Von Kai Rebmann
Wenn es um Werbung fürs Impfen geht, scheinen die Gesundheitsminister in Bund und Ländern auch die letzten Hemmungen zu verlieren. Karl Lauterbach lässt die Krankenkassen und Versicherungen bis zu 50 Millionen Euro für absehbar unnütze Impfbriefe zum Fenster rauswerfen. Sein Amts- und Parteikollege Clemens Hoch (SPD) hat nun einen ähnlich fragwürdigen Weg eingeschlagen, um irgendwo vielleicht doch noch ein paar Impfwillige auftreiben zu können. Vor wenigen Tagen startete das Gesundheitsministerium von Rheinland-Pfalz in den sozialen Medien eine Impfkampagne, aus der die pure Verzweiflung spricht. In der Aufmachung bekannter Filme und Serien wie etwa „Game of Thrones“ oder „Die Eiskönigin“ wirbt Mainz für den Doppel-Pieks gegen Corona und Grippe.
Los ging’s mit einem Bild, auf dem zwei gekreuzte Spritzen zu sehen sind. Dazu die Überschrift: „Impfen is Coming – Stark durch den Winter.“ Im Tweet selbst hieß es: „Mit großen Schritten in Richtung Staffelfinale der Pandemie. Jetzt den Corona-Impfschutz auffrischen und gleichzeitig gegen Influenza mitimpfen lassen.“ Die Reaktion der Twitter-Gemeinde löste ein verheerendes Echo aus, das Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit in Mainz wurde kübelweise mit Spott und Häme übergossen. Kurz darauf war der infantile Tweet folgerichtig auch wieder verschwunden. Offenbar hat man im Haus von Clemens Hoch eingesehen, dass derartige Methoden weit unter der Würde eines Landesministeriums sind – hätte man zumindest meinen sollen.
Ministerium macht im Stile eines trotzigen Kindes weiter
Nur zwei Tage später folgte die Rolle rückwärts. Am 20. Oktober twitterte das Ministerium: „Es gibt technische Probleme mit unserem Tweet vom 18.10., dieser wurde nicht absichtlich gelöscht! Wir arbeiten mit Hochdruck an einer Wiederherstellung. Unsere kleine Reihe zur Impfung in Anspielung auf bekannte Serien/Filme geht weiter! Schön, dass es euch bisher gefallen hat.“ Wer genau hier für dumm verkauft werden soll? Man weiß es nicht. Die Macher der Kampagne scheinen die Kommentare entweder nicht gelesen zu haben oder wollen sich bewusst in die eigene Tasche lügen. Gegenüber „t-online“ verstieg sich ein Sprecher des Ministeriums sogar zu der Behauptung, dass der Beitrag „wie geschnitten Brot“ gelaufen sei, was sich aber nur auf die reine Anzahl der Kommentare beziehen kann.
Die kalte Jahreszeit kann der #Impfkönigin nichts anhaben: Jetzt den #Corona–#Impfschutz auffrischen und gleichzeitig gegen #Influenza mitimpfen lassen. 💪 pic.twitter.com/VPQg9l6Xkf
— Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit #RLP (@MWGRLP) October 21, 2022
Doch damit noch nicht genug. Im Stile eines trotzigen Kleinkindes ging es dann weiter. Am 21. Oktober folgte die nächste Episode des Impf-Theaters aus Mainz. Titel diesmal: „Die Impfkönigin – völlig durchgeschützt“. Oder völlig durchgeknallt. Denn dazu stand zu lesen: „Die kalte Jahreszeit kann der Impfkönigin nichts anhaben: Jetzt den Corona-Impfschutz auffrischen und gleichzeitig gegen Influenza mitimpfen lassen.“ Und am 24. Oktober wurde aus der Serie schließlich eine Trilogie. Das Impfministerium in Mainz kündigte die Weltpremiere eines weiteren Straßenfegers an: „Der Herr der Impfung – die Rückkehr des Vakzins“. Im beschreibenden Text heißt es: „Man kann nicht einfach nach Mordor spazieren, ohne ausreichenden Impfschutz. Jetzt den Corona-Impfschutz auffrischen und gleichzeitig gegen Influenza mitimpfen lassen.“
„Man kann nicht einfach nach Mordor spazieren, ohne ausreichenden Impfschutz.“ Jetzt den #Corona–#Impfschutz auffrischen und gleichzeitig gegen #Influenza mitimpfen lassen. 💪 pic.twitter.com/zHSeOlyne6
— Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit #RLP (@MWGRLP) October 24, 2022
Wer schützt unsere Steuergelder vor Verschwendung?
Wen Clemens Hoch mit diesen peinlichen Bildchen ansprechen will, bleibt offen. Ebenso die Frage, weshalb das Ministerium trotz aller offenkundigen Kritik eisern an der Kampagne festhält. Eine Kollegin äußerte diesbezüglich einen Verdacht, der keinesfalls abwegig erscheint: „Ich vermute, die müssen wieder mal bis Ende des Jahres noch die restlichen Projektgelder ausgeben, damit sie nicht verfallen.“ In der Tat wird es sich jedes Ministerium dreimal überlegen, einmal bewilligte Gelder nicht auszugeben. Zu groß ist die Gefahr, dass im folgenden Haushaltsjahr der Rotstift angesetzt wird und entsprechend weniger Mittel zugewiesen werden.
Ob und wie lange das Gesundheitsministerium seine Blockbuster-Reihe übers Impfen noch fortzusetzen gedenkt, wurde bisher nicht bekannt. Ein weiterer denkbarer Titel wäre etwa „Vakzinator II – Tag der Boosterung“. Dazu die Ankündigung: „Wenn du leben willst, komm mit mir ins Impfzentrum. Jetzt den Corona…“ Sicher haben auch Sie, liebe Leser, einige kreative Ideen, die Sie gerne in den Kommentaren hinterlassen dürfen.
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Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
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