Baerbock als Gedenk-Goldbarren Grüne Kanzlerkandidatin von der Pech- zur Goldmarie

Von Alexander Wallasch

Es klingt wie aus einem Märchen vom Klondike: Dank eines Braunschweiger Münzhändlers hat es die grüne Kanzlerkandidatin Schummelliese doch noch von der Pechmarie zur Goldmarie geschafft.

Es war einmal ein Grämmchen Gold und dann kam die Münzpresse und aus diesem unschuldigen Edelmetall wurde ein Mini-Mini-Goldbarren für 29,- Euro mit dem Abbild der grünen Kanzlerkandidatin. Weil aber so ein hübsches glänzendes Kleinod nun mal zwei Seiten hat, presste MDM – so heißt das Unternehmen mit der tollen Idee – auf die Rückseite den Reichstag, und weil da immer noch etwas Platz war, steht jetzt über dem Gebäude: „Dem deutschen Volke“.

Der vollständige Name dieses wundervollen Produktes lautet:

„Gold-Gedenkbarren Annalena Baerbock – Kanzlerkandidatin Bundestagswahl 2021″.

Die Produktinformationen sind eine Verbeugung vor der goldigen Grünen mit Ausrufezeichen: „Zu Ehren der ersten Kanzlerkandidatin von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN!“

Annalena Baerbock in Gold ist „komplett mehrwertsteuerfrei“ und auch sonst ein Schnäppchen: „Zum günstigen MDM-Vorteilspreis – nur 29,- €!“ MDM schummelt auch nicht und garantiert „reinstes Feingold (999,9/1000)“, wieder mit „!“ und „höchste Prägequalität Spiegelglanz“, ebenfalls mit Ausrufezeichen. Und besonders verführerisch: Annalena Baerbock in Gold ist sofort verfügbar und versandbar.

In der gleichen Serie „Deutschland, Sonderprägungen, Persönlichkeiten“ finden sich auch die Geschwister Scholl, der Scholl-Goldbarren ist gerade im Angebot statt 104,95 Euro für 49,95 Euro.

Armin Laschet, den Kanzlerkandidaten der Union, gibt es hier allerdings nicht zum Schnäppchenpreis, der wiegt weniger als die goldigen Scholl-Geschwister und kostet – übrigens ebenso wie der Goldbarren Olaf Scholz – weiter ganz regulär 29,- Euro. Hier werden keine Unterscheide gemacht zur grünen Goldmarie.

Interessant auch: Es dürfen pro Haushalt nur drei Exemplare Baerbock und Co angefordert werden. Die „Produktdetails“ zum Baerbock-Barren werden weiter so beworben:

„Die glanzvolle Gold-Würdigung der grünen Co-Bundesvorsitzenden – nur 29,– €!“

Baerbock sei, so das Münzunternehmen, die erste Kanzlerkandidatin in der Geschichte von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und Baerbock gelte „parteiübergreifend als Hoffnungsträgerin für einen Politikwechsel: Mit großem Veränderungswillen sowie Enthusiasmus zieht die 40-jährige grüne Co-Parteivorsitzende Annalena Baerbock in den Bundestagswahlkampf 2021.“

Baerbock sei ein „Polit-Shootingstar“ und würde auch deshalb in „Spiegelglanz geprägt“.

„Während das kunstvoll-filigrane Vorderseitenmotiv ein Porträt der gebürtigen Hannoveranerin und Bundestagsabgeordneten für Brandenburg präsentiert, zeigt die Rückseite das geschichtsträchtige Berliner Reichstagsgebäude – den Sitz des Deutschen Bundestages.“

Es gibt ein „Echtheits-Zertifikat und Präsentationsalbum zur Aufbewahrung des Gedenkbarrens“ dazu.

Schauen wir noch kurz wie Laschet und Scholz im Wort angepriesen werden von den Braunschweiger Goldmachern: Laschets Barren sei eine „numismatische Hommage an den gebürtigen Aachener Bergmannssohn und seine beeindruckende politische Vita“.

Und Olaf Scholz bekommt die fettesten Lorbeeren mitgeliefert: „Mit seinem beeindruckenden politischen Werdegang gilt Olaf Scholz zweifelsohne als der erfahrenste Kanzlerkandidat für die Bundestagswahl 2021.“

Fazit: Gold stinkt nicht und bei diesem Braunschweiger Münzer darf man auch sicher sein, kein Katzengold untergejubelt zu bekommen. Selbst dann nicht, wenn Deutschlands erstes Schummellieschen einen so schräg von der polierten Platte herunter anschaut.

PS: MDM teilte weiter stolz mit, es gäbe auch eine Merkel-Raute in Gold. Also eines muss man dem Braunschweiger Unternehmen mindestens bescheinigen: Sie werden dem geflügelten Wort vom „goldigen Humor“ mehr als gerecht.

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Alexander Wallasch ist gebürtiger Braunschweiger und betreibt den Blog alexander-wallasch.de. Er schrieb schon früh und regelmäßig Kolumnen für Szene-Magazine. Wallasch war 14 Jahre als Texter für eine Agentur für Automotive tätig – zuletzt u. a. als Cheftexter für ein Volkswagen-Magazin. Über „Deutscher Sohn“, den Afghanistan-Heimkehrerroman von Alexander Wallasch (mit Ingo Niermann) schrieb die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung: „Das Ergebnis ist eine streng gefügte Prosa, die das kosmopolitische Erbe der Klassik neu durchdenkt. Ein glasklarer Antihysterisierungsroman, unterwegs im deutschen Verdrängten.“ Seit August ist Wallasch Mitglied im „Team Reitschuster“.

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