Laut RKI ist jeder zweite positive Schnelltest ein Fehlalarm Regierung sieht darin aber kein Problem

Sehen Sie hier mein Video von der heutigen Bundespressekonferenz.

Bei Journalisten ist die Gefahr vielleicht noch größer als bei manchen anderen Berufen: Man neigt zur Berufsblindheit. Das musste ich erfahren, als mir dieser Tage ein Kollege von einem Medienbericht erzählte, in dem er gelesen hatte, dass fast ein Drittel der Schnelltests ein falsches Resultat geben. „Unglaublich“, war meine erste Reaktion – bis mir dann einfiel, dass ich doch von RKI-Chef Lothar Wieler höchstselbst die Antwort bekommen hatte, dass sogar viel mehr als ein Drittel der positiven Ergebnisse falsch sind: und zwar die Hälfte. Eine Erinnerungstäuschung oder Realität? Nach einigem Suchen fand ich die Stelle – in meinem Bericht von der Bundespressekonferenz am 26.3.2021. Da antwortete Wieler mir folgendes: „Und was ich auch noch von den Daten weiß, die wir da erheben durch die Abfragung, ist es momentan etwa so, dass von positiven Antigentests, und ich rede jetzt nicht von den Selbsttests, da haben wir noch keine Daten, aber von den Antigentests, dass von einem, der positiv war, also als Schnelltest, dass etwa sich die Hälfte davon nachher bestätigt hat als PCR-positiv. Also das ist, um in etwa so eine Größenvorstellung zu haben.“ Nachlesen können Sie das hier, ansehen hier. Offen gestanden lief ich danach etwas weiß an. Denn dass ich diese Nachricht damals einfach so unter „ferner liefen“ im Text stehen ließ, ohne eine Schlagzeile draus zu machen, ist ein ziemliches journalistisches Versagen. Da gibt es nichts zu beschönigen. Aber besser spät als nie.

Deshalb hakte ich heute in der Sache in der Bundespressekonferenz nach:

REITSCHUSTER: Wir hatten ja das Thema Impfen, aber Corona allgemein hatten wir noch nicht: Herr Gülde, gibt es Angaben, Daten, neuere Entwicklungen, wie sich die Zuverlässigkeit bzw. die Fehlerquote bei den Schnelltests entwickelt hat?

GÜLDE: Dazu gibt es keine neuen Angaben. Wir haben immer gesagt, dass es bei Schnelltests und auch den Selbsttests eine gewisse Fehlerquote gibt. Der Goldstandard bleibt der PCR-Test. Insofern: Wenn es einen positiven Schnelltest gibt, dann besteht bei uns die ganz, ganz klare Aufforderung, einen PCR-Test nachzusetzen.

ZUSATZFRAGE REITSCHUSTER: Aber ist diese Fehlerquote von 50 Prozent, wie sie Professor Wieler hier am 26. März nannte, nichts, was das Gesundheitsministerium beunruhigt?

GÜLDE: Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich die Fehlerquote hier nicht vorliegen habe. Gegebenenfalls kann ich die nachreichen. Ich kann noch einmal schauen, ob ich dazu irgendetwas finde.

SEIBERT: Aber weil es eine Fehlerquote gibt, haben ja wir in der Bundesregierung und haben zahlreiche Experten immer wieder darauf hingewiesen: Auch bei Vorliegen eines negativen Testergebnisses ist es wichtig, die Abstandsregeln, die Hygieneregeln, das Maskentragen weiterhin einzuhalten. Trotzdem bilden Antigen-Schnelltests tagesaktuell eine größere Sicherheit bei Kontakten ab, denn mit einer deutlich größeren Wahrscheinlichkeit kann jemand, der ein negatives Schnelltestergebnis hat, in den folgenden Stunden niemanden anstecken. In einer idealen Welt wäre alles hundertprozentig.

Interessant ist, dass Seibert nur auf die Gefahr durch falsch negative Schnelltests hinweist. Und nicht auf die Gefahr durch die fünfzigprozentige Fehler-Anfälligkeit bei positiven Tests. Schüler haben etwa massive Angst vor einem positiven Testergebnis – auch, weil es zu Ausgrenzung führen kann. Aber auch für einen Erwachsenen ist ein positives Ergebnis sicher alles andere als eine positive Erfahrung. Wäre es da nicht Pflicht von Regierung und Medien, viel deutlicher auf die hohe Fehlerquote hinzuweisen, um den möglichen Schreck der Menschen nach einem positiven Schnelltest wenigstens etwas abzumildern?

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

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Bild: Angel Soler Gollonet/Shutterstock
Text: br

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