Ein 1895 geschriebenes Buch liefert 129 Jahre später noch ganz wichtige Anstöße, um das aktuelle politische Geschehen in Deutschland zu verstehen. Gustave Le Bon nimmt in seinem Werk „Psychologie der Massen“ eine sezierende Analyse der kollektiven Psyche vor. Der französische Mediziner, Anthropologe, Psychologe, Soziologe und Erfinder beschreibt viele der Mechanismen, die wir auch heute noch täglich erleben.
So schildert er, was wir in Corona-Zeiten erlebt haben: Wie die Vernunft ausgeschaltet und der Herdentrieb eingeschaltet wird. Sehr eindringlich legt er dar, wie die Menschen in ihrer Masse bereit sind, fast jede Lüge zu glauben. Wenn sie nur oft genug wiederholt wird, erscheint sie vielen als Realität. Hitlers Chef-Propagandist Josef Goebbels hatte Le Bon sehr aufmerksam gelesen – und dessen Erkenntnisse auf übelste Weise für sein finsteres Werk missbraucht.
Der Trick funktioniert, wie schon Le Bon erkannte, allerdings nur, solange die Menschen nicht mit gegenläufigen Botschaften und Meinungen konfrontiert werden. Einer der Gründe, warum Goebbels selbst den Empfang von ausländischen Radiosendern unter Strafe gestellt hat. Und einer der Gründe, warum die rot-grünen Ideologen heute mit allen Mitteln die alternativen Medien bekämpfen – von Konto-Kündigungen bis zu Dauer-Diffamierung – und es in ihren Sendungen und Talkshows tunlichst meiden, kritische Stimmen zu Wort kommen zu lassen. Bis auf Alibi-Handlungen mit Feigenblatt-Charakter, wie gelegentlichem, notgedrungenem Einladen von AfD-Politikern, die aber nur dem Ziel der Vorführung dienen und in denen diese keine fairen Bedingungen vorfinden, sondern eine Wand von massiven Kritikern – so als ob im Fußball ein Einzelner gegen eine ganze Mannschaft mitsamt Schiedsrichter spielen müsste.
Le Bon erklärt auch, warum man mit Logik gegen die Propaganda nicht ankommt. Er schreibt in einer Passage, über die ich kürzlich gestolpert bin: „Bei der Aufzählung der Faktoren, die imstande sind, die Massenseele zu erregen, könnten wir uns die Erwähnung der Vernunft ersparen, wenn man nicht den negativen Wert ihres Einflusses aufzeigen müsste. Wir haben bereits festgestellt, dass die Massen durch logische Beweise nicht zu beeinflussen sind und nur grobe Ideenverbindungen begreifen. Daher wenden sich auch die Redner, die Eindruck auf sie zu machen verstehen, an ihr Gefühl und niemals an ihre Vernunft. Die Gesetze der Logik haben keinerlei Einfluss auf sie. Um die Massen zu überzeugen, muss man sich zunächst genau Rechenschaft geben über die Gefühle, die sie beseelen, muss den Anschein erwecken, dass man sie teilt, dann versuchen, sie zu verändern, indem man mittels angedeuteter Ideenverbindungen gewisse zwingende Bilder hervorruft.“
Das zwingende Bild, das Politik und Medien heute hervorrufen, ist das Bild, dass ihre Kritiker „Nazis“ sind. Womit das Schüren von Angst sofort impliziert ist – denn wer hätte davor keine Angst.
Le Bons Buch ist eine Fundgrube für Gedanken, um das heutige Geschehen zu verstehen. Gerade lese ich im Kapitel „Die sogenannten verbrecherischen Massen“ die Beschreibung der Mechanismen, die ein knappes Jahrhundert nach Erscheinen des Buches den Holocaust ermöglichten: Dass aufgehetzte Massen Verbrechen begehen, ohne diese als solche wahrzunehmen, ja sogar in dem Glauben, etwas Gutes zu tun, wenn sie nur entsprechend indoktriniert und aufgehetzt sind. Le Bon beschreibt das anhand der grausamen Verbrechen in der Bartholomäus-Nacht und bei der Französischen Revolution. Le Bon spricht von einer „Überzeugung des Mörders“, mit dem Mord „eine äußerst wertvolle Tat getan zu haben, eine Überzeugung, die umso natürlicher ist, da er auf die einmütige Zustimmung seiner Mitbürger rechnen kann“.
Das Fazit von Le Bon: „Eine derartige Tat kann vielleicht gesetzlich, aber nicht psychologisch als Verbrechen bezeichnet werden.“ Und weiter nennt er als „allgemeinen Merkmale der so genannten verbrecherischen Massen“: „Beeinflussbarkeit, Leichtgläubigkeit, Überschwang der guten und schlechten Gefühle.“ Die Verbrechen der Massen seien „in der Regel die Folge einer starken Suggestion, und die einzelnen, die daran teilnahmen, sind hinterher davon überzeugt, einer Pflicht gehorcht zu haben. Das ist beim gewöhnlichen Verbrecher durchaus nicht der Fall“.
Ich war regelrecht entsetzt, als ich diese Zeilen las. Weil sie mir klar machen, wie sehr wir bei der Aufarbeitung der Verbrechen des Nationalsozialismus in eine falsche Richtung gehen. Die ständige Betonung der Einzigartigkeit des Holocausts macht uns geradezu blind für die Erkenntnisse über die Mechanismen dahinter, die Le Bon schon 50 Jahre vor diesem gigantischen Verbrechen hatte: Wie fatal es ist, wenn Massen aufgehetzt werden, wenn sie gegen Feindbilder in Gang gesetzt werden – und wie leicht sie dann der Manipulation folgen, sie würden all das nur für das „Gute“ und gegen das „Böse“ tun. Ja es sei geradezu ihre Pflicht, die „Bösen“ bis zum äußersten zu bekämpfen.
Kommen Ihnen jetzt die gleichen Gedanken, die mir gekommen sind? Gott bewahre vor einer Gleichsetzung der heutigen Zustände mit denen des Nationalsozialismus. Aber Gott bewahre auch davor, zu verkennen, dass die Mechanismen, die Politik und Medien heute anwenden, und ihre Wirkung auf die Massen, genau die gleichen sind, die schon Le Bon beschrieben hat – und die im allerschlimmsten Fall und in letzter Konsequenz eben zu Schrecken wie dem Holocaust führten.
Wäre die Vergangenheitsbewältigung nicht zu einem Ritual verkommen, würden die Verbrechen des Nationalsozialismus ehrlich aufgearbeitet, statt instrumentalisiert und missbraucht für die politische Auseinandersetzung, gäbe es ein aufrichtiges Interesse daran, aus den Verbrechen von Hitler und seinen Komplizen Konsequenzen für das Heute zu ziehen und geläutert zu sein – wir müssten verstehen, dass nie wieder eine politische Kraft damit durchkommen darf, sich im Besitz der „Wahrheit“ zu fühlen. Nie wieder eine politische Kraft ihre Gegner und Menschen mit anderer Meinung dämonisieren darf.
Dass also nie wieder das geschehen darf, was unser polit-medialer Komplex derzeit mit voller Energie tut. Auch wenn diesmal wohl in letzter Instanz kaum ein Massenmord droht – die Frage, wie weit die vermeintlich „Guten“ bei der Bekämpfung derjenigen, die sie als das „Böse“ ausgemacht haben, diesmal gehen, ist offen. Von Hexenverbrennungen über die Bartholomäus-Nacht bis hin zur vergleichsweise „harmlosen“ Kommunisten-Verfolgung unter McCarthy in den USA – die Geschichte zeigt, dass die unterschiedlichsten Varianten des Schreckens möglich sind, wenn erst einmal die falsche Richtung eingeschlagen ist.
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