Ein Gastbeitrag von Iris Zukowski
Der „woke Zeitgeist“, der gegenwärtig in unser Bildungssystem einfließt, propagiert, es sei fortschrittlich und gut für Kinder, sie mit neuen Methoden der Sexualpädagogik zu schulen. Als wissenschaftliche Grundlage des „Sexualerziehungskonzepts“ benennen solche KITA-Lehrbücher meist Sigmund Freuds „Sexualtheorie“, die den Mythos der „kindlichen Sexualität“ begründet hat.
Betrachten wir die biologischen und biochemischen Prozesse der geistigen und körperlichen Reifung in Kinderjahren, spielen Sexualhormone und die Sexualität im Entwicklungsplan kaum eine Rolle. Nur in der Embryonalzeit wird kurzzeitig die Ausschüttung der geschlechtsspezifischen Sexualhormone aktiviert, die das Gehirn durchfluten, um die typisch männlichen oder weiblichen Hirnstrukturen anzulegen.
Das kindliche Gehirn ist biochemisch auf Lernen eingestellt
In den ersten Lebensjahren produziert das Gehirn vor allem Dopamin, einen Neurotransmitter, der neugierig und aufgeschlossen macht – der biochemische Antreiber des Lernens. Auch Acetylcholin wird in hohen Konzentrationen ausgeschüttet, was den Ausbau der neuronalen Netzwerke des Gehirns ermöglicht. Im Vordergrund der kindlichen Reifung steht das körperliche und geistige Wachstum – die Entwicklung der Motorik, der Sprache, die Entfaltung kognitiver Fähigkeiten und sozialer Kompetenzen und die Individuation.
Da das Gehirn neue Eindrücke und Erfahrungen sofort verankert, sind Kinder extrem formbar. Bis zum dritten Lebensjahr baut das Gehirn in einem rasanten Tempo neuronale Verbindungen auf. Mit zwei Jahren verfügt es über die gleiche Menge Synapsen wie ein Erwachsener. Als Dreijähriges hat es sogar doppelt so viele Synapsen. Mit etwa zehn Jahren reduziert sich diese Anzahl wieder. Das Gehirn hat nun das Fundament errichtet, um Eindrücke und Erfahrungen clustern zu können.
Die Sexualität des Menschen wird mit dem Eintritt in die Pubertät aktiviert, wenn das grundlegende kognitive Fundament errichtet ist, um sich selbst und die Umwelt erfassen zu können und soziale Kompetenzen entwickelt sind. Die frühzeitige Konfrontation mit Sexuellem überfordert demgemäß die heranreifenden Hirnstrukturen von Kindern und kann ihren Geist einnehmen, sodass kognitive und soziale Fähigkeiten, die natürlicherweise zur Entwicklung anstehen, in den Hintergrund treten. Schon jetzt leiden viele Kinder unter Entwicklungsdefiziten, überwiegend verursacht durch den frühzeitigen Medienkonsum, aber auch durch maskierte Gesichter, Angst und Isolation während der Pandemie – wie wird sich die staatlich geförderte Sexualisierung auswirken?
Projektion oder Faktum?
Betrachten wir die „kindliche Sexualität“ vor dem Hintergrund des genetisch angelegten Reifeplans des Menschen, entsteht der Eindruck, dass kindliches Verhalten in einer Weise gedeutet wird, die vielmehr eine Projektion der erwachsenen Sexualität zu sein scheint als eine „wissenschaftliche Erkenntnis“. Babys beginnen, mit ihren Füßen oder Zehen zu spielen, sie festzuhalten oder nach der Nase der Eltern zu greifen, um sich und den anderen spürbar erfahren zu können. Kinder erkunden die Umwelt und sich selbst, auch Körperregionen, die für Erwachsene mit sexueller Stimulation gekoppelt sind.
Erleben Kinder sexuelle Übergriffe, verändert sich ihr Bezug zum eigenen Körper und dem anderer, was sich auch in sexualisiertem Verhalten ausdrücken kann. Ein sexuell missbrauchtes Kind ist emotional und kognitiv überfordert und zutiefst verletzt und irritiert, weil es (natürlicherweise) keinen Bezug zur Sexualität hat. Die rudimentär entwickelte Logik des Kindes erklärt sich das Ereignis meist damit, dass etwas nicht mit ihm stimme. Viele kindliche Missbrauchsopfer kommen auch zu dem logischen Schluss, dass es nur seine Gefühle abzutrennen brauche, um keinen Schmerz zu spüren – oder sie versuchen, das Trauma zu verdrängen, indem sie sich beispielsweise einreden, dass es nur ein böser Traum sei. Kinder, die chronischen Missbrauch erleiden, tendieren dazu, die traumatischen Erfahrungen zu kompensieren, indem sie Handlungen nachspielen oder zeichnen.
Ideologisierte Pädagogen, Soziologen oder Psychologen können in solchen Fällen Gefahr laufen, Projektionen der Erwachsenen-Sexualität auf sexuell missbrauchte Kinder zu übertragen und deren sexualisiertes Verhalten fälschlicherweise als „kindliche Sexualität“ deuten. Kinder, die von sexualisierten Kindern, Übergriffe erfahren, erleben es nicht als „sexuelle Spiele“, sondern als Missbrauch und leiden unter ihnen ebenso wie unter denen von Erwachsenen.
Ein Erklärungsversuch
Wäre es möglich, dass die kindliche Sexualisierung von Menschen propagiert wird, die selbst als Kind sexuelle Übergriffe erlitten haben und sich Jahre später einreden, sie hätten damit besser umgehen können, wenn sie darauf vorbereitet worden wären?
Jeder, der Kinder hat, die behütet, geschützt und geliebt aufwachsen, weiß, dass Kleinkinder und Grundschüler in der Regel (natürliche) Scham empfinden, und nicht gern über „Sexuelles“ sprechen und auch den Sexualkundeunterricht eher als lästig empfinden. Das ist die Natur des Kindes, die jedoch verstört werden kann, wenn Kinder mit sexuellen Inhalten oder Handlungen konfrontiert werden. Dies kann auch durch pädagogische Eingriffe geschehen, wie z. B. Doktorspiele, mit denen Kleinkinder den Körper anderer Kinder in der Kita erkunden sollen („Kindliche Sexualentwicklung und wie sie professionell pädagogisch begleitet wird“, Kassandra Ribeiro).
Methoden der (woken) Sexualpädagogik
Das Lehrbuch „Sexualpädagogik der Vielfalt“ – das als Grundlagenwerk bezeichnet wird – stellt „Praxismethoden zu Identitäten, Beziehungen, Körper und Prävention für Schule und Jugendarbeit“ vor und soll der (forcierten) Veränderung unserer Gesellschaft Rechnung tragen: „In den westlichen Industrieländern hat die individuelle Selbstverwirklichung oder die Rechte von Minderheiten einen höheren Stellenwert als die Unterordnung unter die Bedürfnisse der Gemeinschaft oder der Familie …“ (S. 37).
Das Praxisbuch bietet Übungen und Anleitungen für Kinder und Jugendliche ab zehn Jahren. Für Zehnjährige wird beispielsweise die „Gänsehaut“-Übung vorgeschlagen: „Bei dieser Methode sollen unterschiedliche Körperreize und -empfindungen wahrgenommen werden … Die Teilnehmenden bilden Paare. Sie vereinbaren, wer zuerst die Augen schließt und sich entspannt hinsetzt oder -legt. Aus den Materialkisten, die die Leitung bereitgestellt hat, werden einige Dinge herausgesucht, mit denen der/die Partner/-in auf der Haut gestreichelt wird … Grundsätzlich ist es wichtig, vorab im Paar besprechen zu lassen, wo er/sie keinesfalls berührt werden möchte … Die Leitung sorgt dafür, dass die einzelnen Paare ungestört sind“ (Seite 178/179).
Jugendliche ab 15 Jahren sollen sich mit Sexualität und deren Lusterfüllung unter Berücksichtigung vielfältiger Lebens- und Liebesweisen auseinandersetzen. Sie bekommen die Aufgabe, den bereits bestehenden Puff in einer Großstadt zu modernisieren. Dabei sollen sie einen „Puff“ für alle kreieren bzw. ein „Freudenhaus der sexuellen Lebenslust“ konzipieren (S. 75).
Das „Sex-Quiz“ und das „Sex-ABC“ richtet sich an Kinder ab 12 Jahren. Auf den Arbeitsblättern können sie die richtige Antwort zu Fragen wie diesen ankreuzen: „Was ist ein Stricher?“, „Was bedeutet die Abkürzung SM“, „Wenn ein Junge mehrmals Sex mit einem anderen hatte, ist er dann schwul?“, „Was ist ein Pädophiler?“ (Die richtige Antwort lautet: „Ein Mensch, der Kinder sexuell begehrt“.) Auch die Auseinandersetzung mit Pornografie erfolgt und viele Methoden basieren auf einer pornografisierten Vorstellung der menschlichen Sexualität – als Zeugnis des Wandels unserer Lebenswirklichkeit durch den anonymen Sozialisationsagenten via Internet.
Sexualpädagogik oder Indoktrination?
Heranwachsende werden mit diesem Lehrbuch auf die sexuelle Vielfalt einer pornografisierten Gesellschaft geschult. Auf einer tieferen Ebene scheinen die Inhalte auch auf die Umformung des natürlich angelegten, kindlichen Verständnisses des Menschseins und der Natur von Mann und Frau zu zielen. Eingesetzt werden Suggestivfragen wie:
„Warum werden Menschen heterosexuell?“, die Anregung der Fantasie: „Wie sollte ein 23-jähriger Mann aussehen und sein?“ und das Infragestellen des natürlichen Rollenverständnisses. Kritisch betrachtet, könnte mit solchen Bildungsinhalten in sehr jungen Jahren die Abspaltung des Kindes von seiner menschlichen Natur ausgelöst werden. Anstelle der Natur tritt das Ego – der Wille des Menschen – der nun entscheidet, ein Mann, eine Frau, hetero, homosexuell oder trans zu sein. Das Bewusstsein über die Einheit von Körper, Geist und Seele, das tief in unserem Inneren angelegt ist, kann sich unter dem Einfluss der woken Ideologie bei Kindern vermutlich nur schwer entwickeln. Der Körper wird vom Geist abgespalten und unter die Regentschaft des Egos gestellt, was in der Abnabelung vom Seelischen münden kann. Das materialistische Menschenbild glaubt, der Mensch sei eine biologische Maschine, die vom Geist (und nicht von der Seele) angetrieben und bewohnt wird. Aus der Perspektive des ganzheitlichen Menschenbildes drückt sich die Seele über den Körper aus. Wir kommen auf die Welt als Mann oder Frau, damit wir entsprechende Erfahrungen machen können, die für unser seelisches Wachstum anstehen. Demgemäß sollten Kinder, in ihrer Natur gegebenen männlichen oder weiblichen Identitätsbildung unterstützt und gestärkt werden.
Ursprünglich wurde Wissenschaft dafür eingesetzt, Studien zu betreiben, um ermessen zu können, welche Wirkung neuartige Verfahren auf den Menschen haben, bevor sie zur Anwendung kommen. Langzeitstudien könnten Aufschluss geben, wie sich die Schulung auf die „Sexualität der Vielfalt“ auswirkt – und wie sich Kinder entwickeln, deren Unterricht darauf basiert, die (sexuelle) Unschuld der Kindheit zu bewahren – wie im buddhistischen Bhutan, wo den Menschen das Wohl der Familie und der Gemeinschaft am Herzen liegt.
Wer die Lehrpläne und die verwendeten Lehrbücher einsieht, kann seinen Nachwuchs vielleicht vor unangemessener Indoktrination schützen – wie es der jüdische Rapper Hi-Rez in dem Musikvideo 2+2=5 parodiert:
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Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Und ich bin der Ansicht, dass gerade Beiträge von streitbaren Autoren für die Diskussion und die Demokratie besonders wertvoll sind. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Iris Zukowski – Diplom-Psychologin, Hypnotherapeutin und Sachbuchautorin: „Was uns heute unterhält, kann uns morgen töten.“ Ruhland Verlag 2017. Sie war einige Jahre Dozentin für Neuromarketing und ist seit 2018 SOS-Initiatorin zur Aufklärung über die weitreichenden Effekte von frei verfügbarer Pornografie.