Schulschließungen führten zu massiven Lerndefiziten Meta-Studie zeigt alarmierende Ergebnisse

Von Kai Rebmann

Drei Forscher der Universität Oxford mit Dr. Bastian A. Betthäuser an der Spitze haben im renommierten Fachmagazin „Nature Human Behavior“ die bisher wohl umfangreichste Meta-Studie zu den Folgen der weltweiten Schulschließungen veröffentlicht. Zu den Zielen dieser Arbeit gehörte es insbesondere herauszufinden, ob und in welchem Umfang sich diese Lockdowns auf die Lernentwicklung von Milliarden Schülern in aller Welt ausgewirkt haben. Das wenig überraschende Ergebnis: „Während der COVID-19-Pandemie erlebten Kinder im schulpflichtigen Alter Verzögerungen im Lernfortschritt, die einem Defizit in Bezug auf Wissen und kognitive Fähigkeiten in Höhe von ungefähr 35 Prozent des üblichen Lernfortschritts im Laufe eines Schuljahres entsprechen.“

Diese Schlussfolgerung basiert auf 42 Studien aus insgesamt 15 Ländern und ist gerade deshalb ebenso aussagekräftig wie alarmierend. Bisher schon gab es immer wieder Berichte und Statistiken über Kleinkinder, die über Nacht mit dem Sprechen aufgehört haben oder wieder gewindelt werden mussten, über Kinder mit Auffälligkeiten beim Sozialverhalten sowie – nicht zuletzt – über eine deutliche Zunahme depressiver Jugendlicher. Betthäuser und seinen Kollegen ist jetzt erstmals gelungen, wie sie in ihrer Publikation betonen, durch die Auswertung einer Vielzahl von einzelnen Studien ein gesamtheitliches Bild der Lerndefizite bei Kindern und Jugendlichen im schulpflichtigen Alter zu zeichnen. Unter dem Begriff „Lerndefizit“ verstehen die Forscher demnach „sowohl eine Verzögerung des erwarteten Lernfortschritts als auch den Verlust bereits erworbener Fähigkeiten und Kenntnisse“.

19 von 20 Schülern betroffen

Das Team von der Universität Oxford nimmt bei der Bewertung ihrer Erkenntnisse kein Blatt vor den Mund und stellt gleich zu Beginn klar: „Die Pandemie hat zu einer der größten Unterbrechungen des Lernens in der Geschichte geführt.“ Auch wenn es nicht die „Pandemie“ oder das Virus als solche waren, die für diesen historischen Einschnitt verantwortlich sind, sondern die deswegen erlassenen Maßnahmen, steckt in diesem Satz sehr viel Wahrheit. Nicht einmal in Kriegszeiten wurden Kinder derart flächendeckend und langfristig aus den Schulen ausgesperrt. Von diesen Lockdowns waren nach Ansicht der Forscher „schätzungsweise 95 Prozent der weltweiten Schülerschaft betroffen“, also 19 von 20 Kindern. Und selbst nach der Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts sei dieser oft durch „hybriden Unterricht“ sowie die Tatsache, dass Schüler und Lehrer unter Quarantäne gestellt wurden, beeinträchtigt worden.

Wie weitreichend die Folgen für diese Generation tatsächlich sind, beschreiben die Autoren der Meta-Studie so: „Die Auswirkungen des eingeschränkten Präsenzunterrichts werden durch die Folgen der Pandemie auch im außerschulischen Lernumfeld von Kindern sowie in ihrer geistigen und körperlichen Gesundheit verstärkt. Lockdowns haben die Bewegungsfreiheit von Kindern und ihre Fähigkeit, zu spielen, andere Kinder zu treffen und sich an außerschulischen Aktivitäten zu beteiligen, eingeschränkt. Das Wohlergehen der Kinder und die familiären Beziehungen haben auch unter wirtschaftlichen Unsicherheiten und widersprüchlichen Anforderungen an Arbeit, Betreuung und Lernen gelitten. Es ist zu erwarten, dass diese negativen Folgen für Kinder aus schwachen sozioökonomischen Familienverhältnissen am ausgeprägtesten sind und bereits bestehende Bildungsungleichheiten verschärfen.“

Lerndefizit beeinträchtigt Lebenschancen von Kindern

Bei der weiteren Untersuchung der Details zu den Lerndefiziten konnte festgestellt werden, dass diese in den naturwissenschaftlichen Fächern besonders groß sind, allen voran in der Mathematik. Die Rückstände beim Lesen und Schreiben sind hingegen weniger stark ausgeprägt, was die Forscher darauf zurückführen, dass die Eltern ihren Kindern in diesem Bereich im Rahmen des Homeschoolings eher helfen konnten als etwa bei komplexen Rechenaufgaben. Aus ähnlichen Gründen ließ sich bei den Lerndefiziten auch ein relativ starkes Reich-Arm-Gefälle ermitteln. Demnach sind Kinder aus „niedrigen sozioökonomischen Verhältnissen“ in größerem Maße betroffen als Schüler aus Ländern mit mittlerem Einkommen und diese wiederum mehr als solche aus wohlhabenden Ländern.

Diese Erkenntnis ist zwar nicht neu, da eben diese Unterschiede auch schon vor der „Pandemie“ bestanden haben. Die Forscher aus Oxford betonen jedoch, dass sich diese Ungleichheit im Hinblick auf die allgemeinen Bildungschancen durch die Schulschließungen weiter verschärft habe. Darüber hinaus sei wahrscheinlich davon auszugehen, dass „die Lebenschancen von Kindern durch ihre Bildungs- und Arbeitsmarktaussichten beeinträchtigt“ werden. Ebenso könne dieses Lerndefizit „wichtige Auswirkungen auf Wachstum, Wohlstand und sozialen Zusammenhalt“ haben.

Diese Meta-Studie aus Großbritannien ist also ein weiterer Schlag ins Kontor all jener, die das Wegsperren von Kindern und Jugendlichen mit Haut und Haaren verteidigt haben. Zu keinem Zeitpunkt gab es irgendeine wissenschaftliche Evidenz, die diese und ähnliche drakonische Maßnahmen zum Nachteil unserer Jüngsten auch nur ansatzweise gerechtfertigt hätte. Erst gestern mussten wir auf dieser Seite über eine Meta-Studie berichten, in der der angebliche Nutzen der Maskenpflicht widerlegt werden konnte. Wir werden nicht eher ruhen, bis die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Das sind wir den Milliarden von Kindern und Jugendlichen schuldig, die völlig ohne Not und in geradezu mutwilliger Art und Weise um ihre Zukunftschancen gebracht worden sind.

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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

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