Mehr Aufregung über Reaktionen als über Tötung? Die bittere Lehre aus der Bluttat von Illerkirchberg

Ein Gastbeitrag von Thilo Schneider

Die Tat: In Illerkirchberg, Alb-Donau-Kreis, 4.919 Einwohner und ein „Asylbewerberheim“, gehen zwei Mädchen, 13 und 14 Jahre alt, um 7:30 Uhr in die Schule. Plattes Land, Schulbus fährt stündlich, wer den ersten verpasst, muss auf den zweiten oder jemanden mit einem Auto warten. Aus dem Heim stürzt ein 27-jähriger Eriträer und sticht auf beide Mädchen ein, eines stirbt fast sofort, das andere wird schwerverletzt in ein Krankenhaus eingeliefert.

In Illerkirchberg nichts Neues: 2019 wurde ein Mädchen in einer anderen Unterkunft mehrfach vergewaltigt. Die vier Täter kamen damals mit Haftstrafen von um die zwei Jahre davon und befinden sich wieder auf freiem Fuß. Die Illerkirchberger sind leidensfähig.

Nachdem der Täter identifiziert ist, bittet die Polizei um Folgendes:

„Die Polizei betont, sie ist sich bewusst, dass Ereignisse dieser Art Ängste und Emotionen schüren. Sie bittet darum, keinen Generalverdacht gegen Fremde, Schutzsuchende oder Asylbewerber allgemein zu hegen oder solchem Verdacht Vorschub oder Unterstützung zu leisten.“

Größte Gefahr kommt von ‘rechts'

Was sagt die Innenministerin Nancy Faeser zu der Tat? Sie sagt auf Twitter das Übliche: „Die furchtbaren Nachrichten aus Illerkirchberg erschüttern mich. Ich trauere um das getötete Mädchen und hoffe inständig, dass das verletzte Mädchen gesund wird. Meine Gedanken sind in diesen Stunden bei ihren Familien. Die Polizei ermittelt mit Hochdruck alle Hintergründe.“ Wir merken uns aber: Die „größte Gefahr“ kommt immer noch von rechts.

Bernd Riexinger von der Linken ist empört. Aber nicht so sehr über die Tat. Vielmehr über die AfD: “Statt um das Tote Mädchen in Illerkirchberg zu trauern, inne zu halten und mal den Mund zu halten, nutzen die AfD-Nazis sofort die Gelegenheit, um gegen Geflüchtete zu hetzen. Das ist niederträchtig und zeigt mal wieder, wes Geistes Kind sie sind!“

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So viel zum Thema Trauer, Innehalten, Niedertracht und zeigen, wes Geistes Kind wer ist.

Luigi Pantisano, auch Linke, teilt die Empörung seines Chefs: „Ein Mädchen wird auf dem Schulweg in Illerkrichberg getötet. Ein weiteres wird schwer verletzt. Für die AfD-Nazis wird diese Tragödie erst dann zum Thema, als klar wird, dass der Täter in eine Flüchtlingsunterkunft geflohen ist. Mein Beileid den Familien, die trauern um bangen“. (Fehler aus dem Original übernommen).

Jaja, schlimmschlimm, das getötete und das verletzte Kind. Aber dass die AfD, diese Nazis… Auch so viel zum Thema Trauer, Innehalten und Geisteskinder.

Dunja Hayali, eine der eifrigsten Trommlerinnen für unbegrenzte Zuwanderung, teilt ihr Mitgefühl nach dem Motto „ja, schade auch“ mit folgenden Worten mit:

„Wenn der Täter wichtiger ist, als die Opfer… An alle, die nur darauf warten, dass die Herkunft bekanntgeben wird: Wird sie. Alles andere auch. Ermittlung braucht Zeit. Halten wir schon x fest: Täter – Mann. Tat – unbegreiflich. Mein Mitgefühl gilt den Familien!“ Na, da werden die sich aber freuen.

Etwas neutraler und sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnend, pfiffiges Kerlchen, ist der Fraktionsvorsitzende der CDU in BW, Manuel Hagel auf Twitter: „Ich bin fassungslos über den Angriff auf die zwei Schulmädchen heute in Illerkirchberg im Alb-Donau-Kreis. Eines der Mädchen ist inzwischen ihren Verletzungen erlegen.“ (Dann die Standardfloskel:) „Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen“ (wie nach einem Busunfall). „Diese grausame Tat muss schnellstens aufgeklärt werden!“

Ist sie schon, Manu, ist sie schon. Es war ein Mann. Du kannst Dich nun wieder den wirklich wichtigen Dingen widmen.

Das waren so auf kurz einmal die Meldungen der Leute auf Twitter, die sich über „Zuwanderung“ und „Facharbeiter“ gar nicht genug vor Freude einkriegen können. Statements von den Grünen habe ich gar keine gefunden. Man kann aber darauf verzichten, denn deren Gedanken sind sicher auch bei den Opfern, auch sie warnen vor Generalverdacht und vor „Instrumentalisierung durch die AfD“ und werden feststellen, dass es sich hier um einen „Femizid“ durch einen Mann handelt. Gehen Sie weiter, es gibt hier nichts zu sehen.

Nein, Moment, bleiben Sie noch einen Moment stehen: Haben Sie Vorurteile, stellen Sie unter Generalverdacht, wechseln Sie die Straßenseite und halten Sie sich fern! Wenn Sie oder Ihre Kinder oder Ihre Enkel am Leben bleiben sollen. Denn die sind Ihrer Regierung wurstegal. Und lassen Sie sich lieber als Nazi beschimpfen, als dass eines Tages für drei Minuten und 240 Zeichen „die Gedanken“ von Nancy Faeser und ihren Genoss*innen bei Ihnen als „Angehörige der Opfer“ sind. Halten Sie Abstand. Am Besten eine Meeresarmlänge.

Was ich ansonsten gerne schreiben würde, dürfte von meinem Recht auf Meinungsfreiheit nicht mehr gedeckt sein und würde Beleidigungsklagen nach sich ziehen.

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Thilo Schneider, Jahrgang 1966, freier Autor und Kabarettist im Nebenberuf, LKR-Mitglied seit 2021, FDP-Flüchtling und Gewinner diverser Poetry-Slams, lebt, liebt und leidet in der Nähe von Aschaffenburg. Weitere feministische Artikel von Thilo Schneider finden Sie unter www.politticker.de. In der Achgut-Edition ist folgendes Buch erschienen: The Dark Side of the Mittelschicht, Achgut-Edition, 224 Seiten, 22 Euro.

Bild: robert coolen/Shutterstock

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