Sozialer Tod für „falsche“ Meinung Dieter Nuhr spricht von modernen Pogromen

Ein Gastbeitrag von Sönke Paulsen

Der rosa Elefant im Raum ist eine überbordende Zivilgesellschaft, die nur noch die eigenen Regeln beachtet.

Fast übersehen, aber doch noch entdeckt, habe ich ein Phönix Interview mit dem Kabarettisten Dieter Nuhr, das ziemlich klar zur Sache geht. In einem gemeinsamen Aufruf haben Nuhr und andere Intellektuelle, darunter auch Günther Wallraff, die fehlende Debattenkultur in Deutschland kritisiert. Der Appell hat bereits einen Wikipedia-Eintrag, obwohl er brandneu ist.

Kritisiert werden in dem Appell:

„Von Veranstaltern ausgeladene Kabarettisten., Zensierte Karikaturisten, Pauschal verbotene Demonstrationen, Schriftsteller, deren Bücher aus dem Sortiment genommen werden oder von Bestsellerlisten getilgt werden. Verfolgte und eingesperrte Whistleblower & Enthüller. Opernaufführungen, die abgesagt werden. Seminare oder Vorlesungen, die nicht stattfinden können, weil sie gestört werden. Verlage, die gedrängt werden, bestimmte Bücher nicht herauszubringen.“

Die Probleme, die in dem Appell genannt werden, sind auch Thema des Interviews, das Alfred Schier mit Dieter Nuhr geführt hat. Nuhr spricht von Pogromen, wenn er die Tendenz, mit Shit-Storms Personen des öffentlichen Lebens zu diskreditieren und sozial als unmögliche Personen darzustellen (Beispiel die Absage an die Kabarettistin Lisa Eckhart wegen angeblichen Antisemitismus) beschreibt. Dafür wird er vom Interviewer kritisiert. Man könne doch nicht Pogrome wie im Nationalsozialismus mit Shit-Storms vergleichen. Tatsächlich aber zeigt Nuhr dann ziemlich klar, dass die Mechanismen dieselben sind und immer auf die Personen zielen, nur selten auf das, was die Personen gesagt oder getan haben. Es sei eine Art von humanen Pogromen, die Menschen unmöglich machen sollen und ihre soziale Existenz schädigen vielleicht auch töten, die physische Existenz aber nicht angreifen.

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Der soziale Tod ist übrigens ein Thema mit dem auch die jüngere Generation, recht kühl umgehen kann. Ich habe neulich in der Berliner S-Bahn einigen Studenten zugehört, die sich über einen Kommilitonen äußerten, der im Seminar etwas Missliebiges gesagt hatte. Der eine Student meinte dann: „Der Typ ist jetzt tot!“ Der andere stimmte zu und meinte: „Ja, der hat sozialen Selbstmord gemacht.“

Auch diese jungen Leute haben offenbar ziemlich klar verstanden, dass es nicht mehr um Diskussionen und Meinungstoleranz geht, sondern darum, Abweichler ins soziale Aus zu schicken. Nach einer Allensbach-Umfrage meinen übrigens zwei Drittel der Deutschen, dass man hierzulande aufpassen müsse, was man sagt.

Es wird nicht mehr auf die Argumente gezielt, die man gebracht hat, sondern sofort auf die eigene Person, wobei Stichworte ausreichen, um ein extremistisches Weltbild zu unterstellen und hierzu Aussagen bewusst verkürzt werden.

Opfer dieser Manipulation war auch Nuhr, als er äußerte, dass sich Deutschland in die Hand von Virologen begeben habe. Dabei wurde der zweite Teil des Satzes nicht mehr weiter kolportiert, in dem er sagte, dass das auch gut so sei.(Worüber man auch anderer Meinung sein kann.) Nuhr ist alles andere als ein Corona-Leugner, wurde aber nach seinen kritischen Anmerkungen zu einigen Maßnahmen so dargestellt.

In dem Interview hat man zunehmend den Eindruck, dass beide, Journalist und Kabarettist, sich dem heißen Brei, über den sie reden, immer weiter annähern. Das Wort Zivilgesellschaft fällt aber zu keinem Zeitpunkt. Dennoch ist eine linkspopulistische Zivilgesellschaft mit ihren diversen NGOs, die zur Waffe der linken Leitkultur geworden sind und alles platt machen, was sich ihr entgegenstellt, eindeutig der rosa Elefant im Raum.

Wenn schon an Berliner Kirchen große offizielle Plakate mit der Aufschrift hängen: „Rechtspopulismus schadet der Seele“ (Beispiel Lankwitzer Kirche in Berlin), dann ahnen wir vielleicht, in welcher mittelalterlichen Atmosphäre wir bald aufwachen werden.

Das Interview über Mechanismen einer Zivilgesellschaft, die keine Regeln mehr kennt, außer den eigenen und in dieser aggressiven Ignoranz auch global agiert, ist erhellend, ohne, dass der Begriff Zivilgesellschaft ein einziges Mal fällt.

Das ist gekonnt! 

Empfehlenswert!

(Anzusehen hier).


Sönke Paulsen ist freier Blogger und Publizist. Er schreibt in seiner eigenen Zeitschrift „Heralt“


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Bild: Martin Lehmann/Shutterstock
Text: Gast

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