Von Kai Rebmann
Es wird wieder ein Stück einsamer um Karl Lauterbach (SPD). Mit Joe Biden hat der Bundesgesundheitsminister unlängst einen wichtigen Verbündeten in der internationalen Corona-Allianz verloren, nachdem der US-Präsident die Pandemie für beendet erklärt hat. Dies ist umso bemerkenswerter, da auch der Demokrat lange als Corona-Hardliner und Verfechter strenger Maßnahmen gegolten hatte. Jetzt haben auch die CDC (Centers for Disease Control and Prevention), so etwas wie das US-Gegenstück des Robert Koch-Instituts (RKI), den von der Regierung gewählten Kurs eingeschlagen und ihre Vorgaben angepasst. Wie mehrere Medien übereinstimmend berichten, darunter die „Los Angeles Times“ und „Breitbart“, haben die CDC die bisherige Empfehlung zum Tragen von Masken in den Einrichtungen des Gesundheitswesens klammheimlich aus ihrem Maßnahmen-Katalog gestrichen. Demnach bleibt es ab sofort den Krankenhäusern, Altenheimen oder Arztpraxen überlassen, ob sie in ihren Häusern das Tragen von Masken vorschreiben wollen oder nicht.
Leider haben die CDC aber „vergessen“, diese nicht ganz unwichtige Novelle ihrer Empfehlungen offen zu kommunizieren. In den Leitlinien des Maßnahmen-Katalogs wird neuerdings jedoch darauf hingewiesen, dass man mit diesem Schritt dem „hohen Niveau, der durch Impfstoffe und Infektionen verursachten Immunität und der Verfügbarkeit wirksamer Behandlungen und Präventionsinstrumente“ Rechnung tragen wolle. Die Behörde setzt ganz offensichtlich wieder auf mehr Eigenverantwortung durch die Bürger. Denn weiter heißt es in den Leitlinien: „Jeder kann sich aufgrund seiner persönlichen Präferenzen und basierend auf dem von ihm wahrgenommenen Infektionsrisiko (z. B. Teilnahme an gut besuchten Veranstaltungen in schlecht belüfteten Innenräumen) auch weiterhin für das Maskentragen entscheiden.“ Oder eben dagegen, diese Entscheidung überlassen die CDC ab sofort wieder dem mündigen Bürger.
Die Bereitschaft zur Maskierung hat auch in den USA in den vergangenen Wochen stetig abgenommen. Zuletzt gaben in einer im Auftrag von „The Economist“ durchgeführten Yougov-Umfrage 45 Prozent der Befragten an, „nie“ eine Maske zu tragen. 27 Prozent sagten, dass sie „manchmal“ eine Maske tragen und nur noch 14 Prozent machen das „immer“. Mit Dr. Anthony Fauci musste inzwischen auch ein prominenter Befürworter der Gesichtswindel einräumen, dass diese „die Ausbreitung des Virus nicht wirksam stoppen“ können. Bei seinem Amtsantritt hatte US-Präsident Joe Biden seinen Mitbürgern noch versprochen, dass diese die Masken nur noch während der ersten 100 Tage würden tragen müssen. Das war zwar glatt gelogen, aber immerhin ist die Einsicht jetzt doch noch eingekehrt – besser spät als nie!
Tägliche Meldung neuer Fallzahlen wird eingestellt
Darüber hinaus haben die CDC angekündigt, auch die tägliche Meldung neuer Fälle und Inzidenzen zu beenden und stattdessen zu einem wöchentlichen Bericht dieser Zahlen überzugehen. Auch wenn diese Meldung auf den ersten Blick eher belanglos erscheinen mag, so hat sie dennoch eine hohe Symbolwirkung. „The Hill“ schreibt dazu: „Diese Umstellung auf Wochenberichte könnte der Art und Weise ähneln, wie die CDC mit der jährlichen Grippesaison umgeht. Die Behörde aktualisiert ihre Influenzadaten in der Regel wöchentlich. Im Gegensatz zum bisher verwendeten COVID-19-Dashboard könnten diese Wochenberichte künftig kombinierte Daten (Influenza und Corona) enthalten.“ Damit wird einmal mehr von einer hochoffiziellen und jeder Schwurbelei absolut unverdächtigen Behörde eingeräumt, dass Corona ganz offensichtlich mit der Grippe zu vergleichen ist.
Ein weiterer Grund für die Umstellung des Meldesystems ist dem Bericht zufolge die Tatsache, dass „die Finanzierung der Pandemie“ im Kongress ins Stocken geraten sei. Die Regierung habe im vergangenen Monat auf Grundlage des Nothilfeausgabengesetzes (Stopgap Spending Bill) eine Aufstockung der Finanzmittel zur Bekämpfung der Ausbreitung sowohl von COVID-19 als auch der Affenpocken beantragt. Kurz vor Ablauf der Frist sei dieser Antrag von der Biden-Administration jedoch wieder zurückgezogen worden, wie „The Hill“ berichtet.
Aber auch die psychologische Wirkung des Verschwindens der täglichen Fallzahlen ist nicht zu vernachlässigen. In Deutschland und vielen weiteren Ländern haben sich die Menschen längst daran gewöhnt, dass ihnen per medialer Dauerbeschallung jeden Tag alle möglichen Inzidenzen um die Ohren gehauen werden. Offensichtliches Ziel: Corona soll bloß nicht aus den Köpfen verschwinden und weiterhin als reale Gefahr wahrgenommen werden. Gustave Le Bon hat diesen Effekt in seinem zeitlosen Werk „Psychologie der Massen“ schon vor mehr als 125 Jahren beschrieben.
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
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