Regierung klagt: „Regeln wurden nicht ausreichend kontrolliert“ "Wer nicht geimpft ist, steckt sich mit ziemlicher Sicherheit in diesem Winter an"

„Die Infektionszahlen sind so hoch wie noch nie; auch im Vergleich zum Vorjahr sind sie zu diesem Zeitpunkt sehr viel höher. Verständnisfrage: Wie erklären Sie sich das? Damals hatte man noch keine Impfung. Sie sagen: Die Impfung wirkt auch bei der Deltavariante. Warum sind die Zahlen jetzt so viel höher?“ 

Diese Frage stellte ich am Mittwoch auf der Bundespressekonferenz Merkels Sprecher Steffen Seibert und dem Sprecher von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU), Hanno Kautz. 

Die Antwort von Seibert: „Das hat ganz entscheidend mit zwei Faktoren zu tun: Mit der Impfquote – dazu sage ich gleich etwas – und mit dem besonderen Ansteckungspotenzial der Deltavariante, die etwas anderes ist als das, was wir im vergangenen Winter gesehen haben.

Das RKI hat bereits im Sommer klar und öffentlich gemacht, dass es immer Modellierungen gab, die gesagt haben: Bei einer Impfquote von 70 bis 75 Prozent wird die Inzidenz sich im Winter wahrscheinlich so entwickeln, bei einer Quote von 80 bis 85 Prozent, die wir leider nicht haben, wird sie entsprechend niedriger sein. Wir haben nun einmal die Impfquote, die wir haben. Damit sollten wir uns nie zufriedengeben, sondern sollten immer durch Aufklärung und Information weiter dafür werben, dass sie gesteigert wird. Sie ist aber nicht zufriedenstellend und sie reicht nicht, um der Wucht, mit der das Virus sich jetzt im Herbst und Winter, also in der Phase, in der wir alle wieder in geschlossenen Räumen sind, verbreitet, genügend entgegenzusetzen.

Hätten wir 10 oder 15 Prozent mehr Geimpfte, dann hätten wir eine deutlich niedrigere Inzidenz; das sehen wir in Ländern wie Spanien, Portugal und Italien. Ich glaube, Spanien hat eine Inzidenz von 40 und eine Impfquote, die um zehn, 15, vielleicht sogar 20 Prozentpunkte höher ist als unsere. Das ist der Zusammenhang.“

Kautz: „Ich kann das im Grunde nur bestätigen oder kurz zusammenfassen. Der Unterschied ist erstens die Virusvariante; die gab es nämlich im vergangenen Winter nicht und die ist deutlich ansteckender. Zweitens müssen Sie – das hatten wir am Montag schon kurz besprochen – auch die Maßnahmen vergleichen. Die Maßnahmen sind deutlich lockerer, deutlich zurückhaltender als im vergangenen Jahr. Deswegen hat der Minister immer gesagt: Wer nicht geimpft ist, steckt sich mit ziemlicher Sicherheit in diesem Winter an.“

Ich fragte nach: „Viele Bürger sehen hier trotzdem diesen Widerspruch – damals Impfquote null, heute eine hohe. Sie haben jetzt Faktoren genannt, die durchaus einleuchten. Sehen Sie da aber auch eigene Fehler, die hier beitragen könnten, zum Beispiel, dass Geimpfte nicht mehr so oft getestet werden und das Virus ja doch zu einem gewissen Grade weiterreichen können? Sind Sie da also auch selbstkritisch? Haben Sie irgendetwas falsch gemacht, was zu dieser Entwicklung beigetragen hat?“

Kautz: „Die Ministerpräsidentenkonferenz hat sich, wie Sie wissen, auf ein Konzept verständigt, wie man sicher durch Herbst und Winter kommt, nämlich zum einen mit einer hohen Impfquote und zum anderen durch 3G-Regeln und die AHA+L-Regeln. Aber das Einhalten dieser Regeln wurde zum Beispiel nicht ausreichend kontrolliert; darauf hat der Minister mehrfach hingewiesen.“

Hier finden Sie mein Video über die heutige Bundespressekonferenz; das Video mit der Aufzeichnung der gesamten Veranstaltung finden Sie hier.

 


 

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Bild: Shutterstock
Text: br

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