Immer Ärger mit dem Publikum – RTL-Umfrage wird zum Bauchklatscher 97 Prozent gegen AfD-Verbot

Von Kai Rebmann

Wer kennt sie nicht, die Abstimmungen per Mausklick oder Anruf, mit dem ein Meinungsbild zu oftmals belanglosen Fragen erhoben werden soll. Solche „Umfragen“ spiegeln natürlich nicht die Meinung „der Deutschen“ oder einer sonstigen klar definierten Gruppe wieder, sprich sie sind nicht repräsentativ – und das ist den meisten Teilnehmern auch sonnenklar.

Aber um vermeintliche Repräsentativität geht es bei solchen TEDs ohnehin nicht. Im Vordergrund steht dabei viel zu oft die Verbreitung der eigenen Ideologie bzw. Erziehung des Publikums. Ein Paradebeispiel dafür lieferte vor Jahresfrist der Bayerische Rundfunk, als er mit einer Live-Umfrage zum Gendern einen fulminanten Bauchklatscher hinlegte und dabei in schwere Erklärungsnot geriet.

Aktuell ist ein mögliches, oder besser gesagt von vielen Seiten gewünschtes Verbot der AfD in aller Munde. Denn ob ein solches wirklich durchsetzbar wäre, ist eine andere Frage, um die es hier aber nicht primär gehen soll. Grund für die Panik: Die Alternativen befinden sich seit Monaten in einem für die vergleichsweise noch junge Partei bisher beispiellosen Aufwärtstrend – und zwar bundesweit.

Da den etablierten Parteien offenbar die Argumente ausgegangen sind, um der AfD auf politischer Ebene den Schneid abzukaufen, soll es jetzt anscheinend der Verfassungsschutz richten. Und das polit-mediale Dauerfeuer scheint zumindest in Teilen der Bevölkerung zu verfangen: Zuletzt sprachen sich laut Forsa 47 Prozent der Befragten bzw. 41 Prozent bei INSA für ein Verbot der AfD aus. Beide genannten Umfragen nehmen für sich in Anspruch, ein repräsentatives Stimmungsbild für ganz Deutschland wiederzugeben.

RTL-Zuschauer einhellig gegen AfD-Verbot

Jetzt wollte auch Radio Télévision Luxembourg, besser bekannt als RTL, als Trittbrettfahrer auf diesen Zug aufspringen. Der Privatsender nahm deshalb Aussagen des Bundestagsabgeordneten Marco Wanderwitz (CDU) als Aufhänger für einen Beitrag, in welchem dieser sich für ein Verbot der AfD ausspricht, und initiierte kurzerhand eine entsprechende Umfrage unter seinen Lesern bzw. Zuschauern.

Mein Lesetipp

Die dazugehörige Frage lautete: „Wie sehen Sie ein AfD-Verbot?“ Per Pendel konnte nun für eine der beiden folgenden Optionen abgestimmt werden. Entweder: „Die Partei sollte verboten werden.“ Oder: „Die AfD muss erhalten bleiben.“

Doch dann die große Ernüchterung: Satte 97 Prozent des RTL-Publikums sprachen sich für einen Erhalt der AfD aus, nur zwei Prozent stimmten dagegen, ein Prozent blieb demnach ohne Meinung. Das konnten und wollten die Kölner so nicht auf sich sitzen lassen und brachten an prominenter Stelle umgehend folgenden Hinweis an: „Die Ergebnisse der Umfrage sind nicht repräsentativ!“

So weit, so richtig. Aber die Sache hat dennoch einen gewaltigen Haken: Bei ähnlichen Umfragen hielt RTL den entsprechenden Hinweis auf die fehlende Repräsentativität zuletzt für entbehrlich. So fragte RTL sein Publikum etwa, ob der bei der Suche nach dem vermeintlichen Löwen in Berlin betriebene Aufwand gerechtfertigt sei oder wie weit die DFB-Elf bei der Frauen-WM in Australien und Neuseeland kommen würde – und verlor dabei kein Wort darüber, dass es sich um ein nicht repräsentatives Ergebnis handelt.

Durchsichtiges Hütchenspiel

Sobald RTL nach Belanglosem fragt oder die Ergebnisse dem Sender in den Kram passen, hält man die eigenen Zuschauer bzw. Leser für schlau genug, von selbst zu wissen, dass sie die Ergebnisse einer nicht repräsentativen Umfrage vor sich sehen. Wenn aber fast alle Teilnehmer gegen ein Verbot der AfD sind, dann muss dieses Ergebnis offenbar umgehend relativiert werden.

Bemerkenswert ist zudem, dass an der Umfrage zum AfD-Verbot über 11.000 Zuschauer teilgenommen haben. Zum Vergleich: Bei der „Löwen-Jagd“ wurden etwas mehr, bei der Fußball-WM etwas weniger als 1.000 Stimmen abgegeben.

Der Umgang mit der AfD und ihren potenziellen Wählern scheint den Menschen in Deutschland also unter den Nägeln zu brennen. Nur eben nicht so, wie von den selbsternannten Hütern der Demokratie und ihren Steigbügelhaltern in den Redaktionsstuben gewünscht.

Auf Sie kommt es an – auf Ihre Unterstützung! 1000 Dank!  

Mein Dechiffrier-Video über die Methoden von Markus Lanz hat das ZDF dreimal auf Youtube sperren lassen. Der Schuss ging nach hinten los. Ich habe es im freien Internet auf Rumble hochgeladen. Da wurde es sage und schreibe 6,5 Millionen Mal aufgerufen. Offenbar, weil die Algorithmen „kritische“ Inhalte nicht ausbremsen wie bei Youtube. Ein Leser rechnete aus, dass damit mehr Zuschauer meine kritische Analyse der Sendung gesehen haben als die Sendung selbst. Auch mein Dechiffriert-Video zu dem Hetzstück des ZDF über Hans-Georg Maaßen wurde auf Rumble 6,2 Millionen Mal geklickt. Das macht Mut! Aber es kostet auch sehr viel Zeit und Energie – im konkreten Fall eine Nachtschicht. Umso dankbarer bin ich für Ihre Unterstützung. Ohne die wäre meine Arbeit nicht möglich, weil ich weder Zwangsgebühren noch Steuermillionen bekomme, und auch keinen Milliardär als Sponsor habe. Dafür bin ich unabhängig!
Aktuell sind (wieder) Zuwendungen via Kreditkarte, Apple Pay etc. möglich – trotz der Paypal-Sperre: über diesen Link. Alternativ via Banküberweisung, IBAN: DE30 6805 1207 0000 3701 71. Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut.

Mein aktuelles Video

Monetized
Hass und Hetze aus Schloss Bellevue: Steinmeier entlarvt seine Demokratie-Feindlichkeit bei Grundgesetz-Staatsakt

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

Bild: Shutterstock

Mehr von Kai Rebmann auf reitschuster.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert