Das Wegfallen von lästigen Tests für die Teilnahme am öffentlichen Leben war für viele Menschen ein wesentlicher Faktor bei ihrer Entscheidung, sich impfen zu lassen. Sie müssen nun damit rechnen, dass sie diese Entscheidung unter Prämissen getroffen haben, die heute nicht mehr gelten. „3G war zu oft NullG“, mahnte Spahn und sprach sich für deutlich strengere Kontrollen aus. Öffentliche Veranstaltungen sollten, so der Minister, zudem nur unter 2Gplus-Bedingungen möglich sein. Übersetzt in Klartext: Zugang hätten dann nur noch Geimpfte oder Genesene mit zusätzlich negativem Test.
Auf die Frage von Tilo Jung, warum vollständig Geimpfte nach Kontakt mit Infizierten nicht in Quarantäne müssen, antwortete Wieler, das sei eine sehr gute Frage, und man prüfe das. Die Antwort klang so, als müssten sich auch Geimpfte darauf einstellen, dass sie wieder in Hausarrest geschickt werden.
Die Frage, ob auch Lockdowns wieder möglich seien, beantwortete Spahn sinngemäß, er könne sich das lokal vorstellen.
Zuvor hatte Spahn angekündigt, dass die kostenlosen Bürgertests wieder zurückkehren sollen. Eine entsprechende Verordnung werde er noch heute unterzeichnen, so der Minister. Er rechne im Laufe der kommenden Woche wieder mit mehr Schnelltest-Angeboten.
Zur Situation mit den Impfungen sagte Spahn: „Beim Impfen sehen wir wieder mehr Tempo.“ In der aktuellen Woche seien die Auslieferungen von Impfstoffen viermal höher gewesen als in den Wochen zuvor.
Spahn kündigte an, wieder, wie bis ins Frühjahr hinein, wöchentlich auf der Bundespressekonferenz über die Corona-Lage zu berichten. Als Grund dafür nannte er die sich erneut zuspitzende Lage. „Was so hohe Infektionszahlen bei gleichzeitig noch zu geringer Impfquote bedeuten, sehen wir bereits jetzt auf vielen Intensivstationen.“ Einige seien bereits jetzt über dem Limit.
RKI-Chef Lothar Wieler sagte in seinem Eingangs-Statement: „Es ist fünf nach zwölf“. Vier Landkreise hätten bereits eine Inzidenz über 1.000. Eine Entspannung der Lage sei nicht absehbar. Auf den Intensivstationen lägen aktuell mehr als 2.800 Corona-Patienten. „Vor uns liegen schwere Wochen und Monate“, kündigte Wieler an.
Bild: Boris Reitschuster
Text: br
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