Uniklinik Köln schickt Masken-Polizei auf Streife Realität schlägt jede Ironie

Von Kai Rebmann

Erst vor wenigen Tagen erschien auf dieser Seite ein Artikel darüber, dass die Betreiber von Altenheimen in ganz Deutschland gegen das Infektionsschutzgesetz auf die Barrikaden gehen. Vor allem die Maskenpflicht in den Gemeinschaftsräumen dieser Einrichtungen stieß dabei auf deutliche Kritik. Nachdem aus den Äußerungen der Experten hervorgegangen war, dass die Pflegeeinrichtungen weder das Personal noch den Willen haben, diese Maskenpflicht zu kontrollieren, stellten wir sichtlich erkennbar mit ironischem Unterton die Frage: „Schicken Lauterbach und Buschmann ab Oktober also die Masken-Polizei in den Altenheimen auf Streife? Zuzutrauen wäre es ihnen wohl allemal.“

Jetzt hat sich einmal mehr gezeigt, dass die Realität im „besten Deutschland aller Zeiten“ jede Satire schlägt. Was von uns nur scherzhaft angedeutet wurde, wird in der Praxis offenbar längst umgesetzt. Ähnlich wie in Altenheimen gilt unter anderem auch in Krankenhäusern demnächst eine FFP2-Maskenpflicht, aber eben erst ab dem 1. Oktober. Dennoch erreichte unsere Redaktion, wohl als Reaktion auf den eingangs erwähnten Artikel, die Zuschrift eines Lesers, in der dieser anmerkt: „Die Uniklinik in Köln hat jetzt eine eigene ‚Sharia Polizei‘.“ Als Anhang gab es einige Bilder, die Lauterbachs Hilfssheriffs bei der Arbeit zeigen. Ist es nur Zufall, dass der Bundesgesundheitsminister aus dem unweit entfernt gelegenen Düren stammt und seine politische Heimat im Wahlkreis Köln IV – Leverkusen hat?

Masken-Polizei gibt Tipps und verteilt FFP2-Masken

Der Leser beschreibt die im vorauseilenden Gehorsam handelnden Kontrolleure als „widerliche Gesellen, die den Kopf in jedes Büro und jedes Krankenzimmer stecken“. Mitarbeiter, Patienten und Besucher sollen offenbar auf sehr indiskrete Weise auf die vermeintliche Notwendigkeit von FFP2-Masken hingewiesen werden. Für Bußgelder fehlt bis Oktober noch die rechtliche Grundlage, dafür werden von den selbsternannten Ordnungshütern aber FFP2-Masken an all jene verteilt, die sich in der Uniklinik „oben ohne“ blicken lassen. Unser Leser fühlt sich an längst überwunden geglaubte Zeiten zurückerinnert, die hierzulande aber in immer mehr Bereichen wieder Einzug ins alltägliche Leben halten. „Stasi mit Erziehungsauftrag“, lautet sein nüchternes Fazit.

Vergleiche dieser Art kommen nicht von ungefähr. Die Corona-Politik der vergangenen Jahre hat zu vielen Menschen zu viel Macht über ihre Nächsten gegeben. Jüngstes Beispiel dafür war der Rausschmiss des Star-Pianisten Justus Frantz aus einem ICE als dieser auf dem Weg zu einem Benefiz-Konzert für „Kinder in Not“ war. Ein übereifriger Schaffner mit lange unterdrückten Allmachtsfantasien sah die Gunst der Stunde gekommen, um auf Kosten des prominenten Passagiers – und leider auch auf Kosten notleidender Kinder – seine 15 Minuten Ruhm abzugreifen. Dass Frantz seine Maske nur während des Essens abgenommen hatte, spielte da keine Rolle mehr. Über ähnliche Vorfälle musste auf dieser Seite in den vergangenen Monaten und Jahren leider mehr als einmal berichtet werden.

Gesundheitsschädliche Wirkungen der FFP2-Masken werden weiter ignoriert

Dabei gibt es gute Gründe, nicht nur während des Essens, sondern ganz grundsätzlich auf die FFP2-Maske zu verzichten. Auch auf die Gefahr hin, dass wir uns wiederholen, kann nicht oft genug auf die Gefahren hingewiesen werden, die von diesem ursprünglich aus der Welt des Arbeitsschutzes stammenden Utensil ausgeht. Von Tragezeiten über 75 Minuten wird von den Herstellern ausdrücklich abgeraten. Für Personen, die regelmäßig eine FFP2-Maske tragen wollen oder müssen, wird eine arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchung zur Überprüfung der individuellen Unbedenklichkeit empfohlen. Das Robert-Koch-Institut weist auf ein erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen wie Gesichtsdermatitis und Atemnot hin. Und so weiter und so fort.

Sind dem Vorstand der Uniklinik Köln um Prof. Dr. Edgar Schömig diese Fakten, die inzwischen selbst vielen Laien geläufig sind, etwa nicht bekannt? Oder werden sie schlicht ignoriert, damit man mit vermeintlich gutem Beispiel vorangehen und ein paar Pluspunkte beim Bundesgesundheitsminister sammeln kann? Bei aller berechtigten und auch notwendigen Kritik an Bildern wie jenen aus der Uniklinik Köln, dem Bord-Bistro eines ICE oder vom Oktoberfest in München darf eines jedoch nicht vergessen werden: Solche Verhaltensweisen funktionieren nur so lange, wie es sich eine Mehrheit der Bürger gefallen und mit sich machen lässt. Und so ist es wenig überraschend, dass sowohl die Proteste im vergangenen Winter als auch die aktuellen Demonstrationen gerade in den neuen Bundesländern besonders starken Zulauf finden – ein großer Teil der dort lebenden Menschen hat solche Zeiten eines willkürlichen und übergriffigen Staates schon erlebt und möchte sie nicht noch einmal durchmachen müssen.

DAVID
Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

Bild: privat

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