Enthemmte Corona-Politik: Lebenszufriedenheit von Abiturienten wie in Kriegsgebieten Empirische Studie zeigt untypischen Einbruch für junge Menschen

Von Daniel Weinmann

Vereinsamung, Versagensängste durch Lernrückstände, weggefallene Hobbys. Zwei Jahre Corona haben gravierende Spuren in unzähligen Schülern hinterlassen. Was bislang bereits eine Reihe von Umfragen und Beobachtungen von Psychologen zeigten, bestätigt nun eine empirische Studie. Die Ergebnisse der Forscher aus den Bereichen Ökonomie und Soziologie der Universität Bamberg sowie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sollten Maßnahmen-Hardliner wie Gesundheitsminister Karl Lauterbach ins Grübeln bringen. Doch der Perma-Warner zieht es vor, unbeirrt an seiner irrationalen Panikmache festzuhalten.

„Die Lebenszufriedenheit von jungen Erwachsenen während der Pandemie ist auf einer Skala von 0 bis 10 um 0,5 gesunken, während die durchschnittliche Lebenszufriedenheit in Deutschland insgesamt wesentlich weniger stark zurückgegangen ist“, resümiert Alexander Patzina vom Lehrstuhl für Soziologie, insbesondere Soziale Ungleichheit, der Universität Bamberg. Dieser Einbruch sei untypisch für junge Menschen. „Er entspricht zum Beispiel dem drastischen Rückgang der Lebenszufriedenheit in Kriegsgebieten“, wählt der Wissenschaftler drastische Worte.

Die von der Bundesagentur für Arbeit finanzierte Studie basiert auf Paneldaten zu 8.000 Abiturienten der Jahrgänge 2020 und 2021 im Zeitraum von Herbst 2019 bis Herbst 2021 aus 214 Schulen in acht Bundesländern. Die Daten wurden einige Monate vor (Herbst 2019), kurz vor und kurz nach (Frühjahr 2020) sowie einige Monate nach (Herbst/Winter 2020/21) dem Beginn der Pandemie erhoben.

Unterschiede zwischen beiden untersuchten Abiturjahrgängen

Ein weiteres Ergebnis der am 23. September in der Fachzeitschrift „Review of Economics of the Household“ veröffentlichten Studie: Zwischen den untersuchten Abiturjahrgängen 2020 und 2021 offenbarten sich Unterschiede: Zwischen dem ersten und zweiten Lockdown im Winter 2020/21 stiegen vor allem die Angst- und Depressionsrisiken im Abiturjahrgang 2021 stark an. Zugleich ging die Lebenszufriedenheit etwas stärker zurück. Erst nach dem Verlassen der Schule verbesserte sich ihr Wohlbefinden wieder und die Unterschiede zwischen beiden untersuchten Abiturjahrgängen verschwanden.

Ein möglicher Grund: „Während junge Menschen des Abiturjahrgangs 2020 die Schule unmittelbar nach Ausbruch der Covid-19-Pandemie verließen, absolvierte der Abiturjahrgang 2021 noch ein gesamtes weiteres Schuljahr unter Covid-Bedingungen“, so Projektleiterin Silke Anger. Beide Abiturjahrgänge erreichten ihr Vorpandemie-Niveau mentaler Gesundheit und Lebenszufriedenheit im untersuchten Zeitraum bis zum Herbst 2021 nicht wieder.

Ungünstige Lebenserfahrungen in der Adoleszenz akkumulieren sich im Laufe des Lebens

„Wenn Schulen schließen oder Distanzunterricht einführen, kann sich das auf die psychische Gesundheit junger Menschen auswirken“, gibt Studienmitarbeiter Alexander Patzina zu bedenken. Eine starke Verschlechterung der psychischen Gesundheit verändere Bildungsentscheidungen und Karrierepläne junger Menschen. Diese potentiellen individuellen Folgen seien wiederum mit ökonomischen Folgen verbunden. Denn Bildungsabbrüche und -wechsel verursachen Kosten, zum Beispiel für Beratungen und für einen längeren Zeitraum im Bildungssystem.

„Da sich ungünstige Lebenserfahrungen in der Adoleszenz im Laufe des Lebens wahrscheinlich akkumulieren, ist diese Studie die erste, die potenziell langanhaltende negative Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf Bildung und Karriere junger Menschen aufzeigt“, schreiben die Autoren.

Dies impliziert nach Meinung der Forscher nicht zuletzt eine Frage der Generationengerechtigkeit: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die jüngere Generation voraussichtlich die langfristigen Kosten der Pandemiepolitik tragen wird, während der Nutzen von Distanzierungsmaßnahmen in Form von geringeren Infektionen bei älteren Personen höher sein dürfte.“

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.

Bild: Shutterstock

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