Gegen das Vergessen: Wie ein Unfallopfer zum Corona-Toten wird Ein Rückblick, der lehrt, nicht zu vergessen

Ein Gastbeitrag Von Thomas Rießinger

Historiker erzählen gerne von Geschehnissen, die vor Jahrzehnten, Jahrhunderten oder gar Jahrtausenden stattfanden, in der Hoffnung, mit ihrem Bericht auf Interesse zu stoßen und vielleicht auch etwas Lehrreiches für die Gestaltung der Gegenwart beitragen zu können. „Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten,“ meinte Helmut Kohl in Anlehnung an August Bebel schon vor fast 30 Jahren, und es dürfte schwierig sein, ihm hierbei fundiert zu widersprechen.

Gerade heute tritt die Wahrheit dieses Satzes offen zutage, sofern man weder Politiker noch Journalist des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist. Die Zeit der sonderbaren PCR-Pandemie scheint vorüber zu sein, und noch immer beharren die üblichen Verdächtigen darauf, alles oder doch fast alles richtig gemacht zu haben, ohne einen Hauch von Selbstkritik, ohne den leisesten Anflug von Realitätssinn.

Umso wichtiger ist es daher, hin und wieder auf die alten Zeiten hinzuweisen und dabei auch einen Blick über die deutschen Grenzen hinauszutun, denn der Irrsinn hat sich nicht nur hier in Windeseile ausgebreitet, es gab ihn auch anderswo, wenn auch vielleicht nicht ganz so ausgeprägt. In der Schweiz beispielsweise hat man manchen Unfug nicht mitgemacht, eine allgemeine Impfpflicht wurde nicht ernsthaft diskutiert, doch auch hier fand eine Diskriminierung Ungeimpfter statt, und noch bis März 2022 ließ man die Menschen hinter den sinnlosen Masken verschwinden, sobald sie einen Supermarkt oder einen Bus betreten wollten.

Auf welcher Grundlage? Welche Erkenntnisse hatten sie, die über die Angabe sinnbefreiter Inzidenzen auf der Basis von PCR-Tests hinausgingen? Immerhin: Man verfügte über Informationen zur Anzahl der Covid-Toten in der Schweiz, und die allein waren schon besorgniserregend. Und wie wurden sie erhoben? Zu dieser Frage erfuhr man am 7. Januar 2022 in der Sendung „Arena“ des Schweizer Fernsehens SRF Interessantes. Die pandemische Panik war damals schon zwei Jahre alt, und kurz darauf hat man in der Schweiz fast alle Maßnahmen auslaufen lassen, aber warum man das getan hatte, was man getan hatte, wusste anscheinend niemand. Hören wir kurz in einen Dialog hinein zwischen dem Moderator Sandro Brotz und dem damaligen Schweizer Bundespräsidenten Ignazio Cassis – das Präsidentenamt wird in der Schweiz jährlich neu von einem der Bundesräte, also der Minister, besetzt, und im Jahr 2022 hat es Cassis bekleidet, im Hauptberuf eigentlich Außenminister. An ihn richtete Brotz die folgende Frage; man kann sie etwa ab Minute 37:20 hören. „Noch eine Bemerkung und eine letzte Frage, bevor wir dann zum Europa-Dossier wechseln, bezüglich Datengrundlage, oder? Da werden unterdessen ja Patienten in den Spitälern als Covid-Patienten bezeichnet, die wegen etwas Anderem eingeliefert wurden, aber positiv sind, oder? Wir haben doch da überhaupt keinen richtigen Überblick.“ Die gelegentliche Einstreuung des Wortes „oder“ hat keine Bedeutung, sondern ist sprachlichen Gewohnheiten der Schweiz geschuldet.

Immerhin stellt der Moderator eine relevante Frage, obwohl sie kurz vor dem Themenwechsel vielleicht doch etwas spät an der Reihe war, aber man freut sich ja schon an kleinen Erfolgen. Beachtlich ist die erste Antwort des Bundespräsidenten Cassis: „Ich habe die Frage nicht verstanden, Entschuldigung.“ Deutlich genug hat der Moderator gesprochen, und Cassis ist auch, obwohl im Tessin, der italienischen Schweiz, aufgewachsen, der deutschen Sprache problemlos mächtig; es mag sein, dass er sich auf diese Weise etwas Bedenkzeit für die passende Antwort verschafft hat. Der Moderator Brotz wiederholt also die Frage in etwas abgewandelter Form: „Da werden beispielsweise auch Personen als Covid-Patienten gezählt, die nicht wegen Corona ins Spital kommen, aber dann positiv …“ Den Satz hat Brotz nicht beendet, sondern einfach ausschweben lassen, was Cassis aber nicht störte, denn jetzt fühlte er sich zu einer Antwort imstande. „Ja,“ sagt er, „das ist normal. Also, einer der mit einem Autounfall stirbt und Corona-positiv ist, ist ein Corona-Toter.“

Nicht dass nun jemand auf die Idee kommt, er wollte sich für diesen unhaltbaren Zustand entschuldigen, nein, in den folgenden Sätzen hat Cassis diese freihändige Zählweise gerechtfertigt. „Das hängt von der Definition ab,“ fährt er fort und hat damit natürlich recht. In Deutschland hängt es inzwischen auch von der persönlichen Definition ab, ob jemand männlich, weiblich oder ein Hydrant ist. Die Frage ist allerdings immer, ob eine Definition einigermaßen sinnvoll gestaltet wurde, und wenn sie zulässt, dass Tote jeder Art mit einem positiven PCR-Test als Corona-Tote gezählt werden, hätte man vielleicht einmal über ihre Sinnhaftigkeit nachdenken können.

Präsident Cassis sah das anders. „Weltweit hat man Definitionen festgelegt, und die müssen überall gelten.“ Wer hat nicht in seiner Jugend die Frage gehört, ob er wohl auch in den tiefen Brunnen springen müsse, nur weil das alle anderen machen? In der Erziehung angehender Schweizer Präsidenten scheint sie keine Rolle gespielt zu haben. Und Cassis plaudert munter weiter. „Ob die absolute Zahl richtig oder oder oder oder oder fast richtig ist, kommt gar nicht drauf an, weil es ganz wichtig ist in einer Epidemie ist der Verlauf.“ Die etwas eigenwillige Grammatik will ich gerne auf die Situation des freien Sprechens ohne Teleprompter zurückführen, aber sein fünfmaliges „Oder“ sollte sich jeder selbst ansehen: Fast hätte er wohl „falsch“ gesagt, aber das durfte er nicht, und so ist er im Zuge seines „Oder“-Stakkatos auf die alternative Formulierung „fast richtig“ verfallen. Was es nun aber mit dem wichtigen Verlauf auf sich hat, erklärt uns Cassis sofort. „Und es hat immer ein marge d’erreur, also eine Fehlermarge in jeder Aufzählung, aber Sie müssen ja irgendwie eine Falldefinition haben. Wenn Sie den Fall „Corona“ nicht definieren, wie können Sie das zählen?“

Der Verlauf, den er eben noch als so wichtig bezeichnet hat, kommt in der Erläuterung nicht mehr vor, aber da sollte man nicht so kleinlich sein, schließlich spricht hier ein Politiker. Eine Falldefinition muss man haben, sonst kann man die Fälle nicht zählen, und dass die Falldefinition unsinnig ist, spielt offenbar keine Rolle. Richtig zählen oder nicht – wen kümmert das schon? Leider spielt die Zählweise für den beschworenen Verlauf durchaus eine Rolle. Etwa 90% der Bevölkerung tragen beispielsweise ein Herpes-Virus in sich, und in den meisten Fällen haben sie rein gar nichts von ihm bemerkt. Wendet man nun das Cassis’sche Prinzip der großzügigen Fehlermarge an und testet jeden Toten auf das Vorhandensein von Herpes-Viren, so stoßen wir, ohne mit der Wimper zu zucken auf eine Unzahl von Herpes-Toten, unabhängig von der echten Todesursache. Es soll vorkommen, dass eine Fehlermarge doch etwas zu groß geraten ist. Wenn man nicht weiß, wie man zählen soll, zählt man vielleicht am besten gar nicht.

Der Moderator Brotz wendet nun fast entschuldigend ein, viele Leute hätten wegen genau dieser Fragestellung geschrieben und er gebe hier weiter, was draußen diskutiert werde, aber Cassis will dringend noch etwas klarstellen. „Nein,“ sagt er, „aber das, Entschuldigung,“ das habe gar nicht die Schweiz, sondern die WHO gemacht, „damit wir alle gleich zählen, sonst zählen die anderen Kartoffeln und andere Äpfel.“ Ja, die WHO war es, die Weltgesundheitsorganisation mit Sitz in Genf unter der Leitung des gelernten Kommunisten Tedros Adhanom Ghebreyesus und unter starkem Einfluss des vorgeblichen Philantropen Bill Gates und dessen Geschäftsinteressen. Was sollte man denn machen, wenn die WHO sagt, was man tun soll?

Nun gut, man hätte auch selbst denken können und sich nicht dem Diktat aus Genf unterwerfen müssen, aber das wäre wohl zu viel verlangt. Man zog es vor, eine kleine „Fehlermarge“ in Kauf zu nehmen, die zu einer hochgradig verzerrten „Falldefinition“ führte, das war für alle bequemer, nur nicht für die Bevölkerung. So haben zwar nicht, um in Cassis’ Bild zu bleiben, die einen Kartoffeln gezählt und die anderen Äpfel. Nein, alle zählten Kartoffeln und gaben sie für Äpfel aus. Nicht nur in der Schweiz, auch in Deutschland und mehr oder weniger weltweit. Es geht nicht weit genug, wie Gunter Frank von einem „Staatsverbrechen“ zu sprechen, es war ein Weltverbrechen.

Das alles hat der Schweizer Bundespräsident vor laufender Kamera von sich gegeben, in aller Öffentlichkeit, und geschehen ist nichts. Direkt nach Cassis’ Auslassungen meldete sich ein Politiker der Schweizer FDP zu Wort und meinte: „Was der Bundesrat tut, ist faktenorientiert entscheiden.“ Zugehört hat er anscheinend nicht, sonst hätte er gewusst, wie sie sich die Fakten zusammenkonstruiert haben. Sollte es eine Rolle gespielt haben, dass er die gleiche Partei vertritt wie Cassis?

„Es ist eine alte Geschichte,
Doch bleibt sie immer neu;“

schrieb einst Heinrich Heine, ich hatte ihn vor längerer Zeit schon einmal zitiert. Und tatsächlich: Inzwischen betrachten viele die sonderbare PCR-Pandemie als alte Geschichte, über die zu reden nicht mehr lohnt. Aber man sollte sich nicht täuschen. Zu viele an zu vielen Stellen haben bemerkt, wie sich die Menschen in Panik versetzen und täuschen lassen, wie einfach man sie manipulieren kann. Das werden sich die Täter merken, und bei passender Gelegenheit wird sich zeigen, dass die alte Geschichte „immer neu“ bleibt.

Und nur, wenn wir nicht vergessen, können wir uns dagegen wehren.

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Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Thomas Rießinger ist promovierter Mathematiker und war Professor für Mathematik und Informatik an der Fachhochschule Frankfurt am Main. Neben einigen Fachbüchern über Mathematik hat er auch Aufsätze zur Philosophie und Geschichte sowie ein Buch zur Unterhaltungsmathematik publiziert.

Bild: Screenshot Video SRF

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