Von Daniel Weinmann
„Have a break, have a Kitkat”, mag sich Hamburgs Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard gedacht haben, als sie während einer Besprechung an einem Schokoriegel knabberte. Dabei hatte sie offensichtlich nicht mit Karl Lauterbach gerechnet. Der Bundesgesundheitsminister, der sich in erster Linie als notorischer Panikmacher inszeniert, schaffte es nicht, dies unkommentiert zu lassen. Vielmehr spielte er sich als Oberlehrer in Sachen Ernährungsberatung auf.
Laut „Bild“ hielt er eine Standpauke über die potenziell gesundheitsschädlichen Inhaltsstoffe des Riegels.
Geblendet von seiner übersteigerten Mahn-Manie, vergaß Lauterbach offensichtlich, dass der von ihm kritisierte Zucker auch in eben jener Schokolade ist, die seine Zähne dunkel verfärben. In einem Video auf „YouTube Disslike“ gab er in seiner ureigenen Logik zu Protokoll: „Ich esse sehr viel Schokolade. Und daher sind meine Zähne zwar sehr gesund, aber durch die Schokolade leicht verfärbt. Die Kombination viel dunkle Schokolade und Kaffee.“
Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern, mag er sich gesagt haben – oder seine Einlassungen ganz vergessen haben. Dass Kaffee ebenfalls nicht gesund ist, scheint dem SPD-Gesundheitsexperten, der im Gaststättengewerbe laut „taz“ den Spitznamen „Der Salz-Irre von der SPD“ bekam, ohnehin entgangen zu sein.
Lauterbach gibt sich gewohnt unantastbar
Lauterbachs Fachkollegen zeigten sich wenig amüsiert von seiner Überheblichkeit. Als Zeichen der Solidarität mit der gescholtenen Hamburger Gesundheitssenatorin griffen sie zu zuckerhaltigen Süßigkeiten. Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) hielt demonstrativ eine Flasche Cola in die Kamera.
Öffentlich in die Schranken weisen wollte Lauterbach („Salz macht dement!“) hingegen keiner seiner Kollegen. Polit-Beobachter bewerten „Kitkatgate“ hinter vorgehaltener Hand dennoch als Autoritätsverlust. Viele Landes-Gesundheitsminister sind zunehmend genervt von Lauterbachs Zeigefinger und Besserwisserei.
Der blieb dennoch auf seinem hohen Ross und zeigte sich gewohnt unantastbar. Eine Anfrage der „Bild“ ließ er unbeantwortet. Wenn selbst seine eigene Gefolgschaft ihn nicht mehr ernst nimmt, müsste es eng werden für Deutschlands obersten Corona-Warner – sollte man meinen. Bundeskanzler Scholz scheint jedoch eisern an ihm festzuhalten. Warum, wird nur er selbst wissen. Sicher scheint nur: Mit dem grünen Gesundheitssprecher Janosch Dahmen, der schon als Gesundheitsminister gehandelt wurde, käme das Ressort vom Regen in die Traufe.
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Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.
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