Ein Gastbeitrag von Josef Hueber
Der Wissenschaftskanzlerin kommt das Schweigen der Wissenschaftler zum Jahrestag des Verbrechens von Hanau gerade zupass.
Die wahnsinnige Tat von Hanau 2020 vor einem Jahr, als der 42-jährige Täter wahllos und blindlings Menschen erschoss, wird von Politik und Medien im Phantomkampf gegen Rechts instrumentalisiert. Das ist beschämend. Vielleicht noch beschämender: Wissenschaftler halten ihre faktenbasierte, übereinstimmende, konträre Bewertung des Verbrechens zurück. Sie schweigen aus blankem, feigem, politisch korrektem Opportunismus.
Achtung! Ein Geisterfahrer kommt Ihnen entgegen!
Man kennt das als Teilnehmer des (noch nicht abgeschafften) Individualverkehrs auf der Autobahn. Die Durchsage im Radio warnt vor einem (jetzt politisch korrekt) „Falschfahrer“, um schwere Unfälle zu vermeiden.
Falsch-Denker in der Gegenrichtung des öffentlichen Mainstream-Diskurses werden, ähnlich der Situation im Verkehr, gleichsam als geistige Bedrohung gemeldet und diffamiert. Das Erkennungsmerkmal des Falschdenkers ist das Etikett „rechts“, womit er dann automatisch auch das Attribut „Nazi“ erwirbt.
Das semantische Spektrum von „Nazi“ umfasst alles, was vor dem ersten Aufkeimen des schon seit langem angedachten gesellschaftlichen Resets als „konservativ“ bezeichnet wurde, was weitab von allem Reaktionären oder verbohrtem Selbstzentrierten zu orten war.
Ist ihm das Etikett einmal aufgepappt, wird es der Beklebte nicht mehr los. Der „Rechte“ fährt mit diesem Kennzeichen ein für alle Mal auf der falschen Spur und in die falsche Richtung. Er hat offensichtlich nicht kapiert, dass nur die Einbahnstraße öffentlich gebilligten Denkens, genauer gesagt Meinens, der Weg zur Wahrheit ist.
Nazi – nicht yesterday, sondern Nazi for ever
Besonders rigoros vorgeschrieben und durchgesetzt wird die Einbahnstraße des Denkens, wenn es um die Beurteilung von Straftaten geht, die im Dauerbrenner „Kampf gegen Rechts“ zum Anheizen der öffentlichen Stimmung geeignet sind. Da wird schon mal ein Einzelgänger im Schnellsprint hinter einem Weglaufenden schnell zur Gallionsfigur einer „Hetzjagd“, rassistisch motiviert natürlich (oder auch antisemitisch, ist ja alles dasselbe), und wenn das dem Präsidenten des Verfassungsschutzes nicht passt – und er das auch noch öffentlich von sich gibt – dann kann er schon mal seinen Schreibtisch räumen. Stimmt doch, oder nicht, Herr Maaßen?
Der Nazi, das ist nicht eine Erscheinung der Vergangenheit zwischen 1933 und 1945, das ist heute der ideologische Abfalleimer für alles, was keinen linken Stallgeruch hat. Johannes Gross [ † 1999] , sagte es so: „Je länger das Dritte Reich tot ist, umso stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen.“
Die Bluttat von Hanau – ein klarer Fall von „Rassismus“ und „Rechtsextremismus“ – für die Bundeskanzlerin und die Zubringer-Medien
Denken in der Gegenrichtung verlangt in diesen Tagen politischer Korrektheit, vorab klarzustellen, was man NICHT sagen will. Also: Es geht nicht darum, die Grässlichkeit der Ereignisse in Hanau, deren man jetzt nach einem Jahr gedachte und ins nationale Gedächtnis prägen will, zu verharmlosen. Dies bedeutet aber doch nicht, dass man nur eine Seite hört, wenn es um die adäquate Beurteilung des Verbrechens geht. Es gilt „Audiatur et altera pars“ (Man höre auch die Gegenseite), das Glaubensbekenntnis jeder an Gerechtigkeit orientierten Wahrheitssuche.
Die Bundeskanzlerin weiß es – wie eigentlich immer – besser
O-Ton Dr. Merkel: „Indem wir auch jetzt, ein Jahr später, der Ermordeten von Hanau gedenken, sagen wir: Wir alle, die wir hier in Deutschland friedlich miteinander leben wollen, stehen geeint gegen den Hass der Rassisten. Gewalttaten wie die Morde von Hanau (…) haben uns auf schreckliche Weise vor Augen geführt, was der Rechtsextremismus anrichten kann.“
Die faktenbasierte Diagnose sieht dies anders
Prof. Wolfgang Meins, Neuropsychologe, Arzt für Psychiatrie und Neurologie, gerichtlicher Sachverständiger auf dem Gebiet der Psychiatrie, gab auf indubio, dem Podcast von Achgut.com, ein Interview, in dem er vorhandenes Wissen über den Täter aus wissenschaftlicher Sicht präsentierte, analysierte und evaluierte. Seine Aussagen seien hier thesenhaft, vorrangig sinngemäß wiedergegeben. Sie sprechen eine andere Sprache als das politisch opportune Narrativ.
Die Kernaussagen lassen sich so zusammenfassen: Der Täter war schizophren, weder netzmotiviert, noch schuldig, noch von einer rassistischen Ideologie zur Tat getrieben. Er war im medizinischen u n d juristischen Sinne nicht schuldig. Rassismus oder Rechtsextremismus als Motiv für die Wahnsinnstat ist eine nicht haltbare Interpretation. Hier nachzuhören.
(Die Aussagen des Interviews sind sinngemäß, weitestgehend wörtlich und thesenhaft, nicht zwingend in der tatsächlichen Reihenfolge, wiedergegeben. Hervorhebungen vom Autor.)
Prof. Meins:
Der Attentäter litt an einer schweren paranoiden Schizophrenie. Das Problem ist nur, dass es kaum jemand öffentlich sagt. Die sich dazu geäußert haben, sind zu dieser Auffassung gekommen. Das ist auch der ehem. Direktor der forensischen Psychiatrie der Charité, der das völlig zweifelsfrei festgestellt hat, ebenso der vom Generalbundesanwalt beauftragte Prof. Sass. Das ist so eindeutig, wie es sicherlich selten unter Gutachtern ist. Wenn man diesen Fall von 100 Psychiatern begutachten lässt, dann werden 100 diese Diagnose stellen. Nach Prof. Sass sind bei dem Attentäter Krankheit und Ideologie untrennbar miteinander verschmolzen gewesen. Das Gehirn des Täters war besetzt vom wahnhaften Denken.
War der Täter getrieben von Fremdenhass?
Der ausgebildete Wahn hat keinen Bezug zur Primärpersönlichkeit. Wenn ein solcher [wahnhafter, schizophrener] Schub vorbei ist und der Erkrankte gesundet, steht er fassungslos davor, warum dieses seine Überzeugungen waren. Ideologische Überzeugungen können in den Wahn mit einbezogen werden, aber das ist nicht das Typische.
Welche Rolle spielen bei der Tat sog. Netzwerke?
Als jetzt der Vater des Attentäters wieder in den Medien auftauchte, war die erste Aktivität einer Linken aus dem hessischen Parlament, wieder die alte Geschichte von Netzwerken unters Volk zu bringen, der angeblich nicht mit der notwendigen Ernsthaftigkeit bisher nachgegangen worden sei. Völlig aberwitzig. Psychisch Kranke, wie der Täter, aber auch der Vater, der auch mindestens an einem Wahn leidet, wirken nicht ansteckend auf ihre Umgebung. Die werden isoliert und werden immer isolierter im Laufe ihrer Krankheit. Er galt als Sonderling.
Die Darstellung in den Medien – eine Instrumentalisierung?
Ich bin erschlagen von der Einhelligkeit der Instrumentalisierung: Dass es Rassismus war, dass es Rechtsextremismus war, dass die AfD dahintersteht, mitgeschossen hat, dass immer noch die Frage nach Netzwerken gestellt wird.
Beschämend – das Schweigen der Kollegen
Es macht mich fassungslos, dass die Fachgesellschaft, die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychosomatik und Nervenheilkunde mit über 10 000 Mitgliedern in dieser Sache ihre Stimme bisher noch nicht erhoben hat. Die äußern sich in ihrem Internetauftritt zu jedem Mist, aber hierzu schweigen sie wie ein Schweigekartell. Auch eine zweite Gesellschaft, die Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie, die sich besonders den chronisch psychisch Kranken verschrieben hat, hält sich bedeckt. Niemand ergreift Partei gegen die plumpeste Instrumentalisierung eines chronisch psychisch Kranken, der Schlimmes getan hat, aber für diese Tat nichts kann.
Die Erbarmungslosigkeit der Instrumentalisierer
Den Angehörigen wird durch diese Instrumentalisierung die Chance genommen, wirklich trauern zu können. Auch wenn man sich diese Dokumentation in der ARD anschaut, dann beschleicht einen der Eindruck, dass ein großer Teil der Hinterbliebenen zu einer Art Berufstrauernden wird, die damit vielleicht keine Chance haben, in ihrem Leben noch einmal Abstand zu finden, damit fertig zu werden und noch etwas von ihrem Leben zu haben. Auch wenn sie das Geschehen nicht vergessen.
Wahrheit und Politik
Die Wahrheit, meinte die Dichterin Ingeborg Bachmann [ † 1973], sei dem Menschen zumutbar. Offensichtlich dachte sie dabei nicht an die politisch korrekte Wahrheit. Diese dient dem Machterhalt. Nicht dem Menschen.
Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
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Josef Hueber, geboren in Nürnberg, studierte in München und Exeter (England) Germanistik und Anglistik für das Lehramt an Gymnasien. Die an der Schule verbreiteten Lehrbücher in den weltanschaulich stark bestimmten Fächern durchschaute er lange nicht als das, was sie waren: Transportmittel für linke und grüne Ideologien. Seine Erkenntnis: Better late than never! Das öffentliche Bewusstsein sieht er heute geprägt von Anti-Amerikanismus, Israel-Bashing, Antisemitismus, Umweltalarmismus, Wissenschaftsfeindlichkeit und Selbstverleugnung in Fragen der kulturellen Identität, sowie von zunehmenden Angriffen auf die persönliche Freiheit durch den Nannystaat. In zunehmendem Maße pulverisiert man, was als Errungenschaft der Aufklärung gelten darf und deswegen den Alleinanspruch auf Modernität erheben kann.
Seine Begegnung mit Blogs, für die er auch Übersetzungen aus dem Englischen lieferte, stellte den Beginn seiner Tätigkeit als freier Autor dar. Blogs sind für ihn unverzichtbare Augenöffner in nahezu allen aktuellen gesellschaftlichen und politischen Fragen. Er sieht sie als verlässliche Garanten für einen kontroversen Wettbewerb der Meinungen in einer von den Mainstream-Medien beherrschten Diskurshoheit. Im April 2020 erschien sein Buch “Stromaufwärts denken”.
Bild: Anja Goldstein/Shutterstock
Text: Gast