Maskenpflicht in Pflegeheimen: „An Absurdität nicht zu überbieten“ Branche läuft Sturm gegen menschenunwürdige Corona-Politik

Von Daniel Weinmann

Während Corona in den meisten Ländern wie eine Grippe betrachtet wird, hält Deutschland unbeirrt an seiner harten Linie fest. Besonders betroffen ist ausgerechnet diejenige Bevölkerungsgruppe, die sich am wenigsten wehren kann: pflegebedürftige betagte Menschen.

Seit Beginn dieses Monats müssen in Kliniken und Pflege-Einrichtungen grundsätzlich FFP2-Masken getragen werden, selbst während der gemeinsamen Mittagsruhe in einem dafür vorgesehen Raum. „In den für ihren dauerhaften Aufenthalt bestimmten Räumlichkeiten“ entfällt laut Corona-Verordnung dieser unzumutbare Zwang gnädigerweise. Seniorenvertreter und die Stiftung Patientenschutz interpretieren dies so, dass der sogenannte Mund-Nasen-Schutz ausschließlich im Zimmer abgelegt werden darf.

Die Bewohner sollten „so viel wie möglich“ Masken tragen, zumindest solange die Impflücken so groß seien wie derzeit, lautet das Credo von Karl Lauterbach. Der Gesundheitsminister tut das, was er kann: Er warnt – und hält das Risiko einer Ansteckung für sehr hoch.

»Vom gesellschaftlichen Leben ausgegrenzt»

Die Branche protestiert diese Verfügung aufs Schärfste: Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, bezeichnete es gegenüber der Deutschen Presse-Agentur als „absurd“, pflegebedürftigen Menschen eine Maske zu verpassen und dies politisch als Pandemieschutz zu verkaufen.

Ursel Wolfgramm, Vorstandsvorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbands VdK in Baden-Württemberg, schlägt in dieselbe Kerbe. In ihren Augen ist die Maskenpflicht ein massiver Verstoß gegen das Recht auf Selbstbestimmung und die soziale Teilhabe der betroffenen Menschen: „Senioren in Pflegeheimen, Tagespflegegäste und behinderte Menschen, die in besonderen Wohnformen leben, in einer Werkstatt arbeiten oder in eine Fördergruppe gehen, müssen ab Oktober bis zu 16 Stunden pro Tag eine FFP2-Maske tragen.“ Durch dieses Gesetz würden bestimmte Personengruppen als vulnerabel stigmatisiert und vom gesellschaftlichen Leben ausgegrenzt.

„Das ist an Absurdität nicht zu überbieten“, wettert auch Bernhard Schneider, Hauptgeschäftsführer der Evangelischen Heimstiftung. „In den Festzelten fallen sich die bierseligen Menschen ohne Maske in die Arme, in den Pflegeheimen müssen Bewohner in der Wohngruppe, also in ihrem Wohn- und Esszimmer, eine FFP2-Maske tragen. Da wird mit zweierlei Maß gemessen.“

»Menschenverachtend und verfassungswidrig«

Besonders perfide: Die meisten dieser Menschen sind viermal geimpft und das Virus hat längst seinen Schrecken verloren. Zudem gilt in den meisten Heimen  die einrichtungsbezogene Impfpflicht. „Bislang sind die Einrichtungen vergleichsweise gut durch die Corona-Krise gekommen – auch ohne FFP2-Masken bei Bewohnern“, unterstreicht Jörn Fuchs, Geschäftsführer der Paritätischen Sozialdienste in Heidelberg, „Daten hierzu liegen vor, aber weder Wissenschaft noch Politik interessieren sich dafür.“

Dennoch zwingt sie die Regierung, ihre noch verbliebene Lebensqualität auf dem Altar der hierzulande besonders ausgeprägten Corona-Hysterie zu opfern. Die Maskenpflicht ist ein massiver Verstoß gegen das Recht auf Selbstbestimmung. „Die Pflegebedürftigen werden zu Tode beschützt“, bringt Susanne Brenner, Redakteurin der Saarbrücker Zeitung, die gleichermaßen unwürdige wie unsinnige Politik auf den Punkt.

Laut aktuellen Daten des Statistischen Bundesamts Destatis, wurden 2019 (neuere Zahlen liegen den Statistikern nicht vor) in Deutschland von knapp 820.000 Pflegebdürftigen stationär in Altenheimen betreut. Sie werden durch die evidenzlose Maskenpflicht der wenigen Luft, die sie noch bekommen, beraubt. Der streitbare Wirtschaftsprofessor Stefan Homburg drückt es so aus: „Der Miterfinder der Regelung, Marco Buschmann, findet das ‚grundrechtsschonend‘. Ich finde es menschenverachtend und verfassungswidrig!“

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.

Bild: Shutterstock

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