Ein Gastbeitrag von Thilo Schneider
Das Wort „Familienclan“ hat nicht nur Eingang in die polizeiliche Kriminalstatistik gefunden. Wie jeder gute Alleinherrscher, Pate und Patriarch weiß, ist letztlich nur auf die Familienmitglieder Verlass, wenn es hart auf hart – oder wie in unserem Beispiel – Realität auf Ideologie kommt. Man muss allen nur ein Angebot machen, das sie schwer ablehnen können.
Trifft ein solcher Sachverhalt nun auf ein Ministerium zu, dann reden wir natürlich nicht von „clanähnlichen Strukturen“, sondern, freundlicher, von „etwas Filz“. Oder, wie man in Bayern sagt, von „Amigos“. Oder, wie es bei den lustigen Rheinland-Pfälzern heißt: „Mer kenne uns, mer helfe uns“.
Große Hilfe bekommt zum Beispiel der weise Wirtschaftsminister Robert Habeck: Laut Hamburger Morgenpost hat der 3W-Minister (Wirtschaft, Wahnsinn, Wärmepumpen) so ein paar Stellen im BMWK („Bundesministerium für Wirtschaft und Klima“) und im „Öko-Institut“ (das wiederum Aufträge aus dem BMWK bekommt), aber auch beim BUND oder in der Geschäftsführung der Grünen mit – nennen wir sie freundlich – „Bekannten“ besetzt.
Da wäre zum einen Patrick Graichen: Er ist seit 2021 beamteter Staatssekretär im BMWK, vorher war er ab 2014 der Direktor des Think-Tanks „Agora Energiewende“. Sie haben von „Agora Energiewende“ noch nie etwas gehört? Das sollten Sie auch nicht. Diese „Denkfabrik“ sucht laut Eigenaussage „nach mehrheitsfähigen Kompromiss-Lösungen beim Umbau des Energiesektors“ oder, schlichter, wie sie der Öffentlichkeit möglichst wirksam Wind- und Solarparks für teuer Geld schmackhaft machen kann. Finanziert wird dieser „Think-Tank“, in dem sich einige Politiker tummeln, von der „Stiftung Mercator“ und der „European Climate Foundation“ mit etwa 3 Millionen Euro pro Jahr und hat so tolle Vorschläge wie den Ausstieg aus der Kohleverstromung und der Abschaltung der verbliebenen Kernkraftwerke gemacht.
Graichen-Ehepaar
Patrick Graichen ist der Bruder von Verena Graichen, die wiederum die Ehefrau des ehemaligen Bundesgeschäftsführers der Grünen, Michael Kellner, ist. Der wurde von Robert Habeck zum parlamentarischen Staatssekretär im BMWK berufen, kurz bevor Patrick Graichen zum beamteten Staatssekretär im BMWK wurde. Da lässt sich doch beim weihnachtlichen Geburtstagsessen hervorragend nicht über Politik reden. Den Vorwurf der „Vetternwirtschaft“ haben Patrick Graichen, Verena Graichen und Michael Kellner übrigens entrüstet zurückgewiesen. Zu Recht. Sie sind keine Vettern.
Brüder Graichen
Ebenfalls nicht Vettern sind Patrick Graichen und sein Bruder Jakob. Jakob Graichen ist „Senior Researcher“ beim „Öko-Institut Freiburg“. Wie seine Schwester Verena Graichen auch, die allerdings mit dem Senior-Researchen nicht ausgelastet ist, weswegen sie auch noch als Vize-Chefin des BUND („Bund Naturschutz“) fungiert. Das Öko-Institut Freiburg mit seinen hochwertigen Researchern fertigt Gutachten und Expertisen, unter anderem für das Bundesweitsichtministerium von Robert Habeck an. Gehen Sie weiter, Interessenkonflikte gibt es hier nicht. Vielleicht, weil man Familienkonflikte vermeiden möchte?
Daneben hat der beste Wirtschaftsminister seit 2021 in seinem Ministerium einige Umbesetzungen vorgenommen: War es bisher üblich, dass Referatsposten öffentlich ausgeschrieben werden, hat Habeck einige Umbesetzungen vorgenommen und neun weitere Referate neu besetzt. Allerdings nach eigenem Gusto und völlig ohne Ausschreibung. Es ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht auszuschließen, dass er sie nicht gerade an Feinde seiner Politik vergeben hat. Welche Posten mit wem (oder, weil es die Grünen sind, mit was) neu besetzt wurden, mochte das BMWK auf Nachfrage der BILD nicht so gerne mitteilen. Immerhin geht es im Ministerium auch um das Klima und das soll bekanntlich gut bleiben. Zwischen den neu Verbeamteten und dem Chef.
Morgan: Ex-Chefin von Greenpeace
Unter dem Strich ist das Ministerium eine Gemengelage aus Bekannten, Freunden, Geschwistern, Ehepaaren und deren Entourage, die frei nach Gusto und Gutsherrenart besetzt werden. Damit reiht sich das BMWK nahtlos in Verteidigungs- und Außenministerium ein, wo es ebenfalls „interessante“ Besetzungen gab. So hat die Außenministerin kurz nach Amtsantritt die Ex-Chefin von Greenpeace, Jennifer Morgan, als neue Staatssekretärin nebst üppiger Apanagen eingestellt. Dass Jennifer Morgan Amerikanerin ist, stört da nur wenig, immerhin wird sie bald Deutsche sein, wenn sie es mittlerweile nicht schon ist.
Deswegen ist es auch unfair und unrichtig, von Clans oder Vetternwirtschaft zu sprechen. „Familienbande“ ist doch ein schönes Wort? Ähnlich schön wie „Energiewende“ oder „Zeitenwende“.
Nach meiner Operation muss ich meine Arbeit ruhiger angehen. Dazu haben mich die Ärzte eindringlich aufgefordert. Und ich glaube, das bin ich meinen Nächsten, meinem Team und auch Ihnen schuldig. Umso mehr bin ich Ihnen dankbar für Ihre Unterstützung! Sie ist auch moralisch sehr, sehr wichtig für mich – sie zeigt mir, ich bin nicht allein und gibt mir die Kraft, weiterzumachen! Und sie gibt mir die Sicherheit, mich ein wenig zurücklehnen zu können zur Genesung. Auf dass wir noch ein langes Miteinander vor uns haben! Herzlichen Dank!
Aktuell sind (wieder) Zuwendungen via Kreditkarte, Apple Pay etc. möglich – trotz der Paypal-Sperre: über diesen Link. Alternativ via Banküberweisung, IBAN: DE30 6805 1207 0000 3701 71. Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut.
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Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Thilo Schneider, Jahrgang 1966, freier Autor und Kabarettist im Nebenberuf, LKR-Mitglied seit 2021, FDP-Flüchtling und Gewinner diverser Poetry-Slams, lebt, liebt und leidet in der Nähe von Aschaffenburg. Weitere familiäre Artikel von Thilo Schneider finden Sie unter www.politticker.de. In der Achgut-Edition ist folgendes Buch erschienen: The Dark Side of the Mittelschicht, Achgut-Edition, 224 Seiten, 22 Euro.
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