Der „Wokeismus“, wie der Religionsersatz dieser Tage heißt, erreicht immer absurdere Ausmaße. Der neueste Auswuchs: Eine Krebs-Organisation in Großbritannien, die sich um Transgender-Männer kümmert, also Frauen, die sich als Männer fühlen, will jetzt das weibliche Geschlechtsorgan umbenennen. Statt dem Wort Vagina sollte der Ausdruck „vorderes Loch“ oder „Bonus-Loch“ genutzt werden (auf Englisch „bonus hole“ oder „front hole“).
Sie werden nun denken, das kann nur Satire sein. Das dachte ich auch. Ist es aber offenbar nicht. „Jo’s Cervical Cancer Trust“, wie sich die Organisation nennt, glaubt, dass mit der Umbenennung die Krebs-Vorsorge bei Transgender-Männern erleichtert wird, wie die „Bild“ berichtet.
Der Vorschlag löste erwartungsgemäß hitzige Debatten aus. Aktivisten für Frauenrechte empörten sich. Ihrer Ansicht nach werden durch den Vorschlag Frauen „entmenschlicht“. Eine der Aktivistinnen schrieb dem Bericht zufolge: „Eine abscheuliche Sprache wie diese, muss von allen vernünftigen Menschen abgelehnt werden. Tatsache ist, dass Frauen Vaginas haben. Es ist erschreckend, dass irgendjemand denken würde, die Realität sei beleidigend. Wenn Sie denken, dass es beleidigend ist, dann ist das Ihr Problem.“
Die Krebs-Organisation Jo’s wurde laut „Bild“ von dem Londoner Geschäftsmann James Maxwell gegründet. Er will damit das Gedenken an seine Frau Jo wachhalten, die 1999 als 40-Jährige an Gebärmutterhalskrebs gestorben ist.
Ein Sprecher der Organisation sagte: „Frauen sind unser Hauptpublikum bei Jo’s.“ Es gebe allerdings auch „Transmänner und nicht binäre Menschen“, die an Gebärmutterhalskrebs leiden, so der Sprecher dem Bericht zufolge: Um „so viele Gebärmutterhalskrebserkrankungen wie möglich zu reduzieren, sei es wichtig, dass auch Informationen für diese Gruppe und die sie unterstützenden Gesundheitsfachkräfte bereitgestellt werden.“
Frauenrechtlerinnen sehen das ganz anders. Kellie-Jay Keen, Gründerin von Standing For Women, sagt laut „Bild“, die Idee sei abscheulich. „Bonus-Loch“ und „vorderes Loch“ seien absolut frauenfeindlich.
Mein erster Gedanke war, ganz offen gestanden: Es handelt sich hier um Wohlstandsverwahrlosung im Endstadium. Toleranz im Umgang mit Minderheiten ist das eine. Jeder noch so abwegigen Idee oder jedem noch so abwegigen Sonderwunsch hinterherzurennen, das andere.
Letztendlich wird genau diese Überdrehung dazu führen, dass die wirklichen Probleme von Minderheiten nicht mehr ernst genommen werden und Ressentiments gegen sie wieder verstärkt werden.
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