Ist es obszön, wenn Frauen in der Öffentlichkeit Eis lecken? Schreiben für die Süddeutsche mittlerweile die Taliban?

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Eine der liebenswertesten Zeiten meiner zweiten Heimat Russland ist für mich, dass es dort zu fast jedem Thema einen passenden Witz gibt. So auch zu dem, um das es in diesem Artikel geht. Voilà: Fragt ein Oberklässler den anderen – „Iwan, schau mal, da sind zwei Frauen, die Eis essen, die eine beißt daran, die andere leckt. Welche von den beiden ist verheiratet?“ Iwan errötet leicht: „Die verheiratete leckt“. Der andere lacht: „Wo Du nur hindenkst! Die mit dem Ehering am Finger ist die Verheiratete!“

Zur mehrfachen Moral aus diesem Witz gehört, dass alles nur so sündig ist, wie man es sich einbildet. An den Witz musste ich bei folgender Überschrift in der „Süddeutschen Zeitung“ denken: „Typisch deutsch – Ist Eisessen im Freien obszön?“ Nein, Sie haben sich nicht verlesen, das steht da so. Autor ist ein gewisser Mohamad Alkhalaf, der 2015 aus Syrien nach München flüchtete und bei dem stramm rot-grünen Blatt aus München eine eigene Kolumne hat.

Er beschreibt ein gemeinsames Erlebnis mit einem Freund namens Ibrahim. Sie saßen in der Sonne und sahen Frauen, die im Freien Eis aßen. Ibrahim wurde daraufhin unruhig. Dazu schreibt Alkhalaf: „Manchmal nimmt man die Dinge des Alltags fälschlicherweise als selbstverständlich hin. Es ist ja noch nicht lange her, da hätte mir diese Situation erhebliche Schwierigkeiten bereitet. Eine Frau, die in meiner Sichtweite an einer Kugel Eis leckt. Einige Jahre lang hat mir in solchen Momenten die Schamesröte die Wangen gefärbt. Nun wurde der Kopf meines neu angekommenen Kumpanen zum Erdbeereis.“

Weiter schreibt der Autor: „In Syrien habe ich es wie jeder Mann und jede Frau vermieden, in der Öffentlichkeit Eis zu essen, vor allem nicht in der Waffel. Es gilt als vulgäres, obszönes Verhalten.“ Und dann: „In vielen konservativen Gesellschaften, dazu zählt Syrien in gewissem Sinn definitiv, wird – speziell von Frauen – erwartet, dass sie in der Öffentlichkeit eine zurückhaltende und respektvolle Haltung zeigen. Das Verspeisen von Speiseeis und anderen Mahlzeiten, die als phallisch geformt angesehen werden könnten, würden als provokant oder anstößig empfunden werden. Eine Banane sollte deswegen vor dem Verzehr in Scheibchen geschnitten werden, für Karotten gilt ähnliches, was schade ist, wo sie beim Reinbeißen so schön knacken. Bei der Gurke finde ich es weniger störend, die esse ich jedenfalls eher selten am Stück.“

Ab dieser Textstelle, wo man sehnsüchtig eine Pointe erwartet, erzählt Alkhalaf dem Leser bis zum Ende des Textes nur noch, was er alles gerne isst.

Aber der Punkt ist gemacht.

In einer der großen deutschen Zeitungen wird jetzt auch das Eisessen unter Generalverdacht gestellt.

Und als „typisch deutsch“ hingestellt. So als ob es nicht im gesamten abendländischen Kulturraum von Los Angeles bis Tel Aviv üblich wäre.

Zwischen den Zeilen schimmert durch: Wer sich politisch korrekt verhalten will, vor allem als Frau, sollte doch bitte darauf verzichten.

Denn sonst könnte ein Schutzsuchender einen Kulturschock erleiden.

Der Deutsch-Türke Ali Utlu kommentiert den Artikel auf Twitter bissig: „Weil ‘Ibrahim‘ nervös wird, wenn Frauen am Eis lecken, soll man sich jetzt schämen Eis zu lecken? Entweder schreiben für die Süddeutsche mittlerweile die Taliban oder ein woker Volltrottel.“

Weiter führt Utlu aus: „Nackt oder fast nackt auf dem CSD – Voll gut. Eis lecken im Park, obszön. Deutschland 2023“.

Zu Ende gedacht scheinen sich die Verantwortlichen bei der „Süddeutschen“ das Ganze in der Tat nicht zu haben.

Denn wenn sie nun öffentlich machen, dass sogar schon so harmlose Dinge wie der Verzehr von Eis in der Öffentlichkeit – wir reden hier nicht von einem Minirock – für viele Menschen und insbesondere Männer aus dem arabischen Kulturraum eine Herausforderung darstellt, zur Errötung führt und als frivol gilt – können dann wirklich all diejenigen Unrecht haben, die vor Problemen durch eine Massenzuwanderung aus archaischen Gesellschaften warnen?

‘Freizügig und selbstbestimmt‘

Der Syrer Manaf Hassan schreibt dazu auf Twitter: „Ich finde es gut und schlecht, dass Mohamad und Ibrahim uns erklären, was sie davon halten, wenn ganz normale Menschen in der Öffentlichkeit Eis essen. Gut deshalb, weil wir so wissen, wie einige der Menschen denken, die zu uns neu zugewandert sind. Es sagt viel über sie aus. Schlecht finde ich es, weil ich es besorgniserregend finde, was für steinzeitliche Menschen mittlerweile hier sind und was für Denkweisen sie haben. Und wie sie es mit Lügen untermauern. Und es hat sie niemand gezwungen, nach Deutschland zu kommen. Wenn man Dinge wie Eis essen schon ‘anstößig‘ findet, was hat man dann für halbnackte oder nackte Menschen am See übrig?“

Hassans Fazit: „Die Syrer, die uns in Deutschland belehren wollen, wie Mohamed in der SZ, hatten schon in Syrien ein Problem damit, dass Frauen freizügig und selbstbestimmt ein Eis in der Öffentlichkeit essen und wollen das jetzt unbedingt hier loswerden.“

Hassan verweist darauf, was für eine weltoffene und moderne Stadt etwa Damaskus sei. Und natürlich gibt es Zuwanderer mit westlicher Ausrichtung aus islamischen Staaten, die sich dann auch mit der Integration leichter tun und deshalb medial kaum Beachtung finden. Aber, um es frei nach Angela Merkel zu sagen – nun sind eben auch die da, die eher archaische Vorstellungen haben und denen es schon in den Herkunftsländern zu westlich zuging. Und von denen (zu) viele für Schlagzeilen sorgen. Wobei es noch harmlos ist, wenn sie das nur so tun wie Mohamad Alkhalaf mit seiner „Eis-Warnung“ in der Süddeutschen.

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