Kultische Menschenopfer als Mittel gegen die Pandemie Der Lockdown – ganz anders betrachtet

Ein Gastbeitrag von Sönke Paulsen.

Ich komme aus einer Region in Norddeutschland, in der Funde von Menschenopfern in Mooren und Gräbern nicht selten sind. Die Wikinger haben es getan, die Slawen, die Germanen und am Ende gab es auch Hexenverbrennungen zur Eindämmung der Pest, in etwa zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges.

Unsere Kirche wurde vor 800 Jahren auf einem alten slawischen Kultplatz errichtet, wo auch regelmäßig geopfert wurde. Man sagt, dass dort auf dem Friedhof noch alte slawische und germanische Götter und Geister wohnen, man weiß also nie, mit wem man es dort zu tun bekommt. 

In der Kirche selbst weiß man es aber schon. Denn dort prangt in drei Metern Höhe des Altarraumes ein riesiges, vergoldetes Kruzifix mit Jesus daran, aus dessen vielen Wunden das Blut, symbolisiert durch rote Drähte, in den Raum spritzt, welches von den Engeln in zahllosen goldenen Kelchen aufgefangen wird. Was für ein Anblick frühen christlichen Opferkultes!

Ich kann also behaupten, dass ich aus meiner Heimat gewisse Kenntnisse bezüglich des Opferns von Menschen mitbringe. Meist wurden diese kultischen Handlungen in katastrophalen Lagen, auch und besonders während der Epidemien, durchgeführt. Unser Heiland ist fast schon eine Ausnahme, weil er sich ganz ohne das Vorliegen einer Epidemie, nur für seinen Glauben, ans Kreuz nageln ließ.

Ohne Vorliegen von Evidenz

Der Heiland soll irgendwann wiederkommen, aber wir können jetzt nicht auf ihn warten!

Man muss davon ausgehen, dass die damaligen Norddeutschen ihre Menschenopfer keinesfalls ohne das Vorliegen von Evidenzen erbracht hätten. Das wäre selbstschädigend gewesen. Es gab immer Zeichen, die gedeutet werden konnten und den Zorn der Götter nachwiesen, der zu besänftigen war.

Die nachträgliche Evaluation gab dem Opferkult so gut wie immer recht. Denn wenn man nur genug Menschen geopfert hatte, verschwand die Seuche irgendwann und ließ unsere Vorfahren eine Weile in Ruhe.

Da Pest, Pocken und Cholera oft viele Menschen um ihr Leben brachten und ganze Dörfer auslöschten, war eine begrenzte Anzahl von bewussten Opfern durchaus rational, wenn dadurch viele andere überleben konnten.

Es gibt keinen Grund das zu verurteilen. Schließlich wurden ethische Abwägungen getroffen und die Erfolge gaben der Methode durchaus des Öfteren recht. Dem einen oder anderen mag vielleicht sogar bis ins neunzehnte Jahrhundert die Möglichkeit, ein Menschenopfer darzubringen, eingeleuchtet haben.

Viren und Bakterien statt Göttern

Dann allerdings kamen die Infektiologie und das öffentliche Gesundheitswesen, maßgeblich mitbestimmt durch Rudolf Virchow und Louis Pasteur.

Nicht die Götter wurden besänftigt, sondern Bakterien und Viren wurden als Ursache des Übels bekämpft. Mit einigem Erfolg.

Was aber, wenn der Erfolg ausbleibt? Evidenzen können trügen und Methoden versagen. Menschen, die vom Glauben abfallen, lassen sich schlecht steuern. Sie werden unruhig und sogar bösartig, suchen nervös nach Schuldigen, die man für die Misere verantwortlich machen kann. Die Stammesanführer geraten dann nicht selten ins Visier der aufgebrachten Öffentlichkeit. Sie können sich schlicht nur retten, indem sie Schuldige vorweisen.

Eine solche Dynamik aus grauer Vorzeit gibt es nach wie vor. Pietistisch-christliche Grundeinstellungen (besonders verbreitet unter Pfarrerstöchtern) dürften hierzu beitragen. 

reitschuster.live

Meist sind es jene Menschen, die Lust und Freude am Leben verbreiten, welche dann verantwortlich gemacht werden: Prostituierte, Gastronomen und Kulturschaffende sowie Partygänger, die darüber hinaus den Vorteil haben, für das Überleben des Stammes, des Dorfes oder der Gemeinde nicht wirklich notwendig zu erscheinen. Die kann man opfern!

Hexenverbrennungen, wohlgemerkt, gab es vor allem in christlichen Zeiten, um Gottes Zorn von uns zu lenken. Auch damals schon gab es Gerichte und ein Beweiswesen, das zur Anwendung kam, auch wenn der moderne Rechtsstaat noch nicht funktionierte.

Heute aber funktioniert der moderne Rechtsstaat als Gegenspieler archaischer Bedürfnisse, eine Gemeinschaft durch Menschenopfer zu „reinigen“.

Gastronomen, Hoteliers, Prostituierte und Kulturschaffende sind die modernen Opfer eines archaischen Opferkultes, die sich nun wenigstens an objektive Gerichte wenden können.

Der Zorn Gottes?

Diese werden sich mit den scheinbaren Evidenzen auseinandersetzen, die diesen Opferkult in der Pandemie stützen sollen. Derzeit sieht es aber nicht so aus, als wären genug Gastronomen geopfert worden.

Die Infektionszahlen bessern sich nicht!

Übrigens: In unseren Nachbarländern versagen derzeit viel radikalere Maßnahmen gegen die Pandemie. Also doch der Zorn Gottes? Ist unser Opferkult letztlich doch wirksamer?


Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
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Sönke Paulsen ist freier Blogger und Publizist. Er schreibt in seiner eigenen Zeitschrift „Heralt“


Bild: Petronilo G. Dangoy Jr./ Shutterstock
Text: Gast

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