„Wer kritisch ist, wird gemieden, als wäre er ein Aussätziger. Das ist totalitär“ Im Interview mit Fairtalk.tv

In dem Film „Der Winterschläfer“ mit Louis de Funès entdecken französische Wissenschaftler den eingeschlossenen Körper eines Menschen im arktischen Packeis. Es gelingt ihnen, den etwa 25-jährigen Mann wieder zum Leben zu erwecken. Er wird bei seiner Enkelin einquartiert, der Ehefrau des Industriellen, den Louis de Funès spielt. Weil der Aufgetaute glaubt, er befinde sich noch im Jahre 1905, muss für ihn, auch um ihm einen psychischen Zusammenbruch zu ersparen, eine dementsprechende Umgebung geschaffen werden.
Nach 16 Jahren in Russland fühle ich mich nach meiner Rückkehr nach Deutschland ein wenig wie der „Aufgetaute“: Ich bin in ein anderes Land zurückgekehrt, das ich in vielem nicht mehr erkenne. Nur, dass niemand für mich die Umgebung umgebaut hat.
Über diese Rückkehr in ein anderes Land, über meine Arbeit in der Bundespressekonferenz, darüber, was mir in Deutschland heute so große Angst macht, warum ich an das Auswandern denke, und was mein Szenario für die weitere Corona-Politik ist – mitsamt „Wunder-Rettung“ pünktlich zur Bundestagswahl, habe ich in einem Interview mit Jens Lehrich von Fairtalk.tv gesprochen. Mein bitteres Fazit: Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich.

Sehen Sie sich das Interview hier an.

Hier noch mein aktuelles Wochenbriefing – Sie können es hier kostenlos und jederzeit widerrufbar abonnieren:

Was trifft, trifft zu“. Dieser Ausspruch des genialen österreichischen Publizisten Karl Kraus ist für mich einer der klügsten Sätze, die ich kenne. Auf den ich auch immer wieder zurückgreife. Auch heute, als ich erfuhr, dass 58 Kollegen aus der Bundespressekonferenz einen offenen Brief geschrieben haben. Ausgerechnet am „Tag der Pressefreiheit“ regen sie darin faktisch meinen Ausschluss aus dem Verein an. Ohne meinen Namen zu nennen. Das erledigten andere im Internet. Meine erste Assoziation war, an meinen väterlichen Freund Wladimir Wojnowitsch zu denken, den Dissidenten, gegen den in der Sowjetunion eine massive Kampagne geführt wurde. Um ihn aus dem Schriftstellerverband auszuschließen. Doch so sehr sich manche der Vorwürfe und Mechanismen gleichen – jede Gleichsetzung verbietet sich. Details zu dem offenen Brief finden Sie hier.

Merkel gegen Laschet

Was ich mit der Bundespressekonferenz erlebe, ist ein Fanal: Die Nerven liegen blank in Berlin in diesen Tagen. Der Regierung schwimmen die Felle davon – in jeder Hinsicht. Die SPD ist sich bewusst, dass ihr in wenigen Monaten der Gang in die Opposition droht. Und sollte sie es mit grüner Hilfe noch einmal in die Regierung schaffen, wird sie darin noch schwachbrüstiger sein als heute. Die CDU ist im freien Fall. Laschet versucht sich von Merkel abzusetzen. Diese versucht sich an ihm zu rächen, offenbar auch dadurch, dass sie alles tut, um Baerbock ins Kanzleramt zu helfen. Interessant ist, wie die meisten Medien den Riss zwischen der Kanzlerin und dem Kanzlerkandidaten totschweigen. Offenbar, weil er nicht ins Narrativ passt.

Hinter den Kulissen gibt es bereits die wildesten Gerüchte. Etwa, dass Merkel so ähnlich verfahren werde wie bei der Wahl zum EU-Parlament 2019. Damals war der CSU-Politiker Manfred Weber offiziell Spitzenkandidat für das Amt des EU-Kommissionspräsidenten. Den Wahlergebnissen zufolge hätte er dieses Amt dann auch bekommen müssen. Doch die Verantwortlichen kümmerten sich letztlich nicht darum. Nicht zuletzt mit Zustimmung von Angela Merkel wurde das Versprechen an die Wähler gebrochen und Merkels Vertraute Ursula von der Leyen erhielt den begehrten Posten. Ein ähnliches Szenario sei auch mit Laschet möglich; Merkel könnte in die Verlängerung gehen, oder Söder, der ihr zumindest bislang treu ergeben ist, Laschet ersetzen. Wie viel dran ist an solchen Gerüchten, kann ich Ihnen leider nicht sagen. Für sehr wahrscheinlich halte ich ein solches Szenario nicht. Ich würde aber auch nicht meine Hand dafür ins Feuer legen, dass es nicht eintritt. Nachdem Laschet ganz offen gesagt hatte, es werde kein „Weiter so“ geben, sondern einen Bruch nach Merkels Abtritt, dürften die Kanzlerin und ihre Vertrauten massive Angst vor dem nach außen so harmlos wirkenden Landeschef aus Düsseldorf haben. Die große Frage ist: Hat sich Merkel tatsächlich so gewaltig in ihm verschätzt? Eine Antwort habe ich leider nicht für Sie parat.

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

[themoneytizer id=“57085-3″]

Bild: CDU
Text: br

[themoneytizer id=“57085-2″]

[themoneytizer id=“57085-1″]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert