölkerung zur Hälfte aus doppelt und zur anderen Hälfte aus dreifach Geimpften bestanden hätte. Die Zahlen hatte ich schon ausgerechnet, sie lauten 1128 und 1074. Der Unterschied liegt bei 54 Fällen, die prozentuale Effektivität bei 4,8%. Muss man das noch kommentieren?

Maaz

Nicht mehr zu übersehen ist das Problem mehrfacher Impfungen, wenn man die Viertimpfung mit der doppelten und mit der dreifachen Impfung vergleicht. Umgerechnet auf Chancengleichheit findet man 1128 doppelt und 1857 vierfach geimpfte Neuaufnahmen, weshalb die verstärkte Impftätigkeit zu 729 mehr Fällen führt. Daher haben zweifach Geimpfte im Vergleich zu doppelt Geboosterten einen prozentualen Vorteil in Höhe von 39,3%. Die fortgesetzte Gentherapie scheint nicht von übermäßiger Wirksamkeit zu sein. Übrigens auch nicht, was den Vergleich von vierfacher zu dreifacher Impfung beträgt, denn hier liegt der Vorteil bei 42,4% – und zwar wieder zugunsten der seltener Geimpften.

Nun könnte man einwenden, dass diese wenig überzeugenden Effektivitäten aus einem einzigen Vier-Wochen-Zeitraum berechnet worden sind und daher vielleicht nicht unbedingt viel bedeuten müssen. Das stimmt. Aber seit Juli 2022 sind noch einige weitere Monate ins Land gezogen, und die vorgeführten Rechnungen kann man für jeden dieser Monate durchführen. Die zugrundeliegenden Daten zeigt die folgende Tabelle.


Aufgelistet sind hier die jeweilige Anzahl der Covid-bedingten Neuaufnahmen auf deutschen Intensivstationen – auf das alte Problem der in Wahrheit anderweitig Erkrankten mit positivem PCR-Test muss ich hier nicht weiter eingehen – in sechs aufeinanderfolgenden Vier-Wochen-Zeiträumen, die man den angegebenen Wochenberichten bzw. Monatsberichten entnehmen kann. Weiterhin sieht man den Anteil der Fälle mit bekanntem Impfstatus und die Aufteilung dieser Fälle auf die möglichen Ausprägungen des Impfstatus. Im zweiten Teil der Tabelle sind die jeweiligen Impfquoten zu sehen, die man in den entsprechenden Monatsberichten findet.

Auf der Basis dieser Daten lassen sich dann, genau wie oben vorgeführt, die Effektivitäten berechnen. Dabei ist zu beachten, dass rot eingefärbte Werte einen prozentualen Vorteil von Menschen mit niedrigerem Impfschutz angeben.

In der Spalte für den Zeitraum vom 13.06. bis zum 10.07.2022 finden sich die Werte, die ich oben ausgerechnet hatte, die weiteren Werte berechnet man aus den Daten der ersten Tabelle auf genau die gleiche Weise. Wie man sieht, hat die vierte Impfung durchgängig eine negative Wirkung. Die bestmögliche Wirkung der Grundimmunisierung belief sich knapp 27%, bei der Dreifachimpfung auf knapp 28% – Werte, die nicht unbedingt für eine Zulassung der Impfstoffe sprechen, zumal sie von deutlich niedrigeren Werten in anderen Zeiträumen begleitet werden. Tatsächlich liefert die Dreifachimpfung während eines Zeitraums sogar Vorteile für die Ungeimpften, und auch in der Kategorie „mindestens zweimal geimpft gegen ungeimpft“ sind die Ergebnisse ernüchternd.

Das ist noch nicht alles, denn auch die Wirkungen der verschiedenen Impfhäufigkeiten kann man untereinander vergleichen; für den ersten der betrachteten Zeiträume hatte ich das oben vorgerechnet. Führt man die gleiche Rechnung für die weiteren Zeiträume durch, so ergibt sich die folgende Tabelle.

Über die Wirkung der vierten Impfung muss man nicht mehr diskutieren, sie liegt durchgängig im roten Bereich. Aber auch die dritte Impfung hat – wenn überhaupt – nur sehr schwache positive Auswirkungen im Vergleich zur zweiten, die sich ihrerseits schon keineswegs als hocheffektiv herausgestellt hat.

Aus den Daten des RKI zu den Neuaufnahmen in den Intensivstationen ergibt sich daher kein übermäßig begeisterndes Bild. Während die sogenannte Grundimmunisierung wenigstens noch eine schwache Effektivität zeigt, die allerdings weit, sehr weit von allem entfernt ist, was man uns von amtlicher Seite versprochen hatte, sind die dritte und die vierte Impfung eher nicht empfehlenswert.

Die Bestimmung des Impfstatus

Doch ein Problem hatte ich noch gar nicht angesprochen, das sich aus der ersten Tabelle ergibt: das Problem der Bestimmung des Impfstatus. Wusste man im Juli wenigstens noch bei etwa 66% der Neuaufnahmen in den Intensivstationen über den Impfstatus Bescheid, so hat sich dieser Anteil von Mal zu Mal verringert; mit jedem Bericht wurde er kleiner, bis er im Dezember-Bericht bei etwa 52% angelangt ist. Eine reife Leistung, vor allem dann, wenn man bedenkt, dass mit Engelszungen für die Wirksamkeit dieser Impfungen geworben wird, weshalb man annehmen sollte, dass alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, um so viele Informationen wie möglich über eben diese Wirksamkeit zu erhalten.

Aber jeder Patient hat einen Impfstatus, man müsste ihn nur wissen. Im Dezemberbericht, so sagt uns die Tabelle, wurden 3408 Aufnahmen verzeichnet. Bei ganzen 1623 dieser Fälle konnte man keine Information über den Impfstatus vermelden. Waren sie vielleicht alle ungeimpft und haben im Bewusstsein dieses beschämenden Versäumnisses ihren Status verschwiegen? Mancher wird sich daran erinnern, dass mit Zuordnungen dieser Art die Legende von der „Pandemie der Ungeimpften“ ersonnen wurde. Oder waren sie am Ende alle geimpft und sind genau deshalb so schwer erkrankt, dass sie einfach keine Auskunft mehr geben konnten? Das weiß niemand, und man muss befürchten, dass es niemand wissen will. Für jedes beliebige Szenario kann man die beschriebenen Rechnungen durchführen, was dann zu rein hypothetischen Effektivitäten führt. Geht man beispielsweise von der plausiblen Annahme aus, dass unter den Fällen mit unbekanntem Impfstatus die gleichen Impfquoten vorliegen wie in der erwachsenen Gesamtbevölkerung, so erhält man zwar nicht die gleichen Zahlen für die Effektivitäten wie bisher, aber genau die gleichen Tendenzen, am grundsätzlichen Ergebnis ändert sich nichts. Dass die Daten in den RKI-Berichten nicht genauer sind, ist eines der vielen Versäumnisse im Verlauf dieser sonderbaren Pandemie.

Schon einmal hatte ich die Serie „Star Trek“ erwähnt, und es wird Zeit, sich wieder an sie zu erinnern. Denn in der späteren Version der Serie gab nicht mehr der etwas raubeinige Captain James T. Kirk den Ton an, sondern Jean-Luc Picard, der eher zu besonnenem Nachdenken und einer philosophischen Herangehensweise neigte. Manche seiner Zitate sind es wert, den Nachwelt erhalten zu bleiben. Um ein Beispiel zu nennen: „Es ist gut möglich, keine Fehler zu machen und dennoch zu verlieren. Das ist kein Zeichen von Schwäche, das ist das Leben,“ wie er einmal zu seinem zweiten Offizier sagte, um ihn ein wenig aufzubauen. Und tatsächlich, auch das kommt vor, aber man muss sich davor hüten, sich darauf zu verlassen. Es ist nämlich ebenfalls möglich, unglaublich viele Fehler zu machen und am Ende zu gewinnen – darauf spekulieren nicht nur die noch immer vorhandenen Freunde der regierungsamtlichen Panikmaßnahmen, sondern auch die Anhänger der unsäglichen Energiewende, der verderblichen Klima- und der unverantwortlichen Migrationspolitik. Ihr Instrument, um die Niederlage zu verhindern und zu vertuschen, ist im Grundsatz immer das gleiche: Einschränkung der Freiheit, insbesondere der Meinungsfreiheit. Auf diesem Weg sind wir schon weit fortgeschritten, und es war wieder Picard, der dazu das Nötige gesagt hat: „Mit dem ersten Glied ist die Kette geschmiedet. Wenn die erste Rede zensiert, der erste Gedanke verboten, die erste Freiheit verweigert wird, dann sind wir alle unwiderruflich gefesselt.“

Aussagen werden zensiert, Gedanken werden bei Strafe der gesellschaftlichen Ächtung verboten, Freiheiten werden verweigert. Es sind schon mehr Glieder der Kette geschmiedet als nur das erste. Wir müssen darauf achten, dass wir nicht „alle unwiderruflich gefesselt“ werden.

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Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Thomas Rießinger ist promovierter Mathematiker und war Professor für Mathematik und Informatik an der Fachhochschule Frankfurt am Main. Neben einigen Fachbüchern über Mathematik hat er auch Aufsätze zur Philosophie und Geschichte sowie ein Buch zur Unterhaltungsmathematik publiziert.

Bild: IMAGO / photothek

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