CDU-Politiker Arnold Vaatz fordert Rücktritt sämtlicher ZDF-Bosse Kruder Blinddarm-Vergleich der ZDF-Kabarettistin Sarah Bosetti

Von Daniel Weinmann

Geht es nach den Verantwortlichen des Zweiten Deutschen Fernsehens, bewegt sich die hauseigene Kabarettistin Sarah Bosetti immer „am Puls der Zeit“. „Bosetti will reden“ nennt die mit einer allzu großen Portion Selbstbewusstsein ausgestattete 37-Jährige ihre Sendung. 131.554 Aufrufe verzeichnete ihr am 3. Dezember vergangenen Jahres veröffentlichtes Video mit dem vielsagenden Titel „Omikron – und täglich grüßt das Lockdowntier“.

„Wäre die Spaltung der Gesellschaft wirklich etwas so Schlimmes?“, fragte Bosetti darin – um sich die Antwort gleich selbst zu geben: „Sie würde ja nicht in der Mitte auseinanderbrechen, sondern ziemlich weit rechts unten. Und so ein Blinddarm ist ja nicht im strengeren Sinne essentiell für das Überleben des Gesamtkomplexes.“

Um ihrer Einlassung mehr Gewicht zu verleihen, verbreitete die selbsternannte „Feministin wider Willen“ diese am selben Tag zusätzlich bei ihren 67.500 Twitter-Followern.

»Liebe Blinddärme dieser Welt: Diesen Vergleich hattet Ihr wirklich nicht verdient«

6.090 Likes erntete Bosetti für ihr YouTube-Video, kein einziger Zuschauer klickte den nach unten gesenkten Daumen. Bei Twitter durfte sie sich zwar über weitere 11.900 zustimmende Follower freuen, musste sich aber auch herbe Kritik gefallen lassen. „Ihr gehört in Grund und Boden privatisiert“, schrieb etwa Benedikt Brechtken. Tilly brachte seine Meinung so auf den Punkt: „Wenn er [der Blinddarm, Red.] entzündet ist, muss er entfernt werden, um den Organismus zu retten. In dieser Bildsprache bedeutet das einen Aufruf zum Massenmord. Ist das beabsichtigt?“

Andere verwiesen auf den SS-Arzt Fritz Klein. Natürlich wolle er Leben erhalten, so der Mediziner, der sich als Truppenarzt im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau betätigte. Doch schränkte er ein: „Aus Ehrfurcht vor dem menschlichen Leben würde ich einen eiternden Blinddarm aus einem kranken Körper entfernen. Der Jude ist der eiternde Blinddarm im Körper der Menschheit.“

Das über Zwangsgebühren finanzierte ZDF sah sich nicht bemüßigt, seine Haus-Kabarettistin zu ermahnen – und ging in Deckung. Bosetti bat am Nikolaustag mit feistem Lächeln in ihrem Video „Die Blinddarm-Entschuldigung“ so um Pardon: „Menschen mit Körperteilen zu vergleichen ist in unserem Sprachgebrauch ja nicht direkt unüblich.“ Besonders spöttisch: Am Ende bittet sie nicht die beleidigten Menschen, sondern die Blinddärme um Verzeihung: „Ich möchte mich hiermit in aller Form für meine Worte entschuldigen. Es tut mir leid, liebe Blinddärme dieser Welt. Diesen Vergleich hattet ihr wirklich nicht verdient.“

»Das ZDF hat in seinen Angeboten die Würde des Menschen zu achten und zu schützen«

Auch ein Tweet durfte nicht fehlen. Dieses Mal schrieb sie: „Wenn ihr euch über etwas aufregen wollt, fragt euch zumindest kurz, ob ihr das schafft, ohne die Ursprungsaussage zu verfälschen.“

Dem CDU-Politiker Arnold Vaatz geht der „Blinddarm“-Vergleich indes zu weit. Laut „Berliner Zeitung“ fordert der frühere DDR-Bürgerrechtler nicht nur eine Stellungnahme des Rundfunkrats, sondern zugleich den Rücktritt des ZDF-Intendanten Thomas Bellut, des Programmdirektors Norbert Himmler und des Chefredakteurs Peter Frey.

„Das ZDF äußert damit erstmalig konkrete Vernichtungsphantasien gegen Menschen aufgrund ihrer politischen Einstellung“, schreibt Vaatz in seinem Brief an die ZDF-Verantwortlichen. „Es greift damit in Bezug auf nicht COVID-19-geimpfte oder nicht politisch links zu verortende Personen offen eine Argumentationskette der Nazis auf.“ Die Bosetti-Sendung sei ein „besonders eklatanter Verstoß“ gegen § 5 (2) des ZDF-Staatsvertrages. Darin heißt es: „Das ZDF hat in seinen Angeboten die Würde des Menschen zu achten und zu schützen.“

Die Bundespressekonferenz vom 27.1.2022:

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Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.
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Text: dw

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