Massive methodische Mängel in der „StopptCOVID“-Studie des RKI Forschungsprojekt ohne Aussagekraft

Von Daniel Weinmann

Viele Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus dürften unvergessen bleiben. Einige – wie etwa das Verbot, auf einer Parkbank zu sitzen – waren absurd. Andere – wie die Kitaschließungen – haben sich im Nachhinein als unnötig erwiesen. Selbst der Bundesgesundheitsminister distanzierte sich von einigen Erlassen. „Was Schwachsinn gewesen ist, wenn ich so frei sprechen darf, sind diese Regeln draußen“, sagte Lauterbach im TV-Talk „Lanz“ – und bezog sich auf Verbote, sich in Parks aufzuhalten oder ohne Maske joggen zu gehen.

Die Frage, wie künftig mit vergleichbaren „Pandemien“ umgegangen werden soll, beschäftigt Gesellschaft und Politik. Der Sachverständigenausschuss zur Pandemiepolitik etwa sah in seinem Evaluationsbericht im Juni vergangenen Jahres mit Blick auf die Wirksamkeit von Infektionspräventionsmaßnahmen „aufgrund fehlender Kausalanalysen in vielen Bereichen nicht die Möglichkeit, klare Aussagen zu treffen.“

Ende Juli präsentierte das Robert Koch-Institut seinen Abschlussbericht mit dem sperrigen Titel „Wirksamkeit und Wirkung von anti-epidemischen Maßnahmen auf die COVID-19-Pandemie in Deutschland (StopptCOVID-Studie)“. Darin soll anhand des „R-Wertes“, der für die Beschleunigungsrate des Infektionsgeschehens steht, gezeigt werden, inwieweit nicht-pharmazeutische Eingriffe – wie etwa die Kitaschließungen – und auch die Corona-Impfung wirksam waren. Wenig überraschend konnte laut der Studie beides den R-Wert mindern und somit eine Überlastung des Gesundheitssystems verhindern.

„Die falsche Antwort auf die richtige Frage“

Die „Süddeutsche Zeitung“ frohlockte artig und titelte „RKI-Bericht: Corona-Maßnahmen waren wirksam für Pandemie-Bekämpfung.“ Eine genaue Analyse der „StopptCOVID-Studie“ offenbart indes einige schwerwiegende Ungereimtheiten, wie ein Autorenteam um den Wirtschaftswissenschaftler Johannes Merkl und den Wirtschaftsgeographen Thomas Wieland im „Cicero“ schreiben. Die Änderung des R-Wertes tritt demnach bereits vor der Implementierung einer Maßnahme auf, was das RKI mit einer vorzeitigen Verhaltensanpassung der Bevölkerung an die jeweilige Verordnung begründet. „Die eigentlich interessierende Wirkung der Maßnahmen auf die spätere Veränderung der Infektionszahlen kann hingegen nicht belegt werden“, schreiben die Autoren.

Mein Lesetipp

Darüber hinaus konstatieren sie erklärungsbedürftige Teilergebnisse: So führe etwa der Einsatz von Masken im öffentlichen Nahverkehr und in Verkaufsräumen in mehreren Altersgruppen zu einer Erhöhung des R-Wertes und damit zu einem weiteren paradoxen Ergebnis, das auch seitens des RKI als solches anerkannt werde. Die Wissenschaftler offenbaren weitere eklatante Mängel: „Eine eingehende Untersuchung des vom RKI verwendeten Studiendesigns macht deutlich, dass es die Frage nach der Wirksamkeit der Maßnahmen überhaupt nicht beantworten konnte. Es liefert die falsche Antwort auf die richtige Frage!“

Die Studie könne keinesfalls die Frage beantworten, ob die Maßnahme auch verantwortlich für diese Verringerung war, da die Ergebnisse empirisch nicht mit einem möglichen Rückgang des Infektionsgeschehens ohne Interventionen verglichen würden. Vielmehr setze sie die Wirkung der Corona-Maßnahmen bereits stillschweigend voraus. „Der Modellansatz gibt faktisch das Ergebnis bereits bis zu einem gewissen Grad vor“, schreiben die Autoren.

Vollständige Neubearbeitung durch eine unabhängige Instanz erforderlich

Zudem zeigen die Autoren auf, dass das Modelldesign bereits die Wirkung von Maßnahmen voraussetzt, anstatt sie ergebnisoffen zu überprüfen. Das Modell sei fehlspezifiziert, weil nicht alles, was den „R-Wert“ beeinflusse, dadurch abgebildet werde. Fehleinschätzungen des Einflusses der anderen Variablen seien die logische Folge. „Daraus schlussfolgern wir, dass die RKI-Studie dem eigenen wissenschaftlichen Anspruch, Aussagen zur Wirkung von Corona-Maßnahmen zu treffen, in mehrerlei Hinsicht nicht genügt.“

Vor diesem Hintergrund sei zu konstatieren, „dass die vorzeitige Wirkung der Maßnahmen und der hohe Effekt von Maßnahmen und Impfung auf die Infektionsausbreitung wahrscheinlich weitgehend Symptome eines verzerrten Modells charakterisieren und daher ein falsches Bild der Realität geben“. Das Autoren-Quintett empfiehlt daher „dringend eine Re-Analyse der Studie, d. h. eine vollständige Neubearbeitung auf der Grundlage des bestehenden Datensatzes, durch eine unabhängige Instanz“.

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Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.

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