Unter dem Deckmantel des „Faktencheckens“ betreiben staatsnahe Medien und Portale eine Art neues „Wahrheitsministerium“. Mit dabei ist die dpa Deutsche Presse-Agentur, die als Leitmedium in Deutschland gilt, und für die ich früher gearbeitet habe.
Am 21. Juli erschien auf meiner Seite ein Beitrag unter dem Titel „Tagesthemen missbrauchen Hochwasser-Katastrophe für Propaganda – Diskreditierung von Corona-Maßnahmen-Kritikern im gebührenfinanzierten TV“. Darin ging es um die Aussage eines Tagesthemen-Kommentators, wonach „Opfer des Hochwassers, die sich über fehlende staatliche Hilfe etwa durch die Feuerwehr oder das Technische Hilfswerk beschwerten,…solche Hilfe ablehnen, weil sie rechtsradikale Querdenker seien.“ Sodann zitierte ich den Blogger Michael Ziesmann, der sich über diese Darstellung in den Tagesthemen echauffiert.
Die dpa-Faktenchecker machen daraus einen Beitrag mit der Überschrift „In «Tagesthemen» geht es um vermeintliche Helfer, nicht um Flut-Opfer“. Dieser Hinweis wird nun etwa bei Facebook über meinen Post mit dem Link zu meinem Beitrag eingeblendet – und der Text damit als Falschinformation gebrandmarkt (was laut einer Gerichtsentscheidung illegal ist, aber offenbar scheint das Facebook nicht zu kümmern).
Das Bemerkenswerte: Die „Faktenchecker“ interpretieren einfach die Aussage des Moderators um. Wenn man die Aussage in den Gesamtkontext des späteren Gesprächs des Moderators mit seinem Korrespondenten einbettet, spricht in der Tat einiges dafür, dass sich der Moderator verbal vergaloppierte und etwas anderes sagte, als er meinte. Dass die Faktenchecker nun aber einfach ihre Interpretation als „Wahrheit“ verbreiten und damit die Aussage des Moderators umdrehen, ist irreführend. Sehen wir uns das wörtliche Zitat des ARD-Manns an: „Unfassbar, aber es gibt einige Bürger in unserem Land, die die Hilfe der Feuerwehr oder des Technischen Hilfswerks kategorisch ablehnen. Viele von Ihnen kommen aus der Querdenker-Szene und dem Rechtsradikalen Milieu.“
Wer kein Opfer ist, kann Hilfe der Feuerwehr oder des Technischen Hilfswerks schlecht ablehnen – weil sie ihm nicht angeboten wird. Also entsteht hier beim Zuhörer der Eindruck, dass Opfer diese Hilfe ablehnen.
Und genau um diesen Eindruck, der hier entsteht, geht es in meinem Beitrag.
Die Faktenchecker schreiben über meinen Text: „Im westdeutschen Hochwassergebiet hat die Polizei mögliche Aktivitäten von Rechtsextremisten und der sogenannten «Querdenker»-Szene im Blick. Nachdem auch die ARD-«Tagesthemen» darüber berichtet haben, wird dem Moderator der Nachrichtensendung vorgeworfen (archiviert), er verhöhne einige Opfer der Katastrophe als «rechtsradikale Querdenker».
Sodann steht da:
„Bewertung:
Falsch. Es geht in der Moderation gar nicht um die Betroffenen in den Gebieten, sondern um Menschen aus dem «Querdenker»- und rechtsradikalen Milieu, die sich als vermeintliche Helfer ausgeben.“
Weder die Faktenchecker noch ich können in das Gehirn des Moderators blicken. Er hat sich ganz offensichtlich wirklich falsch ausgedrückt und meinte etwas anderes, als er sagte.
Wären die Faktenchecker unparteiisch, müssten sie genau das so konstatieren – und dem Moderator eben diesen Vorwurf machen.
Sie tun aber genau das Gegenteil – sie halten Ziesmann und mir vor, dass wir Fehlinformationen verbreiten.
Der Vorwurf, den man uns machen kann, ist aber einzig und allein der, dass wir die Worte des Moderators für bare Münze genommen haben. Und uns den nachfolgenden Beitrag nicht bzw. nicht aufmerksam genug ansahen – denn in ihm geht es wirklich um etwas ganz anderes, als der Moderator in seinen Einführungsworten sagte. Diese Volte war aber nicht vorhersehbar. Ganz offensichtlich ist aber selbst ein Minimal-Vertrauen in Aussagen von Tagesthemen-Moderatoren heute schon gefährlich – weil die Gefahr besteht, dass sie sich völlig falsch ausdrücken. Insofern ziehe ich die Lehre aus der Geschichte, dass es ein Fehler war, nur die Anmoderation, aber nicht das folgende Kollegengespräch aufmerksam anzusehen. Diesen Schuh ziehe ich mir an.
Aber wetten, dass es sehr vielen Zuschauern genauso ging wie Ziesmann und mir?
Würden sie sauber arbeiten, hätten die Faktenfinder also schreiben müssen: Tagesthemen-Moderator macht falsche, irreführende Aussage, aus dem späteren Kontext kann man aber erschließen, dass er eigentlich etwas anderes meinte, Reitschuster und Ziesmann haben das jedoch nicht erkannt.
Das wäre sauber. Ebenso wie der Hinweis, dass die ganze Sendung in meinem Beitrag verlinkt ist und sich jeder Leser selbst ein Bild machen kann.
Und der Hinweis auf eine Anfrage von Ziemann an die Tagesthemen vom Dienstag zu genau diesem Beitrag, die unter meinem Text steht, und die trotz telefonischer Nachfrage von Ziesmann bis heute unbeantwortet blieb. Es wäre den Tagesthemen also ein leichtes gewesen, den Fehler zu korrigieren. Stattdessen landet der Fall plötzlich bei der dpa – bei denen die ARD und damit auch die Tagesthemen zahlende Kunden sind. Ja sogar einer der ganz großen und wichtigen. Auf diesen Interessenkonflikt weist die dpa nicht hin unter ihrem so genannten „Faktencheck“.
Statt neutral aufzuklären, lügen die „Faktenchecker“ dreist. Sie schreiben: „Angeblich soll der Sprecher einen Teil der Opfer des Hochwassers in Westdeutschland als «rechtsradikale Querdenker» bezeichnet haben. Das ist falsch. Der Moderator hat nicht im Entferntesten Aussagen getroffen, die solch eine Lesart auf irgendeine Weise zulassen würden.“
Diese Behauptung ist manipulativ – denn die Aussagen drängen diese Lesart, die laut dpa „nicht im Entferntesten zulässig“ ist, geradezu auf. Hier nochmal das Original: „Unfassbar, aber es gibt einige Bürger in unserem Land, die die Hilfe der Feuerwehr oder des Technischen Hilfswerks kategorisch ablehnen. Viele von Ihnen kommen aus der Querdenker-Szene und dem rechtsradikalen Milieu.“
Aber es geht noch weiter. Meine Aussage in dem Text ist, dass ich die Herangehensweise der „Tagesthemen“ für eine Instrumentalisierung der Katastrophe für Propaganda und damit Verhöhnung der Hochwasser-Opfer halte. Ich bleibe bei meiner Meinung, dass in dem Beitrag genau das geschehen ist.
Diese Aussage ist eine Meinungsäußerung. Die kann man teilen oder nicht. Aber sie als „Fehlinformation“ einzustufen und als „falsch“ zu bewerten, und das auch noch öffentlich zu machen, ist eine Selbstentlarvung: dpa agiert hier als PR-Abteilung der ARD. Es wird nicht einmal der Versuch unternommen, überparteilich und neutral zu sein.
PS: Welche Ausmaße die Zensur inzwischen annimmt, und in den Händen von welch offenbar geistig begrenzten „Zensoren“ wir uns befinden, zeigt ein neuer Zensur-Fall auf LinkedIn, das zu Microsoft gehört. Dort hatte ich in einem Post auf einen Text von Gunter Weißgerber hingewiesen, der viele Jahre für die SPD im Bundestag saß und Mitbegründer der Ost-SPD war. Dieser Post wurde gelöscht, weil er angeblich gegen die Community-Richtlinien verstößt. Machen Sie sich hier selbst ein Bild, wo der „Verstoß“ liegen soll:
Die Vorschrift des Grundgesetzes, „eine Zensur findet nicht statt“, wird mit Füßen getreten. Der Staat hat unter Angela Merkel diese Zensur auf private Unternehmen „outgesourced“. Und viele fallen darauf herein und beteuern, es gebe ein „Hausrecht“ der Internet-Giganten, das ihnen Zensur erlaube. Noch ist die Rechtsprechung da Gott sei Dank eindeutig und pocht darauf, dass Monopolisten ans Grundgesetz gebunden sind. Nur leider haben die wenigsten Zensur-Opfer das Geld, die Zeit und die Nerven, ihr Recht durchzusetzen.
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Bild: Screenshot/Youtube/Tagesthemen
Text: red