Intrigant, intriganter – SPD Ein unschöner Blick hinter die Kulissen

Es war die große Stunde des kleinen Mannes. Der SPD-Abgeordnete Michael Schrodi ist im Bundestag eigentlich noch nie aufgefallen. Weder positiv noch negativ. Doch am letzten Parlamentstag vor der Sommerpause hatte der gelernte Gymnasiallehrer aus dem Wahlkreis Fürstenfeldbruck-Dachau seine große Stunde. Der Auslöser: Die Union wollte gemeinsam mit der AfD Vize-Kanzler Habeck per „Hammelsprung“ herbeizitieren, damit er Rede und Antwort steht (siehe meinen Text hier und mein Video hier).

Schrodi, in T-Shirt, Jeans und Turnschuhen schon ganz in Ferienstimmung, rastete deshalb aus. Er ging zum Präsidium und beschimpfte den CDU-Vertreter als „Wichser“, so Augenzeugen. Er selbst bestreitet, das Wort gebraucht zu haben. Fakt ist: Er hielt den Christdemokraten vor, „gemeinsam mit Faschisten einen solchen Popanz zu machen“, und das sei „inakzeptabel“. Es kam zu tumultartigen Szenen. Schrodi muss nun  1.000 Euro Ordnungsgeld bezahlen.

Als die letzte Abstimmung an diesem Tag stattfand, war Schrodi schon am Flughafen auf dem Heimflug. Weil das viele Abgeordnete so hielten und die AfD darauf bestand, zu prüfen, ob die Mindestanzahl an Volksvertretern noch da war, scheiterte die letzte Abstimmung vor der Sommerpause an mangelnder Anwesenheits-Disziplin.

Doch nun gibt es Zweifel, ob es dem Hinterbänkler Schrodi wirklich nur darum ging, schnell aus der Hauptstadt in seine Bayerische Heimat zu kommen. Und alles „aus der Situation heraus“ war, wie der gelernte Lehrer beteuert. Denn prompt wurde aus seiner eigenen Partei eine Version für sein Pöbeln gestreut, die wenig schmeichelhaft ist.

Die bösen Zungen aus der eigenen Partei sagen, Genosse Schrodi habe einiges zu verlieren. Demnach ist er mit dem SPD-Chef seines Bezirksverbandes Oberbayern, Florian Ritter, zerstritten. Deshalb droht ihm in den üblichen Küngelrunden, die entscheiden, wer einen aussichtsreichen Listenplatz bei der nächsten Wahl bekommt, die Verbannung auf einen Platz so weit hinten in der Liste, dass er keine Chance auf einen Wiedereinzug in das hohe Haus hat und ihm die Rückkehr in den Schuldienst droht.

Als Direktkandidat hätte Schrodi bei der schwindsüchtigen Bayern-SPD ohnehin keine Chance. 2021 landete er mit gerade einmal 19,3 Prozent der Stimmen in seinem Wahlkreis Fürstenfeldbruck-Dachau weit abgeschlagen. Aus SPD-Kreisen heißt es deshalb, Schrodis einzige Chance, wieder nach Berlin gewählt zu werden, sei es, wenn er Ritter bei den Wahlen des Bezirksvorsitzenden besiegen könnte. Dann würden wieder Pfründe winken.

Alles nur inszeniert?

Bei dem internen Machtkampf könnte ihm der Ausraster im Bundestag geholfen haben, so ein ebenso intrigantes wie führendes SPD-Mitglied aus Bayern, das selbstverständlich anonym blieb, zur „Bild“: Sich dort als großer Kämpfer gegen Rechts darzustellen, könnte ein Kalkül gewesen sein. „Schrodi braucht die Unterstützung der Jusos“, so der Spitzengenosse: „Sein Ausraster im Bundestag hilft ihm dabei.“

Das sei unwahrscheinlich und klinge nicht realistisch, werden Sie nun vielleicht sagen. Aber glauben Sie mir – aus meinen wenigen Jahren in der SPD als ganz junger Mann weiß ich, dass es sehr realistisch ist. Es war der Hang zur Intrige und die unglaublich schmutzigen Machtkämpfe auch schon auf unterster Ebene, die mich dazu veranlassten, sehr schnell wieder aus der Partei auszutreten. Mit welchen Methoden da um die Plätze an der Sonne bzw. an der Staatskasse gekämpft wurde, widerte mich schon damals an.

Egal, ob Schrodi den Ausraster wirklich inszenierte, oder der intrigante Spitzengenosse über ihn lügt. Der Fall zeigt: In Sachen Intrigen und schmutzigen Methoden hat sich nichts geändert.

Ein Systemfehler?

Vieles spricht dafür, dass es in anderen Parteien ähnlich zugeht. Aber in der SPD habe ich es hautnah erlebt. Diese Zustände sind auch eine Folge des deutschen Wahlsystems, in dem die meisten Abgeordneten viel mehr von der Parteiführung abhängen als von ihren Wählern. In Systemen mit Direktwahl wie in Großbritannien oder den USA haben die einzelnen Abgeordneten eine viel stärkere Position.

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