Kommt da gerade etwas ins Bröckeln? Bisher war Kritik an den mRNA-Impfstoffen in etwa das, was im Mittelalter als Ketzerei galt: Wer sich erdreistete, auch nur geringe Zweifel laut zu äußern, wurde ausgegrenzt, diffamiert und in den sozialen Netzwerken zensiert und gesperrt. So ging es mir vor ein paar Tagen wieder einmal – als mich die Zensoren von Bertelsmann (schon unter Hitler stramm auf Linie und übereifrig im Zensieren) bei Facebook sperrten für einen Hinweis auf eine wissenschaftliche Studie, die Spike-Proteine nach mRNA-Impfungen in der Muttermilch ausmachte.
Und jetzt das: Die „Welt“ geht das „Allerheiligste“ an. Hinter einer Bezahlschranke schreibt das Blatt: „mRNA-Impfstoffe: ‘Dass die Hersteller die Daten nicht herausrücken, ist nicht zu rechtfertigen.‘“ Und weiter: „In Wissenschaftskreisen kommen Zweifel auf, ob die Angaben der Hersteller zum mRNA-Impfstoff stimmen. Biontech/Pfizer und Moderna verweigern sich bislang einer unabhängigen Überprüfung der Daten. Auch ein Stiko-Mitglied übt nun Kritik.“
Zeilen, die noch vor kurzem unvorstellbar waren. Hinter einer Bezahlschranke zwar – aber immerhin. Was für bezahlende Kunden zu lesen ist in dem Text, bringt sie sicher ins Staunen: „Virologen, Epidemiologen, Pharmakologen – sie mögen sich untereinander nicht immer grün gewesen sein in der Pandemie. In einem Punkt gibt es nun aber eine große Einigkeit: Es ist die Forderung nach einer unabhängigen Überprüfung der Studien, die zur Zulassung der mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna führten. Die Studien sind zwar veröffentlicht. Jedoch fehlen die Primärdaten, wissenschaftlich gesehen die entscheidenden Unterlagen. Auf ihnen gründen alle Impfstoff-Bewertungen der Zulassungsstudien. Die Dokumente halten die Hersteller unter Verschluss, Anfragen auf Einsicht lehnen sie ab. Die einzig vorliegende Interpretation der Primärdaten stammt von den Herstellern selbst.“
Das sitzt!
Ich kann mir gut vorstellen, dass man für solche Aussagen von den „Bertelsmann-Zensoren“ bei Facebook noch heute gesperrt wird (ebenso wie für die Aussage von Joe Biden, dass die Pandemie vorüber ist – der Kollege Rosenbusch wurde dafür mit einem dreißigätigen Maulkorb belegt).
Doch die Ketzerei in der „Welt“ geht noch weiter. Das Blatt verweist darauf, dass der US-Pharmazieprofessor und Senior Editor des „British Medical Journal“, Peter Doshi, kürzlich auf Grundlage der veröffentlichten, bearbeiteten Studiendaten von Biontech & Co. den Versuch einer Analyse unternommen hat. „Dabei stießen er und sein Expertenteam auf deutlich mehr schwere Impfnebenwirkungen als in den offiziellen Publikationen.“ (siehe auch dieser Beitrag hier auf meiner Seite).
Doshi erklärte im Interview mit der „Welt“, dass „die Daten-Nachprüfungen bei den geimpften Versuchsteilnehmern sehr viel mehr schwere Gesundheitsschäden ergeben als in der Studie festgestellt“. Beim mRNA-Impfstoff von Pfizer bzw. Biontech ist der Wert demnach um 36 Prozent höher als die Angaben, bei Moderna um sechs Prozent in den mittleren Altersgruppen, also ohne Kinder und Senioren. Umgerechnet auf 10.000 Geimpfte bedeutet das bei Biontech 18 und bei Moderna sieben Fälle, in denen es zu schweren Komplikationen kam bis hin zu Herzschädigungen, Thrombosen und andere Störungen der Blutgerinnung.
Das klingt mehr als beunruhigend. Doch man muss der Fairness wegen auch darauf hinweisen, dass Doshi im Interview die Aussagekraft seiner Analyse einschränkt. Er sagt, für ein wissenschaftlich fundiertes Bild seien „die detaillierten Daten der Versuchspersonen Voraussetzung.“ Und genau die fehlen aber, wie auch die „Welt“ beklagt.
Eigentlich ist als oberste Bundesbehörde das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) verantwortlich dafür, Impfnebenwirkungen zu erfassen. Das tut es zwar auch nach eigener Auskunft, anhand von Ärzte-Meldungen und anekdotischen Berichten. „Herzleiden, Autoimmunerkrankungen oder diffuse Beschwerden nach einer Impfung“ würden so erfasst, wie die „Welt“ schreibt: „Zugleich stellt das PEI selbst klar, dass man für bessere Analysen Patientendaten bräuchte, vorzugsweise von Krankenkassen. Auch geben viele Hausärzte auf Anfrage offen zu, sie würden mögliche Nebenwirkungen der Corona-Impfung oft nicht melden, weil dies pro Patienten 20 bis 30 Minuten Zeit in Anspruch nehme und diese Aufgabe nicht vergütet werden würde. Gut möglich also, dass die tatsächlichen Zahlen höher sind.“
Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen: In Deutschland, wo alles und jeder erfasst wird, hat die zuständige oberste Bundesbehörde nur ein recht ungefähres Bild von den Nebenwirkungen der größten Impfkampagne seit Bestehen des Staates.
Kein Wunder, dass nun endlich Unzufriedenheit laut wird – wundersam eher, dass dies so lange nicht geschah. „In der eher zurückhaltenden Wissenschaftswelt sorgt die Geheimniskrämerei der Hersteller in Sachen Patientendaten zunehmend für Unmut“, schreibt die „Welt“. Und beruft sich dabei unter anderem auf den Charité-Immunologen Andreas Radbruch mit dessen Aussage, es sei ein Grundelement der Wissenschaft, Daten kritisch zu überprüfen: „Daten unter Verschluss zu halten oder den Zugang zu erschweren, lässt den Verdacht aufkommen, die Impfstoffe könnten nicht so sicher sein wie behauptet. Die Einsicht sollte zumindest Fachleuten möglich sein.“
Doch nicht nur die Hersteller, auch die Politik bzw. die ihr weisungsgebundenen Behörden nimmt der Immunologie in die Verantwortung, wie das Blatt ausführt: „Es sei Aufgabe der Behörden, die Primärdaten einzufordern und die der Hersteller, sie zu liefern.“ Besonders pikant: Auch die Europäische Arzneimittelbehörde EMA und die US-amerikanische FDA können bei den Primärdaten laut „Welt“ nicht weiterhelfen. Biontech antwortete auf eine „Welt“-Anfrage, man könne „Informationen, die unter den Datenschutz von persönlichen und Patientendaten fallen, nicht offenlegen“.
Die „Welt“ moniert auch den geringen Aufklärungseifer unserer Behörden: „Fakt ist: Auch in Deutschland war der Eifer, an unter Verschluss gehaltene Daten zu kommen, schon mal größer. Das Blatt zitiert die Berliner Pharmaspezialistin Susanne Wagner, die seit 30 Jahren in der Hightech-Forschung tätig ist: „In den 80er-Jahren passierte es regelmäßig, dass Delegationen der Zulassungsbehörden losmarschierten, um die klinischen Studien der Hersteller zu prüfen. Für die Hersteller waren solche Audits ein Albtraum. Gut ausgebildete Kontrolleure begutachteten die Berichte eines jeden einzelnen Studienteilnehmers“. Ein solches Verantwortungsbewusstsein sollte bei neuen Medikamenten wie den mRNA-Impfstoffen Standard sein, so Wagner zur „Welt“.
Die Expertin hätte gerne konkrete Antworten auf konkrete Fragen zu den Zulassungsstudien: „Warum wurden 300 Probanden im Nachhinein ausgeschlossen, obwohl man weiß, dass so etwas das Ergebnis grob verzerren kann?“ Diese Fälle müssten anonymisiert geprüft werden, sagt sie gegenüber der Welt: „Digital ist das leicht möglich. In den 80er-Jahren gingen dafür noch Papierkonvolute auf Lastwagen hin und her.“
Noch heftiger fällt die Kritik von dem Virologen Alexander Kekulé aus. Er sieht in den Primärdaten eine Art öffentliches Gut, wie er der „Welt“ sagte: „Dass die Pharmahersteller die Daten nicht herausrücken, ist nicht zu rechtfertigen. Bei einem exotischen Impfstoff, der nur selten verimpft wird, kann man möglicherweise darüber hinwegsehen. Aber bei einem Massenimpfstoff wie den mRNA-Vakzinen muss man darauf bestehen.“ Doshi habe zwar nicht wissenschaftlich nachgewiesen, dass es mehr Nebenwirkungen gebe, „aber er hat Fragen aufgezeigt, die beantwortet werden müssen“.
Der Umgang mit den Daten und das Schweigen der meisten Medien darüber ist ein Skandal. Die „Welt“ steht mit ihrer zumindest teilweise kritischen Berichterstattung zur Corona-Politik und zu Impfungen leider recht alleine da unter den großen deutschen Medien. Und zudem stehen viele der lesenswerten Berichte hinter einer Zahlschranke, können also von vielen Menschen nicht gelesen werden.
Erfreulich ist, dass sich immer mehr Spezialisten trauen, sich kritisch zu Wort zu melden. Stein für Stein könnten sie so die Mauer des Schweigens zum Einstürzen bringen.
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