Ärztekammer-Chef Klaus Reinhardt weiß, wie hochexplosiv die Stimmung in Deutschland ist. Und wie schnell man bei Aussagen, die nicht zu den Mantras von Politik und Medien passen, massiv attackiert wird. Im vergangenen Herbst hatte er im ZDF bei „Markus Lanz“ Zweifel am Sinn des großflächigen Einsatzes von Alltagsmasken geäußert. Monate später wurde das die offizielle Politik und es wurde auf medizinische und FFP2-Masken umgestellt – doch damals war der Zorn auf Reinhardt in den Medien gewaltig. Doch der Ärztekammer-Chef kann es nicht lassen – offenbar ist ihm seine medizinische Sorgfaltspflicht wichtiger als ein stromlinienförmiges Anpassen an Politik und Medien. Im Interview mit der „Welt“ zerlegte er jetzt faktisch die Impfpolitik der Bundesregierung für Kinder und Jugendliche. Auch wenn er sich dabei sehr nüchtern und vorsichtig ausdrückte.
Auf die Frage, wie er in seiner Praxis vorgehen werde, antwortete Reinhardt: „Ich werde mich auf jeden Fall an der Stiko orientieren, weil sie mit Wissenschaftlern besetzt ist und sich seit Jahrzehnten sehr valide und verlässlich um das Thema der Impfungen kümmert.“ Die Stiko – so die Abkürzung der Ständigen Impfkommission – hat angedeutet, dass sie keine generelle Empfehlung für Kinderimpfungen aussprechen wird. Auf die Nachfrage, wie er es bewertet, dass sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) von der absehbaren Empfehlung der Stiko distanziert, antwortete Reinhardt: „Ich finde es problematisch, wenn wir solche Einrichtungen haben, bei denen unabhängige Expertise bewusst gefragt ist, und die Politik sich darüber hinwegsetzt. Herr Spahn ist Minister und nicht Mediziner. Es handelt sich bei der Entscheidung über die Impfung von Kindern um eine Abwägung von Risiko und Nutzen. Daten aus Langzeitbeobachtungen der Impfungen liegen uns naturgemäß noch nicht vor.“
Der Ärztekammer-Chef teilte noch weiter aus: „Gleichwohl spricht vieles dafür, dass das Risiko von Kindern und Jugendlichen, an Corona schwer zu erkranken, sehr gering ist. Insofern sind aus meiner Sicht flächendeckende Impfungen von Kindern und Jugendlichen zum jetzigen Zeitpunkt nicht gerechtfertigt. Anders ist das zum Beispiel bei Masern, wo der Anteil derjenigen, die schwere Folgeschäden haben können, relativ groß ist. Wegen der aktuell noch unzureichenden Datenlage würde ich Eltern jetzt nicht raten, ihre Kinder regelhaft impfen zu lassen.“
Erfreulicher Klartext. Der drastisch vor Augen führt, wie die Bundesregierung ihre Pflichten verletzt: Da sie keinen eigenen Sachverstand in Sachen Medizin und Impfen besitzt – umso mehr der gelernte Bankkaufmann Spahn – wäre es ihre Pflicht, sich auf die Experten zu verlassen. Führend ist dabei in Sachen Impfungen die Stiko. Deren Rat zu ignorieren, ist an Dreistigkeit kaum zu überbieten. Umso mehr, als selbst ein regierungsnaher Virologe wie Alexander Kekulé es nicht für notwendig hält, Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren zu impfen. Im Podcast „Corona-Kompass“ von MDR AKTUELL sagte er, für die aktuelle Situation gäbe es keine Erfahrungswerte. Noch nie sei eine Pandemie durch eine Impfung beendet worden. Ein Impfstoff, der auf einem neuen Wirkprinzip beruhe, wurde noch nie global in allen Altersgruppen eingesetzt. Kekulé: „Das ist ein Weltexperiment, ein historisches Experiment seit Entstehung des Homo Sapiens.“
Mehr ist dazu eigentlich nicht zu sagen.
Text: br
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