GEZ-Journalist erlebt das, was es laut GEZ-Journalismus gar nicht gibt Bizarres Ereignis in Berlin

Das kann man sich nicht ausdenken: Tagein, tagaus hören wir aus den großen Medien, insbesondere den öffentlich-rechtlichen, was für böse Menschen auf den Corona-Demonstrationen sind; wie sie Polizisten attackieren, wie korrekt die Ordnungshüter vorgehen, und welch böse Propaganda es sei, über Übergriffe und Aggressivität der Beamten zu berichten. Und dann das! Ein Journalist des öffentlich-rechtlichen Senders RBB gerät in Berlin am Rande einer Demo in eine Polizeikontrolle – und erlebt genau das, was die Gebührensender fast rund um die Uhr abstreiten. Lesen Sie hier ein Wortprotokoll der Sendung, in der er über sein Erlebnis berichtet. Leider wird es nur ein winziger Bruchteil derjenigen, die täglich die Propaganda verfolgen, gehört haben. 

MODERATORIN: Ja, wir hörten es gerade. Gestern Abend wurde in ganz Deutschland protestiert. Es gab zahlreiche Corona-Maßnahmen-Proteste, und darauf hatte sich auch die Polizei eingerichtet. Präsent war die Polizei auch in Prenzlauer Berg, rund um die Gethsemanekirche, und genau dort kam auch mein Kollege, der Redakteur Holger Zimmer, zufällig des Abends vorbei und erlebte Unschönes. Holger, was genau ist passiert?

HOLGER ZIMMER: Ja, ich war auf dem Weg zu einer Freundin und kam zufällig an der Gethsemanekirche vorbei. Da war ein ziemlich großes Polizeiaufgebot, schon in den ganzen Seitenstraßen. Ich hab mein Fahrrad geschoben und stand dann da, wo die Kerzen brennen, vor der Gethsemanekirche. Dort ist ja immer so eine Mahnwache. Das ist also meine Kirche, meine Kirchengemeinde. Meine Tochter ist da getauft worden und ich wollte einfach wissen, was ist denn da los. Die Mahnwachen für Peter Steudtner waren ja auch da. Peter Steudtner und Kerzen …

MODERATORIN: … der in der Türkei in Haft war …

HOLGER ZIMMER: Genau, genau. Und da standen halt ganz viele Polizisten davor, vielleicht sechs/sieben, eigentlich keine Leute mehr, zwei oder drei. Und ich bin dann auf ihn zu mit einer Freundin zusammen, die dabei war. Wir wollten wissen, worum es geht. Und es hieß: Ja, es gab eine unangemeldete Demonstration und die wurde aufgelöst und Platzverweise und so. Und dann ganz schnell hieß es: „Ja, Sie müssen Masken aufziehen, Sie müssen hier verschwinden.“ Und wir fragten dann nur: „Ja, warum eigentlich? Wir stehen hier draußen. Warum müssen wir jetzt hier weg? Warum müssen wir Masken aufziehen?“ Ich hab meine dann aufgezogen und wollte einfach nur wissen, was jetzt hier passiert. Wir waren einfach im freundlichen Gespräch mit dem Polizisten und wirklich aus der Kalten raus wurde meine Freundin dann, „Kommen Sie mit, kommen Sie mit“, wurde abgeführt, wurden die Arme auf den Rücken gedreht und als ich fragte: „Was ist hier los? Warum nehmen Sie sie mit jetzt? Was ist denn hier los? Was ist passiert?“, da wurde ich auch ganz gewalttätig mit meinem Körper, meinem Kopf, meinem Gesicht von mehreren Polizisten auf den Boden gedrückt. Die Hände auf den Rücken, Handschellen dann angelegt und dann wurde ich zu einem Polizeitransporter geführt und musste erstmal dort warten. So, und dann ging das erstmal weiter. Irgendwann haben sie mir die Handschellen abgenommen. Und ich frage, was los sei. Ja, keiner wusste was. Nee, meine Freundin, das können wir nicht wissen, wir waren nicht dabei. Und irgendwann später dann Personalienaufnahme und sowas, Personalausweis-Abgleich, Durchsuchung, hieß es dann, ja, mir wird jetzt vorgeworfen, ich hätte Widerstand gegen die Staatsgewalt geleistet. Und meine Freundin wurde auch festgehalten, eine halbe Stunde. Die hatte noch länger Handschellen, also man sieht es jetzt noch hier, rote Stellen. Und sie wurde auch getreten sozusagen, hat also Schmerzen am Bein. Und das ist so eine komische Sache, muss ich sagen. Also wir sind wirklich im freundlichen Gespräch auf die Polizisten zugegangen …

MODERATORIN: … als interessierter Bürger sozusagen …

HOLGER ZIMMER: Ganz genau. Und es gab also kein Verhör, keine Aufnahme, es wollte nicht gefragt werden, was ist Ihre Sicht, was ist hier passiert. Ich wurde einfach nur praktisch da erstmal stehengelassen. Ich durfte auch nicht mit dem Vorgesetzten sprechen, durfte nicht telefonieren und es ist ein ziemlicher Fall von willkürlicher Polizeigewalt und das hat mein Vertrauen in die Polizei und das, was hier gerade passiert, doch ziemlich erschüttert. Wenn also Bürger, die friedlich Fragen stellen, so behandelt werden – da bleiben doch einige Fragen offen.

MODERATORIN: Ein unschönes Ereignis also gestern Abend. Ich danke dir für diesen Erfahrungsbericht hier auf RBB Kultur, bei dem ja viele Fragen offenbleiben, die sich hoffentlich klären, aber unschön bleibt es allemal, diese Form von Polizeigewalt so zu erleben. Die Stimmung, die scheint aufgeheizt, auch auf Seiten der Sicherheitskräfte, so hat es jedenfalls mein Kollege Holger Zimmer gestern Abend in Berlin, Prenzlauer Berg erlebt. Danke für den Bericht.

PS: Hier die Einordnung des RBB – in der beklagt wird, das Video der Festnahme würde „gegen den Willen“ des Journalisten und „aus dem Kontext gerissen“ verbreitet. Das Narrativ: „Unser Kollege Holger Zimmer hatte das Pech, dazwischen zu geraten.“ Also nicht das Pech, Beamten-Willkür erlebt zu haben…

Leserkommentar: „Der hat ja Glück, dass sein Arbeitgeber, der RBB ihm glaubt, dass er zufällig an dem Ort war… andere Arbeitgeber würden ihm jetzt noch die Kündigung geben.

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Bild: Screenshot Youtube
Text: br

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