Für mich ist es der Schlüsselmoment in dem ganzen Bundespressekonferenz-Video von Oval-Media, der das ganze Dilemma der Corona-Zeit auf den Punkt bringt:
Nach der Pressekonferenz, hinter den Kulissen, schimpft Wieler empört, nervös über kritische Fragen: „Warum führen Sie immer Debatten, die die Menschen verwirren? Wir wollen doch Leben retten. Warum kommt immer wieder…“ (weiter sind seine Worte nicht verständlich, doch gemeint ist wohl Kritik).
Ich möchte Herrn Wieler gerne antworten. Da er zu einem direkten Dialog nicht bereit ist, hier auf meiner Seite.
Wir führen Debatten, weil wir immer noch in einer Demokratie leben. Zumindest erhebt die Regierung diesen Anspruch, und dann muss sie sich daran messen lassen. Und auch ein Leiter einer obersten Bundesbehörde.
Was Sie da sagen, Herr Wieler, ist ein Totschlag-Argument, das jede Diskussion, jeden freiheitlichen Pluralismus erstickt.
Ich gehe noch einen Schritt weiter: Ihre Argumentation ist schlicht totalitär.
Sie unterstellen mit Ihrer Aussage, dass andere keine Leben retten wollen.
Sie erheben sich zum obersten Richter, der weiß, was die Wahrheit ist und WIE man Leben retten kann.
Sie delegitimieren damit das, was der Sauerstoff einer freien Gesellschaft ist: Widerspruch, Diskussion.
Sie haben ja schon früher gesagt, die Corona-Maßnahmen dürften nicht hinterfragt werden.
Sie offenbaren damit eine zutiefst undemokratische Gesinnung. Ich würde sogar sagen: Eine totalitäre.
In einer Demokratie muss alles hinterfragt werden. Das ist die größte Errungenschaft der Aufklärung. Sie fordern, hinter diese zurückzufallen.
Mir macht diese Szene große Angst. Mir macht Ihre Einstellung große Angst.
Viel mehr Angst als das Corona-Virus.
Besonders dramatisch finde ich, dass sie ausgerechnet beim Chef des Robert Koch-Instituts zum Vorschein kommt – einer Institution mit einer sehr, sehr finsteren Geschichte.
Sehen Sie sich die Szene hier selbst an.
Bild: OvalMediaText: br