Was eine Studie über gewollte Kinderlosigkeit über den „Zeit“-Geist verrät Mediale Propaganda gegen das Mutterglück

Von Kai Rebmann

Es ist schon wieder passiert: Eine Studie aus dem Jahr 2017 wurde einmal mehr aus der Versenkung gehoben, um Kinder als „Klimakiller Nummer eins“ zu diffamieren. Diesmal von der Kollegin Cora Wucherer in einem sogenannten Essay für die „Zeit“. Demnach sollen heute (bzw. 2017) geborene Kinder im Laufe ihres Lebens für 58,6 Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr verantwortlich sein, in anderen Studien ist sogar von noch deutlich höheren Werten die Rede. Die Autorin versucht damit offenbar, ihr Gewissen reinzuwaschen und ihren laut eigener Aussage selbst gefassten Entschluss der gewollten Kinderlosigkeit zu verteidigen. Und um es klar zu sagen: Natürlich steht es jedem frei, ob er oder sie Kinder bekommen möchte oder nicht!

Was ist das aber für eine arme und kalte Gesellschaft, in der solche per se legitimen Ansichten – die der gewollten Kinderlosigkeit – nicht nur als Normalzustand, sondern eher als „Idealzustand“ propagiert werden, noch dazu mit dem Instrument der offenen Hetze gegen Kinder. Um ihrem offensichtlich überbordenden Feminismus und der vermeintlichen Bedeutung der oben zitierten Studie Nachdruck zu verleihen, schreibt Wucherer: „Da könnt ihr noch so oft das Lastenrad nehmen oder eure Essensreste in selbstgemachte Wachstücher packen, sorry, meine CO2-Bilanz wird immer eine bessere sein als die von euch mit Kindern.“

Herzlichen Glückwunsch dazu! Und rechnen kann die Kollegin anscheinend auch. Da sie in der Schule immer gut aufgepasst hat, weiß sie, dass sie, anstatt Kinder zu kriegen, stattdessen ganz ohne schlechtes Gewissen „gut 18-mal nach New York fliegen“ kann – und sogar wieder zurück. Na, wenn das mal nicht ein adäquater Ersatz für das lebenslange Glück einer Mutter ist!

Mutterschaft auch heute noch eine ‚kulturelle Zwangsjacke‘?

Als nächste Fürsprecherin der gewollt kinderlosen Journalistin wird Dr. phil. Fiona Kalkstein in den Zeugenstand gerufen. Die Psychologin hat ihre Doktorarbeit anscheinend über „Mutterschaftsideologien“ geschrieben – was auch immer das ist – und soll Wucherer offenbar deren Angst nehmen, als Frau ohne Kinder keine „echte Frau“ zu sein. Diese Sorge scheint aber sowieso unbegründet, denn was eine „echte Frau“ ist, wird auf dem Narrenschiff der bundesdeutschen Wokeness ohnehin schon längst nicht mehr am Geschlecht festgemacht, jedenfalls nicht am biologischen. So etwas sollte eine gewissenhafte „Zeit“-Journalistin aber eigentlich wissen.

Aber Dr. Kalkstein kann die Kollegin beruhigen: Mutterschaft werde zwar immer noch „als Kern der Weiblichkeit betrachtet“, aber in den letzten 50, 100 Jahren habe sich da viel geändert, vor allem in Bezug auf die beiden negativ behafteten Stereotype der „selbstbezogenen Karrierefrau“ und der „frustrierten ungewollt Kinderlosen“. Frauen ohne Kinder würden heute vor allem deshalb „noch immer pathologisiert“, weil die „traditionelle Rollenverteilung“ in den Köpfen der Menschen nach wie vor „etwas Stabilisierendes“ habe und die Gesellschaft ohne die Care- und Pflegearbeit der Mütter zusammenbrechen würde.

Nächste Zeugin im Sinne der Verteidigung ist Siri Hustvedt, Autorin eines Essaybands mit dem vielsagenden Titel „Mütter, Väter und Täter“. In einschlägigen Ratgebern werde Müttern oft empfohlen, sich „Zeit für sich selbst zu nehmen“, was für die Schriftstellerin im Umkehrschluss bedeute, „dass man sich den Kindern bereits ergeben hat, dass also deine Zeit nicht mehr deine eigene ist, so dass du hier und da Augenblicke für dich selbst ergattern musst.“

Hustvedt kommt daher zu dem Schluss, dass Mutterschaft auch heute noch eine „kulturelle Zwangsjacke“ sei. Cora Wucherer spinnt den Faden weiter und drückt es weit drastischer aus: „Kinderlose Frauen dagegen müssen sich ihre Zeit nicht aus kleinen, grapschenden Händen bröckchenweise zurückerobern wie ein Stück aufgeweichte Brezel.“ Es läuft einem eiskalt den Rücken hinunter.

Gewollte Kinderlosigkeit als Mittel zum Selbstbetrug?

Expertenmeinungen sind recht und schön, aber bei Weitem nicht so aussagekräftig wie Studien, oder? Dessen ist sich jedenfalls Cora Wucherer sicher, weshalb sie gleich eine ganze Reihe davon in ihren Essay hat einfließen lassen. Die teilweise offenen Widersprüche scheinen der Autorin dabei ebenso wenig aufgefallen zu sein wie die zumindest fragwürdige Aussagekraft in einigen dieser Untersuchungen.

Los geht es mit einer – im Gegensatz zur „Kinder-Klima-Killer-Studie“ – aktuellen Arbeit von Claudia Rahnfeld und Annkatrin Heuschkel. Die beiden Autorinnen haben 1.132 Frauen im Alter zwischen 18 und 45 Jahren, die keine Mütter werden wollen, zu ihrem Lebensumfeld und den Motiven für ihre gewollte Kinderlosigkeit befragt. Es soll sich dabei um eine repräsentative Studie handeln, was grundsätzlich auch nicht in Abrede gestellt werden soll.

Dennoch gilt es dabei zwei Dinge zu beachten: Erstens neigt der Mensch gerade bei der Interpretation von Umfragen oder Statistiken gerne zum Selbstbetrug. Wer will zum Beispiel ausschließen, dass zumindest ein mehr oder weniger großer Teil dieser Frauen nach jahrelanger ungewollter Kinderlosigkeit irgendwann für sich selbst den Entschluss gefällt hat, dass es sich doch um eine gewollte Kinderlosigkeit handele. Das muss natürlich nicht, kann aber durchaus so sein.

Zweitens: „21 Prozent der Frauen sind sogar verheiratet“, schreibt die „Zeit“-Autorin über die Teilnehmerinnen der Studie. Das ist insofern bemerkenswert, als dass sie damit folgenden, eigenen Angaben zufolge oft gehören Satz zu entkräften versucht: „Ach, warte ab, wenn der Richtige kommt, änderst du deine Meinung.“ In der Gesamtbevölkerung sind deutlich mehr als die Hälfte der Frauen verheiratet.

Natürlich gibt es neben der gewollten Kinderlosigkeit auch das gewollte Dasein als Single bzw. Ledige. Dieses Missverhältnis sollte aber dennoch zumindest erwähnt werden, da es der Autorin mit Verweis auf eben diese Studie vor allem darum geht, negativ assoziierte Mythen über kinderlose Frauen – etwa jene der frustrierten Singles oder der karrieregeilen Feministinnen – zu entkräften.

Als häufigste Gründe für die gewollte Kinderlosigkeit wurden demnach die Möglichkeit zur „flexiblen Freizeitgestaltung“ (82 Prozent) und der Wunsch, „keine Verantwortung für eine weitere Person“ übernehmen zu wollen (73 Prozent) geäußert. Egoistisch sei das aber nicht, wie die Kollegin schreibt. Stattdessen fragt sie, ob es nicht vielmehr egoistisch sei, ein „mini-me“ (O-Ton Wucherer) in die Welt zu setzen, „nur damit man selbst nicht allein ist und seine Gene weiterträgt“.

‚Wissenschaftliche‘ Studie mit 23 Frauen

Und Cora Wucherer hat noch eine weitere Studie im Köcher. Die nächste kommt aus Israel, stammt allerdings schon aus dem Jahr 2015. Da sie aber wunderbar ins Narrativ passt, wird die Arbeit der Soziologin Orna Dornath trotzdem aufgeboten. An dieser „wissenschaftlichen“ Studie nahmen sage und schreibe 23 Frauen teil – teilweise geschieden, teilweise in einer wie auch immer gearteten Partnerschaft lebend.

Was die Frauen aber eint: Alle sind Mütter und alle (!) – so zumindest die „wissenschaftliche“ Studie – würden auf Kinder verzichten, wenn sie es denn nochmal entscheiden könnten. Soll anscheinend heißen: Niemand, der noch klar bei Sinnen ist, kann noch ernsthaft Kinder haben wollen. Eine Quote von 100 Prozent kann ja wohl nicht lügen, oder?

Kann sie eben doch, und das weiß auch Cora Wucherer. Denn schon im nächsten Absatz verweist sie die Studie aus Israel, oder zumindest deren Aussagekraft, selbst ins Reich der Fabel. Genauer gesagt geschieht das – nein, nicht mit einer weiteren Studie – durch den Verweis auf eine YouGov-Umfrage. Demnach sagte im Januar 2022 rund jeder fünfte Erwachsene (Frauen und Männer), dass sie rückblickend lieber keine Kinder bekommen hätten. Auffallend ist, dass die Entscheidung für Kinder immer weniger bereut wird, je älter die Befragten sind.

Dieser Wert erscheint schon deutlich glaubhafter, da die Kindeserziehung – und auch das gehört zur Wahrheit dazu – sicher nicht immer ein Zuckerschlecken ist. Insbesondere dann nicht, wenn der Nachwuchs rund um die Uhr zu Hause betreut werden muss, weil er weder in den Kindergarten noch in die Schule noch in den Sportverein, ja noch nicht einmal auf den Spielplatz darf – so wie es im zeitlichen Zusammenhang mit der oben zitierten Umfrage der Fall war.

Ausschreibung zur Fahndung durch die Polizei, Kontenkündigungen, Ausschluss aus der Bundespressekonferenz: Wer in Deutschland kritisch berichtet, sieht sich Psychoterror ausgesetzt. Und braucht für den Spott der rot-grünen Kultur-Krieger nicht zu sorgen. Ich mache trotzdem weiter. Auch, weil ich glaube, dass ich Ihnen das schuldig bin. Entscheidend fürs Weitermachen ist Ihre Unterstützung! Sie ist auch moralisch sehr, sehr wichtig für mich – sie zeigt mir, ich bin nicht allein und gibt mir die Kraft, trotz der ganzen Schikanen weiterzumachen! Ganz, ganz herzlichen Dank im Voraus für Ihre Unterstützung, und sei es nur eine symbolische!
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Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

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