Michael Kothe ist Redakteur bei der Salzgitter-Zeitung. Sucht man ihn im Internet, findet man etwa bei Facebook einen Herren in reiferen Jahren, der durch nichts negativ auffällt. Ein Kollege wie Hunderte, ja Tausend andere auch. Was bringt jemanden wie Michael Kothe dazu, abzugleiten? Und Menschen, die gegen die Corona-Maßnahmen sind, mit „eiternden Pickeln“ zu vergleichen? Wörtlich schreibt er in der Salzgitter-Zeitung: „Der Widerstand gegen die Corona-Maßnahmen in Salzgitter wächst nicht, ist aber zunehmend schwerer zu ertragen und erinnert an eiternde Pickel.“ Das ist eine Sprache, wie man sie aus den finstersten Zeiten unserer Geschichte kennt. Pickel drückt man aus, man versucht, sie zu vernichten.
Weiter schreibt Kothe: „Was erst als scheinbarer Spaß Unbelehrbarer rüberkam, ist als Provokation mit Hang zur Gewalt nicht mehr zu tolerieren.“ Ich erspare Ihnen und mir den Rest des Artikels – ein eher hilfloser Versuch, mit eher bescheidenen Stilmitteln die Kundgebungen gegen die Corona-Maßnahmen als „rechts“ zu „framen“. Auslöser des Kommentars sind wohl die Ereignisse an einem Mittwochabend Mitte Januar, die der öffentlich-rechtliche NDR so beschreibt: „Ein nicht angemeldeter Protest in Salzgitter gegen die Corona-Politik ist am Mittwochabend eskaliert. Beamte seien beschimpft, beleidigt und körperlich angegangen worden, teilte die Polizei mit.“ Die „Zeit“ schreibt: „Es wurden mehrere Verfahren wegen Ordnungswidrigkeiten eingeleitet – unter anderem, weil viele Teilnehmer die Maskenpflicht ignorierten. Erste Ermittlungen ergaben laut Polizei, dass auch Angehörige der rechten Szene dabei waren.“
Ich war an dem betreffenden Tag nicht in Salzgitter und kann mir kein Urteil erlauben. Ich weiß nur, dass ich selbst wiederholt über Demonstranten berichtete, die überaus friedlich waren und deren Teilnehmer aus der Mitte der Gesellschaft kamen, und die danach als gewalttätig und „rechts“ in den Medien diffamiert wurden. Ich weiß auch, dass es in der DDR übliche Praxis war, dafür zu sorgen, dass „Rechte“ sich unter Demonstranten mischten, und man dann die Demonstration als „rechts“ und gefährlich hinstellte in den Medien. Umgekehrt weiß ich aber auch, dass echte Rechtsextreme durchaus zuweilen versuchen, sich unter friedliche Demonstranten zu mischen. Was diese auch in der Regel kaum verhindern können, wenn es sich nicht um stadtbekannte Extremisten handelt, da ja kaum jemand mit einer Armbinde mit der Aufschrift „Rechtsextremist“ auf eine Demo kommt. Auch unter die Proteste der Grünen und der Friedens- und Umweltbewegung mischten sich regelmäßig Linksextreme. Von den „Gegenprotesten“ gegen „Corona-Demos“ gar nicht zu sprechen.
Erst kürzlich hatte eine ZDF-Mitarbeiterin Andersdenkende als „rechten Blinddarm“ diffamiert, und sich indirekt für deren Entfernung ausgesprochen. Als sie dafür Kritik erntete, argwöhnte sie auch hinter dieser eine „Orchestrierung von rechts“. Der CDU-Politiker Arnold Vaatz fordert daraufhin den Rücktritt sämtlicher ZDF-Chefs. ZDF-Intendant Thomas Bellut zeigte sich in seiner Antwort keiner Schuld bewusst.
Wenn ich eine „Radikalisierung“ in der Mitte der Gesellschaft bemerke, dann gerade bei Journalisten-Kollegen, die auf einmal radikal undemokratisch geworden sind. Und genau die Leitmotive mit Füßen treten, die sie sich vermeintlich auf ihre Fahnen geschrieben haben: Toleranz, Offenheit, Buntheit.
Ich habe das Beispiel des Kollegen aus Salzgitter exemplarisch herausgegriffen, weil es für so viele steht. Für eine große Verleumdungskampagne gegen Maßnahmen-Kritiker, die geradezu gleichgetaktet scheint. Wobei es dazu wohl gar keiner Orchestrierung bedarf – der Konformitätsdruck in den Redaktionen ist gewaltig. Ebenso das Schwarz-Weiß-Denken, bei dem Menschen in infantiler Manier in gut (= auf Seiten der Regierung) und böse (= gegen die Regierung) aufgeteilt werden.
Von Kollegen etwa weiß ich, dass man über mich sagt, ich sei „auf die Seite des Bösen“ gewechselt. Das hat kleinkindliche Züge und zeigt eine unglaubliche Unreife, verbunden mit der Unfähigkeit, differenziert zu denken und andere Standpunkte auch nur ansatzweise zu akzeptieren. Ich würde niemandem in den Redaktionen vorwerfen, auf die „Seite des Bösen“ gewechselt zu sein. Was ich ihnen vorwerfe, ist eine atemberaubende geistige Verarmung und eine Radikalisierung, die sie gar nicht mehr als solche wahrnehmen. Dazu kommt eine völlige Ignoranz der Lektionen der Geschichte. Auch die werden schwarz-weiß verarbeitet. Man ist offenbar zum großen Teil nicht mehr in der Lage, auch nur ansatzweise zu verstehen, dass die größten Schrecken der Geschichte fast immer unter dem Deckmantel des „Guten“ kamen, und diejenigen, die diese Schrecken verbreiteten, meist felsenfest davon überzeugt waren, doch nur für das Gute zu kämpfen.
Wichtiger Hinweis: Berichte wie dieser sind immer auch durch die Sichtweise des Autors subjektiv gefärbt. Ich bitte daher meine Leser wie immer, sich auch aus anderen Quellen mit anderer Herangehensweise zu informieren, um dann in Kenntnis verschiedener Sichtweisen selbst ein Urteil zu fällen.
Bild: photocosmos1/ShutterstockText: br
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